Telefonseelsorge:„Das Telefon klingelt auch nachts ununterbrochen“

Saarbrücken. Einsamkeit bleibt mit fast einem Drittel (29,2 Prozent) der bestimmende Anlass der Anrufenden am Telefon bei der evangelisch-katholischen TelefonSeelsorge Saar. Auf den Plätzen zwei, drei und vier liegen Ängste, familiäre Beziehungen sowie körperliches Befinden.
„Das Jahr 2022 war wieder ein Krisenjahr: Erneut ein Coronawinter, dann der Ukrainekrieg und dadurch ausgelöst Existenz- und Finanzängste“, sagen die langjährige katholische Leiterin, Diplom-Psychologin Heidrun Mohren-Dörrenbächer, die kürzlich in den Ruhestand verabschiedet wurde, sowie der evangelische Leiter, Pfarrer Volker Bier. Diese Themen beeinflussten Stimmung und Lebenszufriedenheit negativ und lassen eine depressive Stimmung als Hintergrund des Anrufs erahnen.
Depressionen als Schwerpunktthema
Daher hat das Team der Telefonseelsorge das Thema „Depressionen“ zum Schwerpunktthema des Jahresberichts 2022 gemacht. In allen Beratungsangeboten – Telefon, Mail, Chat sowie in der persönlichen Beratung – sind im Vorjahr die Erwägungen oder gar Absichten von Suizid deutlich gestiegen. So tauchten in 38,3 Prozent der Seelsorge- und Beratungsgespräche via Mail und in 25,6 Prozent der Chatkontaktaufnahmen Suizidgedanken oder -absichten auf.
Rund 20 Minuten sind Anrufer und Telefonseelsorge durchschnittlich miteinander verbunden. Hilfesuchende müssen mehrmals anrufen, bis sie jemanden erreichen. Und: „Auch nachts klingelt das Telefon mittlerweile ununterbrochen“, sagt Bier. Mit 12.051 Anrufen klingelte es dabei im Vorjahr nur geringfügig weniger als 2021 (13.200 Anrufe).
Menschen, die sich für die ehrenamtliche Mitarbeit interessieren, können sich an die Telefonseelsorge wenden per Mail an Bewerbung@telefonseelsorge-saar.de oder telefonisch unter (06 81) 9 68 69 22. Erstmals wird es am 5. August einen Auswahltag für Interessierte geben.