Urlaubspriester:Urlaubspriester mit Familienanschluss
Wittlich. Auf die Frage, was ihm in Deutschland am besten gefalle, muss Philippe Déguénon nicht lange überlegen: „Zuerst die Sprache“. Schon in seinem Heimatland Benin habe er damit begonnen, Deutsch zu lernen – mit dem Ziel, es irgendwann einmal selbst als Lehrer unterrichten zu können.
Der Wunsch war, Deutsch zu üben
Nach dem Theologiestudium in seiner Heimatdiözese Abomey wechselte er nach Paris, wo er an der Sorbonne Geschichte studierte. Seelsorgegespräche habe er in dieser Zeit außer in Französisch auch in Englisch und Spanisch führen können, aber in Deutsch, das sei – trotz des dortigen Unterrichts – schwierig gewesen, erzählt Déguénon. „Darum wollte ich es mehr üben und habe mich zu den Urlaubsvertretungen in Deutschland entschlossen“, sagt der 54-Jährige im Kreise der Familie Könen. Bei ihr in Platten bei Wittlich war der afrikanische Priester von Mitte Juli bis Mitte August zu Gast. Im Jahr 2005 führte ihn eine erste Urlaubsvertretung im Bistum Trier nach Meisburg bei Daun. Nach einem weiteren Dienst in Bad Neuenahr ist er nun schon zum vierten Mal in der Pfarreiengemeinschaft und jetzigen Pfarrei Wittlich im Einsatz. Bei den Menschen hier – und be-sonders bei seinen Gastgebern Monika und Martin Könen – fühle er sich sehr wohl.
Viele Leute hier mögen mich, sie sorgen für mich und helfen mir. Viele sind zu Freunden geworden.
Philippe Déguénon
„Diese Zeit ist für mich Urlaub“, sagt der Vertretungspfarrer unmissverständlich über die vier Wochen in seiner Gast-Pfarrei. Er sei zum Beispiel frei von der Verantwortung, die sonst mit seiner Arbeit verbunden sei. Neben den Gottesdienst-Vertretungen, für die er keine Predigten vorbereiten müsse, habe er viel freie Zeit und Ruhe, fahre mit dem Rad spazieren und werde von vielen Freunden eingeladen.
Besuch im Heimatland des Pfarrers
„Ich genieße die Zeit“, resümiert der Pfarrer, der zuhause unter anderem eine Grundschule leitet und an einer Bildungseinrichtung für Erwachsene die Fächer Geschichte und Ethik unterrichtet. „Das nächste Schuljahr und das Pastoraljahr kann ich nebenher vorbereiten.“ Ab und zu spiele er gerne in einer der Kirchen auf der Orgel – „aber nur für mich alleine“.
Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste sei in seinem Heimatland schon sehr viel lebendiger, gesteht der Priester – immer gebe es lebhafte Musik und stets verschiedene Chöre. Zu den Messen kämen fast immer – oft schon um 6.30 Uhr in der Früh – sehr viele Gläubige. Von den zahlreichen Unterschieden im alltäglichen Leben zwischen Deutschland und dem Benin, wo sich das Leben mit vielen Kindern auf der Straße abspiele, weiß auch Gastgeberin Monika Könen zu berichten. Mit drei Mitreisenden besuchte die langjährige Plattener Küsterin im Jahr 2015 das Heimatland und die Familie von Déguénon und zeigt in einem Fotoalbum, wo der zum Familienfreund gewordene Philippe lebt und arbeitet.
Bastelarbeiten für die Grundschule
Von zuhause unterstützen Monika Könen und einige Mitstreiterinnen Projekte im Land des Urlaubspriesters. Gemeinsam mit ihrer Schwägerin Hilde beispielsweise fertigt sie Bastelarbeiten an, die sie das ganze Jahr über verkaufen, um mit dem Erlös die Kinder an Déguénons Grundschule zu fördern.
„Viele Leute hier mögen mich, sie sorgen für mich und helfen mir. Viele sind zu Freunden geworden“, fasst Philippe Déguénon seine Zeit der Urlaubsvertretung in der Wittlicher Pfarrei zusammen. Aus den Ferieneinsätzen ist ein weltkirchlicher und kultureller Austausch gewachsen, der von persönlichen Freundschaften geprägt wird.