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Ordensgymnasium:Über 500 Priester hervorgebracht

Bei einem letzten Fest haben sich die Schulgemeinschaft und viele Ehemalige vom Arnold-Janssen-Gymnasium der Steyler Missionare in St. Wendel verabschiedet, das zum 31. Juli nach 125 Jahren seine Pforten schließt.
Nach 125 Jahren schließt das Ordensgymnasium Ende Juli seine Tore.
Datum:
31. Juli 2023
Von:
Bodo Bost
St. Wendel. Beim Abschiedsfest am 15. Juli, das von einem Gottesdienst in der Missionshauskirche eingeleitet wurde, mussten sich nicht wenige der Anwesenden die eine oder andere Träne der Wehmut aus den Augen wischen.
125 Jahre nach Gründung der Ordensschule geht in St. Wendel eine Ära zu Ende. Viele Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Freunde des Missionshauses nahmen Abschied vom Arnold-Janssen-Gymnasium, das zum Monatsende seine Tore für immer schließt.
Trotz der schwierigen Verhältnisse stieg die Zahl der Kandidaten so schnell an, dass bald nicht mehr alle Interessenten aufgenommen werden konnten.
Das Missionshaus hat seit 1898 das Leben in Stadt und Umland geprägt und bereichert. St. Wendel war nach Neisse in Schlesien die zweite deutsche Niederlassung der im holländischen Steyl gegründeten Missionsgesellschaft. 1899 waren die ersten vier Schüler aus Steyl in die Stadt gekommen. Der Unterricht begann unter sehr beengten Verhältnissen. Bruder Maximilian Bergmeier beschrieb die Anfangszeit als eine „Aussaat in Tränen“. Ein und dasselbe Zimmer konnte an einem Tag verschiedenen Aufgaben dienen – als Gast-, Unterrichts- und auch als Wohnzimmer. Trotz der schwierigen Verhältnisse stieg die Zahl der Kandidaten so schnell an, dass bald nicht mehr alle Interessenten aufgenommen werden konnten. Unter den Abgelehnten befand sich auch der spätere Kardinal von Bolivien, Clemens Maurer (1900– 1990). 1904 fanden die ersten Abschlussexamen an der Missionshausschule statt. Zu diesen Absolventen gehörte Mathäus Christmann (1887–1929) aus St. Martin in der Pfalz, der 1920 das erste Priesterseminar für Afroamerikaner in Mississippi gründen sollte und so für die Kirche in den USA eine Zeitenwende einleitete.
 

Ein Absolvent wurde als Märtyrer seliggesprochen

Öffentlich anerkannt wurde der Abschluss am Missionshaus ab 1911, als die Absolventen auch die staatliche Reifeprüfung erwerben konnten. Dadurch stieg die Schülerzahl im Schuljahr 1913/14 auf 297. Bei den Schülern des Missionshauses gab es mehr als 500 Priesterberufungen, darunter wurde einer selig gesprochen: Antonius Joseph Marxen (1906–1946), der 1925 seine Reifeprüfung ablegte und 1946 im kommunistischen Albanien den Märtyrertod fand. Auch zwei Bischöfe, die in China als Missionare wirkten und das Land zwischen 1949 und1952 verlassen mussten, Carl Christian Weber aus Bexbach (1886–1970), und Theodor Schu (1892–1965) aus Tholey, haben in St. Wendel ihre Ausbildung begonnen und liegen dort auf dem Missionshausfriedhof begraben. 
 
Am 1. September 1969 wurde die Schule für externe Schüler geöffnet, zunächst nur für Jungen, seit 1984 auch für Mädchen. Die Öffnung brachte Umstellungen in der Sprachenfolge und im Fächerangebot sowie in der Zusammensetzung des Lehrerkollegiums mit sich. Zunehmend wurden die ordenseigenen Lehrer durch exter nes Personal ersetzt. Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler wuchs stetig, und 1995 wurde die Marke von 800 überschritten.
 

Schulseelsorge gewann immer mehr an Bedeutung

Seit 1993 wurde ein Schulseelsorger eingesetzt, zunächst war es Pater Reinhold Jörger, dann Pater Fabian Conrad, ihm folgte Pater Václav Mucha, und als letzter Schulseelsorger übernahm Pater Ignasius Maros diese Aufgabe. Jeder Schulseelsorger verstand sich gleichermaßen als Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und Eltern. Diese Aufgabe gewann mit der Zeit an Bedeutung, da immer weniger eigene Mitbrüder im Schulbereich tätig waren. 
 
Von Seiten des Ordens bestand großes Interesse, die Schule weiterzuführen, denn sie galt in der Nähe des Grabs des heiligen Wendelinus als eine Stätte der Evangelisierung. Sie sollte eine „weltweite, solidarische Gesinnung fördern, eine Brücke zu den jungen Kirchen in der Welt bauen, Begegnungen mit Missionaren, Missionsschwestern und Missionsgemeinden ermöglichen, Kenntnis von und Verständnis für andere Religionen und Kulturen vermitteln“. Diese Hoffnung begleitete die Schule über viele Generationen hinweg.
 
Ab August werden die Steyler in St. Wendel nur noch mit einem Seniorenheim für Missionare im Ruhestand vertreten sein. Für das Gebäude des bisherigen Gymnasiums ist die zukünftige Verwendung noch nicht gesichert. Es besteht allerdings die Hoffnung, dass wieder eine Schule in die alten Gemäuer zurückkehrt.