Ostern:Papst mit Friedensappellen
Katholische wie evangelische Bischöfe bezeichneten den Glauben an die Auferstehung als starkes Signal dafür, dass die Sehnsucht nach einer Welt der Gerechtigkeit und des Friedens wachbleibt. Im Vatikan beging der gesundheitlich angeschlagene Papst Franziskus das Osterfest. Im Krieg in Nahost feierten die Christen stiller und innerlicher als sonst.
Als Weckruf sieht der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann die Osterbotschaft. Aus der im November vorgestellten Kirchenmitgliedschaftsstudie könne man den Eindruck gewinnen, „dass ein kontinuierliches Absterben des Glaubens und der Religiosität in unserem Land irgendwie vorbestimmt und unumkehrbar ist“, sagte Ackermann. Viele Menschen beklagten zudem, dass das, was ihnen im Glauben wichtig und vertraut gewesen sei, massiv schwinde. „Sie haben das Gefühl, dass ihnen damit ein Stück ihres eigenen Lebens genommen wird.“ Ein zwangsläufiges Verschwinden des Glaubens anzunehmen, hieße jedoch, der „Kraft des österlichen Lebens nicht zu trauen“, sagte Ackermann. Man dürfe nicht meinen, „die Kraft der Auferstehung sei nur so stark, wie wir selbst stark sind im Glauben und in unserer Glaubwürdigkeit“. Wer so denke, bringe Ostern um seine Kraft.
Ostern hält Erzählung von der gerechten Welt wach
Mitten in einer Welt voller Krieg und Not halte die Osternacht die große Erzählung von der Freiheit einer kommenden gerechten Welt wach, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Limburger Dom. „Und damit hält sie uns wach in unserem Einsatz für diese künftige Welt, wie Gott sie will.“
Die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, rief die Christen in ihrer Osterbotschaft auf, Zeichen der Hoffnung zu sein. Sie müssten aufstehen und dabei klar und deutlich Haltung zeigen für ein Leben in Würde, das ausnahmslos jedem Menschen zustehe. Hass und Gewalt müsste die Stirn geboten werden, forderte die Hamburger Bischöfin.
Lassen wir nicht zu, dass immer stärker werdende Winde des Krieges über Europa und den Mittelmeerraum wehen.
Papst Franzsikus
In seiner Osterbotschaft vor seinem weltweit übertragenen Segen „Urbi et orbi“ (Der Stadt Rom und dem Erdkreis) forderte Papst Franziskus am Ostersonntag humanitäre Hilfe für den Gazastreifen. Es brauche einen garantierten Zugang, sagte er vor 60.000 Menschen auf dem Petersplatz. Zudem verlangte er eine sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln sowie einen Waffenstillstand.
Franziskus äußerte sich auch zum Ukraine-Krieg und forderte einen Austausch sämtlicher Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine. „Lassen wir nicht zu, dass immer stärker werdende Winde des Krieges über Europa und den Mittelmeerraum wehen“, betonte er. „Erliegen wir nicht der Logik von Waffen und Aufrüstung.“
„Wir brauchen neuen Geist, Schwung und Visionen“
In der Grabeskirche rief der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, am Ostersonntag zu einem Neuanfang in schrecklicher, gewaltvoller Zeit auf. „Wir müssen uns ernsthaft dafür einsetzen, dass Worte wie Hoffnung, Frieden, Wahrheit, Vergebung und Begegnung wieder eine Bedeutung bekommen“, sagte er vor mehreren hundert meist einheimischen Gläubigen. „Wir brauchen einen neuen Geist, einen neuen Schwung, eine neue Vision, in der niemand ausgeschlossen wird.“
Zum höchsten christlichen Fest herrschten eine teilweise angespannte Sicherheitslage und Sorge vor islamistischen Anschlägen. Am Kölner Dom wie auch im Vatikan gab es Sicherheitskontrollen.