Papstbesuch:Krieg und Frieden als Thema

Herzliche Gespräche zu schweren Themen – so lautete die Kurz-Zusammenfassung von Olaf Scholz’ Besuch im Vatikan. Am 2. März hatte Papst Franziskus den deutschen Bundeskanzler erstmals in Privataudienz empfangen. Das katholische Kirchenoberhaupt und der konfessionslose SPD-Politiker sprachen 35 Minuten lang vor allem über die aktuellen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Sie hätten darüber diskutiert, wie mehr Frieden und Sicherheit in dieser Welt gewährleistet werden könne, berichtete Scholz bei einem Pressestatement im Anschluss. Der Vatikan sprach von einem Austausch zu „der unermüdlichen Suche nach einer diplomatischen Lösung, die zu einem möglichst baldigen Ende der Feindseligkeiten führen soll“.
Weitere Themen seien etwa Fragen der Migration, die guten Beziehungen und die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland sowie die Bedeutung des christlichen Glaubens in der deutschen Gesellschaft gewesen, hieß es weiter in der Mitteilung aus dem Vatikan.
Scholz: Mit klarem Blick in die Zukunft blicken
„Ein wichtiges Gespräch in einer Zeit, in der es darauf ankommt, dass wir mit klarem Blick in die Zukunft blicken und dass wir klare Grundsätze haben“, resümierte der deutsche Bundeskanzler vor Journalisten. Auch für ihn persönlich sei es ein wichtiges und bedeutendes Treffen gewesen.
Ein wichtiges Gespräch in einer Zeit, in der es darauf ankommt, dass wir mit klarem Blick in die Zukunft blicken und dass wir klare Grundsätze haben.
Bundeskanzler Olaf Scholz
Bei der zweiten Begegnung der beiden nach der Beisetzung des früheren deutschen Papstes Benedikt XVI. im letzten Jahr wurden zudem Geschenke ausgetauscht. Scholz überreichte dem katholischen Kirchenoberhaupt den offiziellen Ball der kommenden Europameisterschaft in Deutschland sowie einen weißen Porzellanbären mit dem Wappen der Bundesrepublik. Der Papst übergab dem deutschen Regierungschef ein Bronzewerk mit dem Titel „Soziale Liebe“. Es zeigt ein Kind, das einem anderen beim Aufstehen hilft. Nach der Privataudienz bei Papst Franziskus folgte ein Treffen von Bundeskanzler Scholz mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem päpstlichen Chefdiplomaten.
Anlässlich des Besuchs waren Teile des Petersplatzes sowie die zum Vatikan führende Via della Conciliazione weiträumig abgesperrt. Das Treffen zwischen Scholz und Papst war die sechste und letzte Audienz für Franziskus an diesem Tag. Bei zwei Gruppenempfängen am Morgen hatte der 87-Jährige auf das Verlesen seiner Rede verzichtet. Ende Februar war er an einer Atemwegsinfektion erkrankt.
Bei Beisetzung Benedikts zum ersten Mal begegnet
Von Telefongesprächen und einer Begegnung kennen sich Scholz und Franziskus bereits: Bekannt ist, dass die beiden etwa im März 2022 nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine miteinander sprachen. Scholz wurde protestantisch getauft, ging zum Konfirmationsunterricht, trat aber vor einigen Jahren aus der Kirche aus. Wichtig sind ihm nach eigenen Angaben die Kirchen aber trotzdem: Er beziehe sein Wertegerüst auch aus seinen protestantischen Wurzeln, erklärte er in einem KNA-Interview.
Für Scholz war die Vatikanaudienz nicht der letzte Termin des Tages. Vor seinem Rückflug besuchte er den Parteitag der europäischen Sozialisten und Sozialdemokraten in Rom. Am 1. März hatte der Bundeskanzler bereits Gespräche mit Staatspräsident Sergio Mattarella sowie der Vorsitzenden der italienischen Linksdemokraten, Elly Schlein, geführt.