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Hilfswerke:Für Helfer wird es schwieriger

Die Folgen von Klimawandel und Kriegen treffen vor allem Menschen mit hohem Armutsrisiko, mahnt das Hilfswerk Misereor. Politische Krisen beeinträchtigen die Arbeit von Helfern zusätzlich.
Eine Mitarbeiterin von Malteser international berät in Pakistan Frauen im Bereich Gesundheit und Hygiene.
Datum:
26. Aug. 2023
Von:
KNA

Die Arbeit von Entwicklungshelfern wird aus Sicht von Misereor durch die politische Krise in Niger vor Ort immer schwieriger. Zugleich steige angesichts vielfältiger weiterer Krisen weltweit der Bedarf für humanitäre und Entwicklungshilfe. Deutschland komme als einem der reichsten Länder der Erde eine hohe Verantwortung zu, „dass wir der Vision einer menschenwürdigen und gerechten Welt für alle näher kommen“, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am 17. August in Berlin anlässlich der Jahresbilanzpressekonferenz des Hilfswerks.

Misereor unterstützte im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht zusammen mit 1.800 Partnerorganisationen vor Ort etwa 3.200 Projekte in 86 Ländern. 61,7 Millionen Euro Spenden erhielt Misereor dazu. Das sei etwas weniger als im Vorjahr, aber im Vergleich über mehrere Jahre auf einem bleibend hohen Niveau, sagte Spiegel. Insgesamt standen im vergangenen Jahr mit Mitteln des Entwicklungsministeriums 241,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Der Schwerpunkt der Arbeit von Misereor liege auf Hilfsprojekten sowie Bildungs- und Lobbyarbeit für Menschen in Ländern des Globalen Südens.

Internationale Erwartungen an Deutschland gestiegen

Der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe, Karl Jüsten, sagte bei der Pressekonferenz, internationale Erwartungen an die deutsche Entwicklungszusammenarbeit seien gestiegen. Statt der geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt um mehr als fünf Prozent auf 11,5 Milliarden Euro seien deutliche Steigerungen in diesem Bereich notwendig. Dies betreffe auch die Aufstockung der Hilfen für Geflüchtete und deren Aufnahmeländer.

„Der Arroganz der besserwissenden und moralisch scheinbar überheblichen westlichen Staaten stellen wir mit unserer Arbeit an der Basis glaubwürdige, gelebte Solidarität und Partnerschaft entgegen“, so Jüsten. Damit würden auch demokratische Werte im weltweiten Wettbewerb gesichert.

Es ist unsere Verantwortung, dazu beizutragen, dass Hass und Gewalt aus den Herzen verschwinden

Post auf dem Papst-Account bei X

Papst Franziskus forderte mehr Geld für humanitäre Hilfe statt für Militärausgaben. „Es ist unsere Verantwortung, dazu beizutragen, dass Hass und Gewalt aus den Herzen verschwinden“, hieß es in einem Post auf dem Papst-Account des Sozialen Netzwerks X, ehemals Twitter.

Humanitäre Helfer sind nach Angaben des Bündnisses Aktion Deutschland Hilft wachsenden Gefahren ausgesetzt. Es komme immer häufiger zu gezielten Angriffen auf Helfer, das Völkerrecht werde zunehmend missachtet, der Zugang zu Menschen in Not werde ihnen verwehrt, teilte das Bündnis in Bonn mit. Im vergangenen Jahr wurden 439 Helferinnen und Helfer Opfer von Angriffen; 115 starben.

Sechs tote Helfer in seinem weltweiten Netzwerk beklagt Caritas international; zwei Mitarbeitende starben in der Ukraine, zwei im Südsudan und zwei in Äthiopien. Weltweit sind der UN zufolge mehr als 339 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen; rund 100 Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Strikte Neutralität soll Risiken vermindern

Während der Bedarf an humanitärer Hilfe ständig steige, würden die Bedingungen für Helfer immer schwieriger, so Aktion Deutschland Hilft. Um die Risiken zu verringern, setze man auf strikte Neutralität und Kontakte zur Bevölkerung vor Ort. Viele Organisationen sicherten ihre Büros mit Zäunen oder vergitterten Fenstern. Mancherorts kämen schusssichere Westen und Fahrzeuge zum Einsatz. In anderen Fällen ließen sich die Helfer durch Polizei eskortieren – oder sie versuchten, sich wie im Jemen möglichst unsichtbar zu machen, indem sie etwa alte, unauffällige Kleinbusse ohne Logo nutzten.