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Neues Buch:Wie sich die Zeiten gleichen

Geschichte anschaulich erzählt: Das neue Buch von Dr. Frederik Simon mit dem Titel „Zeitenwende im Bistum Trier (1824): Ein neuer Bischof, Kirchenreform und der Ruf nach Synoden“ ist mehr als nur ein geschichtlicher Exkurs. Es zeichnet erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit auf.
In lebendigen Worten berichtet Dr. Frederik Simon von der unter dem Trierer Bischof Joseph von Hommer stattgefundenen Kirchenreform.
Datum:
20. Juni 2024
Von:
Rolf Lorig

Der große Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel soll gesagt haben, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Wer bei der Buchpräsentation im Mediensaal der Dom-Information in Trier den Ausführungen von Priester Dr. Frederik Simon folgte, fühlte sich unweigerlich daran erinnert.

Als Joseph von Hommer vor 200 Jahren sein Amt als neuer Bischof von Trier antrat, musste er sein neu zusammengebautes Bistum organisieren und eine pastorale Erneuerung in Gang setzen. Für Dompropst Jörg Michael Peters war das in der Retrospektive eine Zeitenwende im Sinne einer Neuausrichtung und des gemeinsamen Aufbruchs – „ein Lichtstrahl, der auf diesen großen Bischof fällt“.

Auf Wunsch des preußischen Königs

Die Geschichte der Trierer Erzbischöfe endete mit Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Bedingt durch die Französische Revolution verlor Trier diesen Status, wurde zur einfachen Bischofsstadt. Mit Charles Manney begann eine neue Zeitrechnung, zu der allerdings auch eine achtjährige Sedisvakanz gehört. Papst Pius VII. ernannte schließlich auf den Vorschlag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. den gebürtigen Koblenzer Geistlichen Joseph von Hommer zum neuen Bischof von Trier.

Er wollte einen Neuanfang, der sich in verschiedene Richtungen entfaltet.

Dr. Frederik Simon

Der war da mit 70 Jahren kein junger Mann mehr, so Frederik Simon. Aber ein Mann, der die Aufgabe nicht scheute und jede einzelne der Pfarreien in seinem Bistum mit der Kutsche bereiste. In den Gesprächen vor Ort informierte er sich ganz genau und erteilte den Geistlichen Ratschläge, die die Situationen in den Pfarreien verbessern sollten.

In seiner Amtszeit war ihm die Intensivierung der geistlichen Ausbildung ein wichtiges Anliegen. Für die Bildungsreform hatte Bischof Manney mit dem Bau eines neuen Priesterseminars bereits erste Weichen gestellt. Und diese Reform galt es nun zu vertiefen. „Er wollte einen Neuanfang, der sich in verschiedene Richtungen entfaltet“, so Simon.

Von Hommer war kein Freund von vergangenem Pomp, rigoros veränderte er kirchliche Gebräuche, die er für irreführend und unnütz hielt. Das wiederum stieß weder bei den über 1600 Geistlichen seines Bistums, noch beim Domkapitel, seinem Senat, auf Beifall. Doch gegen alle Widerstände wusste sich der Bischof durchzusetzen und gründete sogar ein neues Generalvikariat.

Geprägt von Glauben und preußischem Denken gab er klare Leitlinien für die Priester vor. Sie sollten über eine sehr gute theologische und weltliche Bildung verfügen, durch Sitte und Moral ein Vorbild für die Gemeinde sein, sowie als Seelsorger, Erzieher und Lehrer nah an den Menschen sein.

Von Hommer sei bewusst gewesen, dass er viel von den Geistlichen verlangte. Deshalb sei es seine Maxime gewesen, die Menschen bei den Veränderungen mitzunehmen, ohne in Extreme zu verfallen.

Reform-Geistliche und der Aufstand

Und dann kamen die 1830er Jahre. Sogenannte „Reform-Geistliche“ probten den Aufstand. Ihre Forderungen waren nicht ohne: Beschneidung der päpstlichen Rechte, den Aufbau einer Nationalkirche unter einem Primas mit einem Senat sowie die Einberufung von Provinzialsynoden.

Mehr noch: Sie forderten eine freie Dechanten- und Definitorenwahl, Gehaltsaufbesserungen des einfachen Klerus, die Abschaffung des Pflichtzölibates, der Brevierpflicht und der Reservationen. Ferner die Abschaffung des Fast- und Abstinenzgebots und die Änderung der Liturgie. Weiter die Einführung des muttersprachlichen Gottesdienstes sowie eine neue Bibelübersetzung in deutscher Sprache.

Forderungen, die denen in unserer Zeit erstaunlich nahekommen. Aber eben auch Forderungen, die selbst reformwillige Kleriker verstimmen. So auch bei Bischof Joseph von Hommer, für den schon alleine mit der Forderung nach einer Synode eine deutliche Grenze überschritten war. Er reagierte auf seine Weise: Die „Reform-Geistlichen“ wurden degradiert und versetzt.

 Und da von Hommer vom Grundsatz her immer um Konsens bemüht war, rief er eine Dekanatskonferenz ins Leben, bei der die wichtigsten Fragen um das weitere gemeinsame Vorgehen besprochen wurden.

Info

Das Buch von Dr. Frederik Simon, „Zeitenwende im Bistum Trier (1824): Ein neuer Bischof, Kirchenreform und der Ruf nach Synoden“, ist zum Preis von 92 Euro im Buchhandel und direkt beim Verlag Aschendorff, Münster, erhältlich, ISBN 978-3-402-26642-7.