Frauenweihe und Weltsynode :Ringen um die Frauenfrage
Der oberste Glaubenshüter der Kirche, Kardinal Victor Fernandez, erinnerte an den früher bereits mehrfach geäußerten Standpunkt des Papstes in dieser Frage. Zugleich entschuldigte er sich am 21. Oktober in einer Erklärung vor den rund 350 Synodalen, darunter knapp 50 Frauen, für seine Abwesenheit bei einem Treffen am 18. Oktober im Vatikan.
Dort hatten etwa 100 Synodenteilnehmer, unter ihnen viele Frauen, mit Fernandez über die Zulassung von Frauen zum Diakonat sprechen wollen. Der Kardinal verantwortet eine Arbeitsgruppe, die parallel zur Synode Vorschläge zum Thema Frauen in der Kirche erarbeiten soll. Der von ihm für diesen Austausch beauftragte koordinierende Sekretär des Glaubensdikasteriums sei jedoch wegen eines ärztlichen Eingriffs nicht bei dem Treffen gewesen und habe den Termin seinerseits an zwei andere Personen delegiert, so der Kardinal.
Als er, Fernandez, erfahren habe, dass seine Gegenwart erwünscht gewesen sei, habe er ein neues Treffen mit den Synodalen für den 24. Oktober um 16.30 Uhr angeboten. Die Abwesenheit des Kardinals hatte zahlreiche Unmutsäußerungen unter Synodalen ausgelöst. Ausrufe wie „skandalöses Verhalten“, „schlimme Enttäuschung“, „Schande“ und „Katastrophe für die Synode“ waren aus Teilnehmerkreisen zu hören.
„Frage noch nicht reif“
Inhaltlich betonte Fernandez nun, es sei bekannt, was Papst Franziskus zum Thema Frauenweihe gesagt habe. Nach Meinung des Papstes sei die Frage „noch nicht reif“, weshalb man sich mit dieser Möglichkeit „jetzt nicht aufhalten solle“.
Zugleich betonte der Glaubenspräfekt, dem Papst sei die Rolle der Frauen in der Kirche ein „sehr wichtiges Anliegen“. Er habe schon frühzeitig das Glaubensdikasterium damit beauftragt, Möglichkeiten einer Entwicklung auszuloten, ohne sich auf das Weiheamt zu konzentrieren. Er sei an diese Anweisung gebunden und stimme auch inhaltlich vollkommen damit überein, erklärte Fernandez.
Als Grund nannte er: „Wenn wir über den Diakonat für einige Frauen nachdenken, löst das nicht das Problem von vielen Millionen Frauen in der Kirche.“ Zudem seien andere Schritte, die bereits möglich sind, nicht gemacht worden. Dazu gehöre das neue dauerhafte Laienamt für Katecheten, das jetzt auch die Möglichkeit beinhaltet, die Gemeindeleitung im Falle von Priestermangel zu übernehmen.
Wer weiter das Thema Diakonat der Frau für vorrangig halte, solle Eingaben an die vom Papst bereits 2020 eingerichtete Kommission unter Leitung von Kardinal Giuseppe Petrocchi machen. Diese theologische Fachkommission prüft vor allem, ob es einen Frauendiakonat bereits in der frühen Kirche gab und unter welchen Bedingungen es wiederbelebt werden könnte.
Schritt für Schritt vorangehen
Fernandez schloss seine Ausführungen mit dem Satz: „Ich bin überzeugt, dass wir Schritt für Schritt vorangehen und sehr konkrete Dinge erreichen können, damit man begreift, dass nichts im Wesen der Frau ist, was Frauen daran hindert, wichtige Leitungsstellen in der Kirche zu übernehmen. Was wirklich vom Heiligen Geist kommt, wird man nicht aufhalten können.“ Die Rede des Kardinals sei von der Synodenversammlung mit Beifall bedacht worden, hieß es im Vatikan.
Ob das den Synodalen am Ende reichen wird, zeigt sich am kommenden Wochenende, wenn die Versammlung nach fast vier Wochen Beratungen über ein Abschlusspapier mit Vorschlägen für den Papst abstimmen wird. Klar ist, der Vatikan hat sich die Auseinandersetzung mit dieser Frage selbst ins Haus geholt.