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Mehr Gelassenheit: „Booster“ für das Immunsystem

Bereits kleine Veränderungen können im Alltag einen großen Unterschied machen, sagt eine Coachin. Sie wirbt für mehr Gelassenheit, um gut durch das Jahr zu kommen.
Gerade in herausfordernden Zeiten ist es wichtig, achtsamer und gelassener durch das Jahr zu kommen.
Datum:
5. Apr. 2024
Von:
KNA

Jeder kann mit einfachen Übungen etwas für seine mentale Gesundheit tun – davon ist Coachin Daniela Wiesler überzeugt. Gerade in herausfordernden Zeiten sei das wichtig, betonte die Resilienztrainerin und Journalistin bei einer Online-Veranstaltung der Caritas-Stiftung über Möglichkeiten, achtsamer und gelassener durch das Jahr zu kommen.  

„Wir müssen gar nicht viel ändern“, erklärt sie. Schon bewusste kleine Atem-Pausen könnten im Alltag den Unterschied machen. 

Sich auf seine Sinne konzentrieren 

Achtsamkeitsübungen können aus Wieslers Erfahrung dabei helfen, „das eigene Immunsystem zu boostern“ und die seelische Widerstandskraft zu stärken. Über bewusste Sinneserfahrungen – hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen – und konzentriertes Atmen könne die Aufmerksamkeit bewusst in die Gegenwart gelenkt werden. Im Alltag seien Menschen in rund 47 Prozent ihrer Wachzeit gedanklich nicht präsent, weil die Gedanken wanderten. „Wir sind mit dem Körper zwar da, aber der Kopf ist woanders; darüber verpassen wir den gegenwärtigen Moment.“ Wer sich auf seine Sinne konzentriere, schalte das stressende Gedankenkarussell ab und könne die Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo er oder sie sie haben will. 

Dem Multitasking erteilt Wiesler deshalb eine Absage. Dieses funktioniere nur bei komplett automatisierten Tätigkeiten wie dem Musikhören beim Autofahren. Ansonsten führten mehrere parallel durchgeführte Tätigkeiten zu schlechterer Aufmerksamkeit, mehr Fehlern und einem erhöhten Stressempfinden. So benötige man beim Multitasking bis zu 40 Prozent mehr Zeit als beim Fokussieren auf eine bestimmte Aufgabe. 

Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Daniela Wiesler, Coachin

Viele Menschen seien derzeit „erschöpft, wütend und angespannt – quer durch die Gesellschaft“, beobachtet Wiesler. Die Covidkrise, Veränderungen in der Arbeitswelt, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Finanz- und Klimakrise, Naturkatastrophen und Konflikte trügen zur Verunsicherung bei. Menschen reagierten darauf mit Aggression oder Depression. Zu wissen, dass es anderen ähnlich gehe, könne dabei helfen, gelassener mit der Situation umzugehen: „Wir sitzen alle im gleichen Boot.“ Ein weiterer Tipp zur Selbstfürsorge sei, sich vom Perfektionismus zu verabschieden.  

Jeder kann mit einfachen Übungen etwas für seine mentale Gesundheit tun – davon ist die Resilienztrainerin überzeugt und hat Tipps parat, wie man achtsamer und gelassener durchs Leben kommt. So sollte man über den Tag verteilt immer wieder eine Minute innehalten, um innerlich Ruhe zu finden. Folgende Fragen helfen dabei: Wie geht es mir gerade körperlich? Welche Gedanken treiben mich um? Wie fühle ich mich im Moment? 

Das Gehirn sei nur bei ganz automatisierten Abläufen zum Multitasking fähig, bei komplizierteren Vorgängen sei das Scheitern vorprogrammiert. Die Aufmerksamkeit sei schlechter, die Tätigkeit dauert länger und ist anstrengender – und auch das Ergebnis ist schlechter. 

Wer das jetzt nicht glauben mag, kann folgenden Test machen: erst den eigenen Namen auf ein Blatt Papier schreiben, dann den Fuß heben und in der Luft einen Kreis malen. Im zweiten Schritt beides gleichzeitig probieren. 

Von kleinen Pausen und guter Morgenroutine 

Hamsterräder drehen sich immer schneller, je mehr man in ihnen rennt. Als Ausweg rät die Coachin dazu, eine kleine Pause zu machen, tief durchzuatmen, sich zu orientieren und Tätigkeiten zu priorisieren. 

Viele Menschen checken schon im Bett ihr Handy und lassen sich so den Morgen von schlechten Nachrichten vermiesen. Besser ist es, so weiß Wiesler, eine Morgenroutine zu etablieren, die einen gut und entspannt in den Tag starten lässt – vielleicht mit einer Tasse Kaffee am Fenster, einem kleinen Spaziergang oder einer Meditation. 

Die Frage ist: Lenken wir den Blick auf die Blumen auf dem Tisch oder auf den Dreck in der Ecke?

Daniela Wiesler, Coachin

Vor einer Klassenarbeit, einer Präsentation oder anderen stressigen Situationen hilft diese Atemübung: beim Einatmen bis 4 zählen, kurz pausieren, beim Ausatmen bis 7 zählen, wieder pausieren. Durch die längere Ausatemphase werde dem Körper das Signal zur Entspannung gegeben, Herz- und Pulsfrequenz sinken. „Wenn wir aufgeregt sind, können wir uns damit gut runterregulieren. Wir haben das Werkzeug selbst in der Tasche.“ 

Das menschliche Gehirn ist aus Überlebensgründen darauf programmiert, besonders nach negativen und gefährlichen Dingen Ausschau zu halten, erklärt die Resilienztrainerin. Die Folge: Negatives wird fünf Mal stärker wahrgenommen als Positives. Deshalb sei es hilfreich, den Geist bewusst auf Positives zu lenken. „Alles ist immer gleichzeitig da – die Frage ist: Lenken wir den Blick auf die Blumen auf dem Tisch oder auf den Dreck in der Ecke?“ 

Und dann ist da die Idee des Dankbarkeits-Tagebuchs. Es unterstützt das Wohlbefinden, wenn man am Tag drei positive Dinge benennt – etwa, was einem gut gelungen ist oder worauf man sich morgens schon freut. Mit solchen Übungen kann sich der persönliche Blick auf die Welt verändern, ist Daniela Wiesler überzeugt.  

Info

Unter www.daniela-wiesler.de gibt es Informationen über die Coachin und Resilienztrainerin. Auch Angebote etwa für Online-Coachings sind dort zu finden.