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Vortrag:Schatzhäuser der Geschichte

Kirchen wahren Schätze unserer Geschichte und unseres kulturellen Erbes – für alle, nicht nur für Christen. In ihrem Vortrag im Forum Bürgerkirche St. Gangolf hat Kunsthistorikerin Prof. Barbara Welzel das verdeutlicht.
Beim Vortrag in der Trierer Marktkirche St. Gangolf: KEB-Leiterin Katharina Zey-Wortmann, Referentin Prof. Barbara Welzel und Kulturdezernent Markus Nöhl (von links).
Datum:
6. Dez. 2023
Von:
Constanze Haubrich

Trier. In viele europäische Städte, besonders auch nach Trier, zieht es Touristen neben zahlreichen anderen guten Gründen häufig besonders wegen der eindrucksvollen Sakralbauten. Gotteshäuser wie der Trierer Dom oder die Liebfrauenkirche, aber auch Klosterkirchen wie die Abtei Sankt Matthias stehen weit oben auf den Sehenswürdigkeiten-Listen der Besucherinnen und Besucher.  

Die suchen die imposanten Bauten jedoch längst nicht mehr nur aus religiösen Gründen auf, wie Prof. Dr. Barbara Welzel von der Technischen Universität Dortmund (TU) in ihrem Vortrag in der Trierer Marktkirche Sankt Gangolf erläuterte. Die Kunsthistorikerin sprach im Rahmen des Forums Bürgerkirche auf Einladung der katholischen Erwachsenenbildung Trier zum Thema „Kirchen als kulturelle Orte der Begegnung und Zugehörigkeit“. 

In der Ukraine werden gezielt Kirchen zerstört, um auch Kultur und Geschichte auszulöschen.

Prof. Dr. Barbara Welzel

„In den Kirchen wird noch Gottesdienst gefeiert, dennoch stehen sie der Allgemeinheit zur Verfügung“, so Welzel. Ein jeder habe das Recht, Kirchen als Kulturgüter zu besuchen und dabei „nicht bechristet zu werden“. Die fortschreitende Säkularisierung habe dabei für die stetig wachsende Zahl an Touristinnen und Touristen gesorgt.  

Überlieferung der Kultur auch heute noch relevant 

Laut der 62-Jährigen unterschätzten viele das Potential von Kirchen. Oft interessiere man sich nur für die Entstehungszeit des Gebäudes. „Kirchen erzählen uns aber ihre eigene Biografie über Jahrhunderte, sie sind Schatzhäuser unserer Geschichte.“  

Die Kunsthistorikerin sieht in der Überlieferung von Kultur und Geschichte die Relevanz, die sakrale Bauten in der heutigen Zeit und auch in Zukunft haben. Trotz ihrer Massivität seien diese „Schutzorte von Geschichte“ jedoch fragil. Das verdeutlichte Welzel an einem aktuellen Beispiel: „In der Ukraine werden gezielt Kirchen zerstört, um auch Kultur und Geschichte auszulöschen.“  

Kirchen bieten Chance auf Teilhabe am Kulturerbe  

Auch bei Sakralbauten anderer Religionen zeige sich, dass diese inzwischen nicht mehr nur aus religiösen Gründe besucht werden. „Hier gilt das aber nur für die christlichen Kirchen.“ Am Ende richtete die Vortragende einen Appell an die rund 40 Zuhörenden in der Marktkirche: Gerade für Menschen, deren Familien nicht seit Jahrzehnten in Deutschland leben, „ist es notwendig, Kirchenbauten wegen ihrer Doppelkodierung zu erhalten“.  

So hätten auch Nicht-Christen die Chance, am kulturellen Erbe einer Region oder Stadt teilzuhaben. Genau diesen Gedanken füllt das Bürgerforum St. Gangolf bereits mit Leben. Die Kirche werde, darauf hatte Triers Kulturdezernent Markus Nöhl vor dem Vortrag hingewiesen, als Veranstaltungsort genutzt. Somit trage das Bürgerforum aktiv zum Erhalt von Kirchenbauten bei.