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Gedenken:Erinnerung, Hoffnung, Mahnung

Zum zweiten Gedenktag der Flut hat es mehrere Veranstaltungen gegeben.
Die neue Kapelle liegt in den Weinbergen über Walporzheim und ist über einen steilen Aufstieg zu erreichen.
Datum:
22. Juli 2023
Von:
red/bip

Mürlenbach/Walporzheim. Während Brigitte und Heinz Müller bei dem zweiten Jahresgedenken der Flutkatastrophe den 14. und 15. Juli 2021 Revue passieren lassen, herrscht betretene Stille unter den rund 100 Anwesenden. Mit Sorge hatte das Ehepaar in Rente den rasant steigenden Pegel der Kyll beobachtet. Als schließlich das Wasser ins Erdgeschoss ihres Hauses eingedrungen war, suchten sie Zuflucht im Obergeschoss und harrten dort über Nacht aus. Bundeswehrsoldaten befreiten sie schließlich aus ihrer Notlage mithilfe eines Amphibienfahrzeuges. Anschließend kam das Ehepaar in einer Ferienwohnung unter. Doch es sollten 15 Monate vergehen, bis die beiden ins teilrenovierte Eigenheim zurückkehren konnten.

„Wir danken unserer Familie und den Helfern aus nah und fern für alle Hilfe und Unterstützung“, sagten sie bei der Gedenkveranstaltung am 14. Juli in dem Eifeldorf Mürlenbach. Und: „Wir danken Gott, dem Herrn, für unsere Rettung und unser Leben.“ Die Müllers seien ein Beispiel dafür, wie die Flut „die verlässliche Welt in unserem schönen Mürlenbach“ verändert habe, erklärte Ortsbürgermeister Ewald Weidig. Obwohl die Erinnerungen an die Katastrophe die Einwohnerinnen und Einwohner noch immer belasten – „wir haben nicht aufgegeben, und wir stehen zusammen“, betont er. Pfarrer Ralf Pius Krämer von der Pfarreiengemeinschaft Gerolsteiner Land ergänzte: „Manchmal ist das Leben wunderbar, und manchmal ist es eine große Zumutung.“

Ein Ort für die Höhen und Tiefen im Leben

Die Mürlenbacher treibt die Sorge um ihre Kirche um. In der St.-Luzia-Pfarrkirche – nach Recherchen des Ortschronisten Ernst Becker eines der ältesten religiösen Baudenkmäler der Eifel – habe das Wasser vor zwei Jahren meterhoch gestanden und großen Schaden angerichtet. „Unsere Kirche ist seit Jahrhunderten ein Ort für die Höhen und Tiefen im Leben der Menschen, die hier leben“, erklärte Andrea Molitor vom Pfarrgemeinderat. „Jetzt brauchen wir eine Perspektive und Zuversicht.“ Obwohl es konkrete Pläne gebe, warte man noch auf ein entscheidendes Wort des Bischofs. „Ich weiß von Ihren Plänen, die Kirche nicht nur wiederherstellen zu wollen, sondern in ihr auch neue Begegnungsformen zu ermöglichen“, antwortete Bischof Dr. Stephan Ackermann und sagte zu, den Mürlenbachern eine zeitnahe Rückmeldung zum Stand der Dinge zu geben.

 

Zum Gedenken an die Flut weihte er zudem die „Flutkapelle des Ahrtals“ in den Weinbergen über Walporzheim. Die Kapelle solle zu einem Ort werden, an dem sich die Besucherinnen und Besucher an Menschen erinnern können, die ihr Leben in der Flut verloren haben. Der Bau der Kapelle gebe aber auch Hoffnung und lenke den Blick auf das, was schon geschafft wurde. Doch zugleich verstehe Ackermann diesen neuen Ort auch als Zeichen der Mahnung. „Er mahnt dazu, sensibel zu bleiben füreinander und das Zusammenleben, aber auch für die versteckten Wunden“, sagte der Bischof. Er ermunterte, Solidarität zu leben und empathisch zu sein. Zudem stehe die Kapelle für ihn als Mahnung zur Bescheidenheit und als Aufforderung im Einklang mit der Schöpfung zu leben.

Kirchen und Kapellen sind keine von der Welt abgeschlossenen Räume.

Andrea Wittkopf

Die Mitglieder des Freundeskreises der Kapelle St. Josef Walporzheim werden sich zukünftig um die Kapelle im Wingert kümmern. Sie hoffen, dass die St.-Donatus-Kapelle gut angenommen werde. „Kirchen und Kapellen sind keine von der Welt abgeschlossenen Räume. Daher soll diese Kapelle für Angehörige, Einheimische, Wanderer und Besucher im Ahrtal eine Erinnerungsstätte werden und zum Wallfahrten, Pilgern, zum Verweilen und zum Gebet einladen“, fasst es Andrea Wittkopf vom Kapellenverein zusammen. Den Wünschen schloss sich Bischof Ackermann an: „Ich wünsche mir, dass viele den Weg hierher finden und keiner ungestärkt weg geht.“