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Marienbild:Individuelle Zugänge zu Maria

Die Bitburger Künstlerin Silke Aurora hat für die Stiftskirche in Kyllburg ein neues Marienbild gemalt. Mit seiner modernen Bildidee regt es dazu an, sich der Gottesmutter auf anderem Wege zu nähern.
Kunsthistorikerin Dr. Ute Bopp-Schumacher, Künstlerin Silke Aurora, Pfarrer Klaus Bender und Kulturdezernent Markus Nöhl (von links) vor dem Bild „Ich bin Maria“ an der Nordwand der Stiftskirche in Kyllburg.
Datum:
26. Juni 2024
Von:
Stefan Endres

Kyllburg. Fünf Frauen und dazu eine Pietà – und alle sind irgendwie Maria. Das in Öl gemalte Marienbild der Eifeler Künstlerin Silke Aurora besteht aus mehreren Bildebenen, die sich überlagern. Fünf nach Modellen porträthaft gemalte Frauen und eine durchscheinende schmerzhafte Muttergottes mit dem toten Leib ihres Sohnes erzeugen ein vielschichtiges Bild, das verschiedene Zugänge zur Gottesmutter ermöglichen möchte.

Es sei eine „unorthodox interpretierte Pietà“, erklärte dazu die Kunsthistorikerin Dr. Ute Bopp-Schumacher am 2. Juni bei der Vorstellung des Werks in der Kirche auf dem Stiftsberg. In den individuellen Porträts zeitgenössischer Frauen, die alle den Betrachtenden anblicken, unterscheide es sich von den idealisierten Marienbildnissen der Kunstgeschichte. Es ermögliche damit die individuellen und persönlichen Zugänge, für die das Bild auch mit seinem Titel stehe: „Ich bin Maria.“

Die Idee für das Bild stammt von Silke Aurora selbst, und wir haben uns darauf eingelassen

Pfarrer Klaus Bender

Das zweimal zwei Meter große Gemälde, das jetzt an der Nordwand der fast 750 Jahre alten gotischen Kirche hängt, wird von drei Personen besonders geprägt: einer jungen Frau in der Mitte, die dem Betrachtenden einladend die Hand reicht, von einer hochschwangeren Frau mit entblößtem Babybauch auf der rechten und am linken Bildrand vom Selbstporträt der Künstlerin, die mit sinnierendem Blick eine Kerze hält.

Sowohl die nur auf den zweiten Blick erkennbare Pietà im klassischen Stil als auch einige der porträtierten Frauen berühren mit ihren Händen den toten Christus und verbinden die Bild- und Zeitebenen.

Eine Interpretation der Kirche und heutigen Zeit

„Die Idee für das Bild stammt von Silke Aurora selbst, und wir haben uns darauf eingelassen“, sagte Pfarrer Klaus Bender über das Auftragswerk. Die Künstlerin, die bereits Porträtgemälde im Kreuzgang gezeigt hatte, habe ihm von „ihrem Traum berichtet, einmal ein Altarbild zu malen“. Entstanden sei daraus dieses Bild zur Kirchenpatronin Maria, die in vielen Darstellungen aus verschiedensten Epochen die künstlerische Ausstattung des Gotteshauses prägt – darunter die etwa 650 Jahre alte Steinmadonna im Zentrum des Hauptaltars.

Der Trierer Kulturdezernent Markus Nöhl betonte in seinem Grußwort die ungebrochene Bedeutung von Kunst für die Gestaltung religiöser Räume: „Das Schönste soll das Allerheiligste ehren, uns aber auch herausfordern. Die Künstlerin gibt mit dem Werk einen Gedankenanstoß. Es ist eine Interpretation der Kirche und der Zeit, die wir heute erleben“.

Es ist eine Interpretation der Kirche und der Zeit, die wir heute erleben.

Kulturdezernent Markus Nöhl 

Für Aurora sprechen aus den Frauengestalten verschiedene Gefühle und Lebensphasen und mit ihnen unterschiedliche Zugänge zur Mutter Jesu. Sie wolle mit dem Bild ausdrücken, dass „in jedem von uns eine Maria steckt“, erklärte die Porträtmalerin zur Intention. Das Bild solle auch einladen, über die Weiblichkeit, ihre Facetten sowie die Position der Frau in der Kirche nachzudenken.

Sie sprach von einem „besonderen Auftrag, der mich sehr berührt hat“. Pfarrer Bender segnete das Bild „in der Hoffnung, dass es selbst zum Segen wird für die Menschen, die es anschauen“. Wolfgang Valerius an der Orgel und eine dreiköpfige Band gestalteten die Feierstunde in der fast voll besetzten Pfarrkirche musikalisch. Bandsängerin Helena Thiel saß auch für die zentrale Bildfigur Modell. Ein kleiner Katalog zur Arbeit liegt in der Kirche aus.