Wanderkirche:Kontakt zueinander bekommen
Rascheid. „Wir haben so viele Kirchen und Kapellen, die an Traumschleifen liegen.“ Das war laut Pfarrer Christian Heinz der Ausgangspunkt, als vor zwei Jahren im Pfarrgemeinderat die Idee entstand, in der Fastenzeit beides miteinander zu verbinden. Hinzu kommen die Italien-Erfahrungen von Heinz, der einst in Rom studiert hat. Dort haben die sogenannten Stationsgottesdienste Tradition, sagt er. Gerade in der Fastenzeit sei es für viele Menschen ein verstärktes Bedürfnis, Gottesdienst zu feiern. Deshalb habe man sich entschlossen, die Wander-Kirche während der Fastenzeit anzubieten.
13 Kilometer rund um Rascheid
So sind am ersten Märzwochenende 20 Gläubige und Wanderfreunde in die kleine St. Anna-Kapelle nach Rascheid gekommen, um den Start ins diesjährige Projekt mit einer Messe zu beginnen. Die Kapelle – bei den Einheimischen auch Heiligenhäuschen genannt – wurde einst vom Sold finanziert, den die 17 Männer erhalten hatten, die wegen des deutsch-österreichischen Krieges 1866 einberufen worden waren und alle unversehrt zurückkehrten.
Wir müssen auch die eigene Unbeweglichkeit in den Blick nehmen.
Pfarrer Christian Heinz
Pfarrer Heinz, selbst ein begeisterter Wanderer, nahm das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Aufhänger für seine Predigt: Der Vater bewegt sich auf seinen Sohn zu, als dieser zurückkehrt, während der daheim gebliebene Sohn sich nicht bewegen will, sondern seine Pflichten erfüllt. „Wir müssen auch die eigene Unbeweglichkeit in den Blick nehmen“, ermutigte Heinz die Gottesdienst-Teilnehmer. „Denken wir nach über unsere Beweglichkeit.“ Auch die heutige Zeit sei mit dem Begriff Beweglichkeit zu verbinden. Vieles sei in Bewegung, wenn man sich die derzeitigen Kriege betrachte: „Vieles scheint sich zu bewegen und doch nichts“, erklärte der Priester.
Mit positiver Stimmung begaben sich Wanderer – viele waren schon im Vorjahr mit dabei – dann auf den Premiumwanderweg Königsfeldschleife. Diese verläuft auf 13 Kilometern rund um Rascheid und berührt auch den Ort Geisfeld.
Ortskundige als Gastgeber
Die prognostizierten vier Stunden Wanderzeit reichen an diesem Tag nicht aus. Knapp fünf Stunden benötigen die Fastenzeit-Wanderer, die gegen Ende auf einem sumpfigen Abschnitt auch noch nasse Füße bekommen. Der guten Laune der Teilnehmer tat dies keinen Abbruch. Nicht nur aus der Pfarrei St. Franziskus waren Frauen und Männer unterwegs bei der Wander-Kirche. Auch Menschen aus umliegenden Pfarreiengemeinschaften wie Vorderer Hochwald und Thalfang sowie aus Bad Kreuznach und dem Saarland waren zu dem besonderen Angebot nach Rascheid gekommen.
Die Anzahl der Wanderer sei diesmal etwas niedrig gewesen: Von den 20 Besuchern des Gottesdienstes machten sich 16 auf den Weg. In den Vorjahren seien es schon mal mehr als 30 gewesen, sagte Heinz. Das Angebot trage dazu bei, dass Wanderer aus benachbarten Orten, die sich sonst nicht begegnen, Kontakt zueinander bekommen. Oft würden Einheimische die Fastenwanderer begleiten und dann auch über ihren Ort informieren, erläutert der Geistliche. „Ortskundige fühlen sich dann als Gastgeber“, sagte Heinz.