Klimaschutz:Die erste ihrer Art

Illerich. Viele Privatleute versuchen derzeit eine Photovoltaik (PV)-Anlage auf ihren Dächern zu installieren, wobei die wenigsten strikte Auflagen des Denkmalschutzes erfüllen müssen. So kommt es, dass St. Vinzenz in Illerich im Landkreis Cochem-Zell tatsächlich die erste denkmalgeschützte Kirche im Bistum Trier ist, die ihren eigenen Strom produziert. Mit Segen des Pfarrers – und des Denkmalschutzes.
Das Solardach auf St. Vinzenz ist für die Kirchengemeinde ein natürlicher Schritt. Karl-Heinz Gilles, seit Jahrzehnten Energiebeauftragter in Illerich, war schon lange am Thema dran, kennt die Bedenken daher sehr gut. Aber eine gewisse Beharrlichkeit ist ihm eigen und ein Engagement für Umweltfragen auch. Und er wusste die Kirchengemeinde hinter sich. „Viele haben ja selbst schon PV-Anlagen auf ihren Häusern.“
Jetzt ist Photovoltaik auf Kirchendächern grundsätzlich möglich, ein Verbot muss begründet werden.
Dr. Barbara Daentler
Bei Kirchen ist der Sachverhalt komplizierter. „Fast alle stehen unter Denkmalschutz, mit wenigen Ausnahmen bei neueren Bauten“, betont Dr. Barbara Daentler, bis August Diözesankonservatorin und Chefin des Amtes für kirchliche Denkmalpflege (AKD) im Bistum. Selbst für Pfarrhäuser gebe es vielfach Auflagen. „Es geht oft nicht um den ‚objektiven‘ Wert eines Gebäudes. Auch eine kleine Kapelle kann in ihrem speziellen Kontext, in der Rolle, die sie in der Gemeinde einnimmt, besonders wertvoll und damit schützenswert sein.“
Bisher war es an den Bauherren zu begründen, warum eine Photovoltaik-Anlage trotz des Denkmalschutzes errichtet werden sollte. Das sei einfacher, seit gesetzliche Änderungen die Argumentationspflicht umgekehrt haben. „Jetzt ist Photovoltaik auf Kirchendächern grundsätzlich möglich, ein Verbot muss begründet werden“, sagt Daentler. Bei einem Weltkulturerbe wie dem Trierer Dom stehe das außer Frage, bei „normalen“ Kirchen müsse es Einzelentscheidungen geben.
Schieferdächer sind für PV-Anlagen nicht geeignet
Für St. Vinzenz in Illerich sei die Zustimmung des Denkmalschutzes gut zu vertreten gewesen. „Das Dach ist auf der rückwärtigen Seite der Kirche und kaum zu sehen.“ Außerdem habe St. Vinzenz zuvor schon ein neues Aluminiumdach bekommen, „Schiefer ist für PV-Anlagen nicht geeignet“, erklärt Daentler. Die Anlage in Illerich ist auf zehn Kilowatt ausgelegt und kostet insgesamt rund 33.000 Euro.
Wir fördern Projekte nur, wenn sie überwiegend der Eigenversorgung dienen.
Elisabeth Hoffmann-Fox aus dem Referat Klimaschutz im Bischöflichen Generalvikariat
Gilles geht davon aus, dass sich die Investition in 15 bis 20 Jahren amortisieren wird. Der Strom selbst ist nur für die Kirche bestimmt. Ein Drittel der Projektsumme, also rund 10.000 Euro, steuert das Bistum aus seinem Klimafonds bei. Der ist vor Jahren für solche Initiativen aufgelegt worden. „Uns liegen weitere Anträge vor“, informiert Elisabeth Hoffmann-Fox aus dem Referat Klimaschutz im Bischöflichen Generalvikariat. Bei der Genehmigung arbeite man eng mit Bauabteilung und Denkmalschutz zusammen. „Uns ist dabei für den Klimaschutz wichtig: Wir fördern Projekte nur, wenn sie überwiegend der Eigenversorgung dienen.“ „
PV-Anlagen auf Kirchendächern werden sicher häufiger, auch wegen der geänderten Rechtslage“, betont Klaudius Krusch, Leiter der Bauabteilung des Bistums Trier. „Dabei sind technische Fragen zu klären.“ Da ein Gerüst notwendig sei, mache die Installation nur Sinn, wenn die Dachdeckung sowieso erneuert werde.
Hohe Motivation der Verwaltungsräte nötig
Wirtschaftlich lohne die Investition nur, wenn der produzierte Strom über Jahre an Ort und Stelle selbst verbraucht werde. Entsprechend langfristig müsse der technische Betrieb gewährleistet sein. „Auch das Dach sollte auf Jahrzehnte intakt bleiben, damit nicht in der Betriebszeit eine Sanierung erfolgt.“ Das alles verlange hohe Motivation der Verwaltungsräte.
In Illerich ist man froh, wenn Strom in die Kirche fließt. Karl-Heinz Gilles kann sich gut vorstellen, dass mit dem Strom auch eine Kirchenheizung betrieben wird. Der Abschied von der Kirchenheizung, für die fossile Rohstoffe verbrannt werden, sei der nächste Schritt zu mehr Klimaschutz.