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Statistik:Austrittsrekord in der Kirche

Die katholische Kirche in Deutschland verzeichnet Austritte in Rekordhöhe. Der Vertrauensverlust infolge des Missbrauchsskandals wird als Grund ausgemacht, Reformwillen betont.
Immer mehr Menschen stellen sich die Frage: Bleiben oder gehen? Auch im Bistum Trier nimmt die Zahl an Katholiken ab.
Datum:
6. Juli 2023
Von:
KNA/bip/red

Das zweite Jahr in Folge verzeichnet die katholische Kirche in Deutschland einen Rekord an Austritten. Über eine halbe Million Menschen kehrten der Kirche im vergangenen Jahr den Rücken, wie aus der von der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn veröffentlichten allgemeinen Kirchenstatistik hervorgeht. Die Bischöfe sprechen von Vertrauensverlust, Laienvertreter fordern eine zügige Umsetzung von Reformen.

„Traurig, aber wenig überrascht“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete die Zahlen als alarmierend. „Wir müssen weiter konsequent handeln, und die Menschen müssen erfahren, dass wir an ihrer Seite stehen und für sie da sind“, so der Limburger Bischof. Zugleich warnte Bätzing vor Resignation. „Ja, die hohen Austrittszahlen schmerzen, und ich weiß, wie sehr sich Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien, Einrichtungen, Verbänden, Kitas, Schulen und der Caritas für andere einsetzen und wie wichtig ihnen die frohe Botschaft vom liebenden Gott ist.“

„Traurig, aber wenig überrascht“ äußerte sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. Sie forderte eine Weiterführung des ins Stocken geratenen Reformprozesses Synodaler Weg. Vier Bischöfe, unter ihnen der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, hatten zuletzt die vorgesehenen Finanzmittel für den geplanten Synodalen Ausschuss blockiert. Die Finanzierung über den Verband der Diözesen Deutschlands hätten die 27 Ortsbischöfe einstimmig beschließen müssen.

Die Zahlen sprechen für sich: Die katholische Kirche wird auch im Bistum Trier kleiner.

Dr. Ulrich Graf von Plettenberg

Laut Mitgliederstatistik traten bundesweit im vergangenen Jahr 522.821 Menschen aus der Kirche aus – noch einmal deutlich mehr als im Vorjahr (359.338). Insgesamt liegt die Mitgliederzahl nun bei rund 20,9 Millionen Katholiken.

„Die Zahlen sprechen für sich: Die katholische Kirche wird auch im Bistum Trier kleiner.“ So hat Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, Generalvikar des Bistums Trier, die Statistik des kirchlichen Lebens kommentiert. „Das gilt es – so schmerzlich es ist – erst einmal zu akzeptieren. Und dann müssen wir damit umgehen. Das tun wir, indem wir unsere pastorale Arbeit reflektieren und weiterentwickeln, aber auch, indem wir uns durch ein Haushaltssicherungskonzept finanziell handlungsfähig halten.“ Von Plettenberg ist überzeugt, dass die Kirche im Bistum Trier lebendig ist: „Wer unseren Newsletter abonniert hat, erfährt jeden Tag, in welcher Form Menschen sich engagieren, wo sie für andere da sind, wie sie ihren Glauben leben.“ Das sei für ihn Ansporn, die Kirche mit- und umzugestalten.

Zahlen für das Bistum Trier

Zum Stichtag 31. Dezember 2022 lebten 1.211.700 Katholikinnen und Katholiken auf dem Gebiet des Bistums Trier; das sind 48,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit hat die Zahl im Vergleich zu 2021 um 42.600 (rund 3,4 Prozent) abgenommen. 2022 stiegen sowohl die Zahl der Taufen auf 8.794 (2021: 7.745), als auch die der Erstkommunionen auf 8.801 (2021: 8.383). 82 Erwachsene wurden getauft. Das Sakrament der Firmung empfingen 5.727 Jugendliche (2021: 6.222). Die Zahl der kirchlichen Trauungen stieg mit 1.909 (2021: 930) ebenfalls wieder. Katholisch bestattet wurden 16.925 Menschen (2021: 16.435 Personen). Ausgetreten sind 28.137 (2021: 18.599) Katholikinnen und Katholiken. Es gab 153 Wiederaufnahmen (2021: 200) und 46 Eintritte von Menschen anderer christlicher Konfessionen (2021: 54). Die Teilnahmezahl an Gottesdiensten stieg leicht auf 3,8 Prozent (2021: 3,0 Prozent).