Zum Inhalt springen

Trier:„Ada-Evangeliar“ ist Welterbe

Die karolingische Handschrift aus Trier ist in die Liste der Weltdokumente aufgenommen worden.
Eine der kunstvollen Evangelisten-Darstellungen: Der jugendliche Lukas taucht seine Feder ins Tintenfaß.
Datum:
28. Mai 2023
Von:
KNA/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier
In der Wissenschaftlichen Bibliothek (WiBi) Trier ist die Freude groß: 19 Jahre nach der Würdigung des „Codex Egberti“ als „Erbe der Menschheit“ ist das „Ada-Evangeliar“ jetzt in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen worden. Beide  Handschriften sind in der Schatzkammer der WiBi zu bestaunen.
64 Dokumente hat die Unesco am 18. Mai als Weltdokumentenerbe anerkannt. Neben den 1150 Welterbestätten, also herausragenden Bauwerken und Naturstätten, die das „Gütesiegel“ tragen, versammelt die Weltkulturorganisation Bräuche, Handwerke und Traditionen in der Liste des „Immateriellen Kulturerbes“ der Menschheit sowie Schriften und Dokumente im Weltdokumentenerbe. Das wird in diesen Tagen 30 Jahre alt und umfasst weltweit 496 Einträge.
 

172 Pergament-Seiten in Gold

Zu den 28 Einträgen aus Deutschland gehören Unterlagen und Tonbandaufnahmen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses ebenso wie Goethes literarischer Nachlass, das Patent von Carl Benz für das Automobil, Beethovens Neunte Sinfonie und die frühen Schriften von Reformator Martin Luther. Jüngste Aufnahmen sind der Codex Manesse, eine Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung, der Behaim-Globus, älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelgestalt, Dokumente zur Geschichte der Hanse sowie das zwischen 790 und 810 in der Hofschule Karls des Großen entstandene Evangeliar.
Als eigentlicher Herstellungsort der Handschrift, die den Text der vier Evangelien in lateinischer Sprache enthält, wird Aachen angenommen. Geschrieben ist das gesamte Werk in Gold auf 172 Pergament-Seiten. „Herausragende Bedeutung kommt dem Buchschmuck zu. Er umfasst zehn Kanontafeln, zwei Prachtinitialen sowie vier ganzseitige Evangelistenbilder, die in ihrer plastischen Durchgestaltung den Höhepunkt der Hofschule Karls des Großen markieren“, beschreibt Michael Embach, langjähriger Leiter der Trierer Stadtbibliothek, in seinem Heft „Das Ada-Evangeliar – die karolingische Bilderhandschrift“ (Paulinus-Verlag, 5 Euro, erhältlich in der Stadtbibliothek).
Nicht eindeutig zu klären sei  die Frage nach der Namensgeberin. Es sei nicht auszuschließen, dass in karolingischer Zeit „eine fromme Frau mit Namen Ada die Stifterin der nach ihr benannten Handschrift und des zugehörigen Einbandes war“, schreibt Embach. Den aus dem Jahr 1499 stammende prächtigen Buchdeckel ziert neben Darstellungen der vier Evangelisten und von vier Heiligen mit Bezug zur Abtei St. Maximin ein spätrömischer Stein (Kameo), der die Familie von Kaiser Konstantin zeigt.

Info

Näheres gibt es unter www.stadtbibliothek-weberbach.de. Zu besichtigen ist das neue Weltdokumentenerbe dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, in der Schatzkammer WiBi Trier, Weberbach 25.