Die teilvergoldeten Kuppeln der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße prägen bis heute das Berliner Stadtbild. Einst galt sie als eines der größten und schönsten jüdischen Gotteshäuser in Deutschland. Schon die Akten von hunderten jüdischen Gemeinden, zahlreiche Familien-Nachlässe sowie Ausstellungen und Veröffentlichungen machen das in der Neuen Synagoge angesiedelte Centrum Judaicum auch heute zu einem der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland.
Für ihr Engagement erhielt die Träger-Institution, die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, am 5. März in Erfurt die Buber-Rosenzweig-Medaille 2023 des Koordinierungsrates der bundesweit über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Die Auszeichnung ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig (1886–1929) benannt.
Eröffnet wurde das Centrum Judaicum vor 28 Jahren im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge. Zuvor waren die nach starken Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg erhaltenen Teile des Baus restauriert worden. Seither sind dort eine Dauerausstellung über die Geschichte der Synagoge und des jüdischen Lebens, eine Bibliothek und ein Archiv untergebracht. Auch mit Sonderausstellungen macht das Centrum immer wieder von sich reden.
Gebäude zum wichtigsten Objekt erklärt
Das Gebäude selbst ist für die Stiftung von zentraler Bedeutung. „Wir haben es zum wichtigsten Objekt erklärt“, erklärt Direktorin Anja Siegemund. „Die Synagoge ist Symbol für das Selbstverständnis, deutsch, berlinerisch und jüdisch zu sein.“ Der Name der Dauerausstellung „Tuet auf die Pforten“ soll Sinnbild für die Offenheit der Einrichtung sein. Das Bibel-Zitat stand in hebräischen Schriftzeichen bereits auf dem Portal der historischen Synagoge. Nach der Corona-Pandemie drängen sich im Eingangsbereich wieder oft zahlreiche Schulklassen und Touristen, um die Sicherheitskontrollen zu durchlaufen und anschließend Fundstücke aus dem jüdischen Gotteshaus und Zeitzeugeninterviews anzuschauen.
Die Synagoge sollte einst in ihrer Pracht das gestiegene Selbstbewusstsein der jüdischen Bevölkerung zum Ausdruck bringen. Die Namen der Architekten zeigen, dass der Bau nicht als Vorhaben einer Randgruppe gesehen wurde wie heute mancher Moscheebau: Zunächst war es Chefsache von Eduard Knoblauch (1801–1865), einem Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, dann des preußischen Hofbaurates Friedrich August Stüler (1800–1865), des „Architekten des Königs“.
Sie schufen ein Werk, das unter den preußisch-strengen Ziegelbauten der Umgebung hervorstach. Der Kuppelbau weist zahlreiche orientalisch anmutende Elemente auf. Als Inspiration diente die Alhambra, die maurische Residenz im südspanischen Granada. Von den gewaltigen Ausmaßen des ehemaligen Synagogenhauptraumes mit 3200 Sitzplätzen kann man sich auch heute noch auf der Freifläche hinter den restaurierten Gebäudeteilen überzeugen.
Polizist vereitelt Brand, den Nazis legten
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wollten Nationalsozialisten auch das architektonische Symbol des Berliner Judentums in Schutt und Asche legen. Es loderten schon Flammen, als der Streifenpolizist Wilhelm Krützfeld einschritt. Unter Hinweis auf den Denkmalschutz alarmierte er die Feuerwehr, die den Brand löschte. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Synagoge an ihn. Den Folgen des NS-Regimes entging die Synagoge dennoch nicht. Britische Bomben verursachten 1943 große Schäden.