Es war im heißen August letzten Jahres, als die Lokale Agenda (LA) 21 – zu deren Gründungsmitgliedern die Abtei St. Matthias zählt – das Bildungs- und Vernetzungsprojekt „Stadtgrün in Trier als Maßnahme zur Klimawandelanpassung und Schaffung von Begegnungsstätten“, kurz „Trier begrünt!“ startete. Es läuft bis Juli 2024 und soll dazu beitragen, Einwohner, Unternehmen, die Stadtverwaltung und andere Institutionen zu informieren und zur Umsetzung hilfreicher Maßnahmen zu befähigen. Durch bürgerschaftliches Engagement und Eigeninitiative sollen Innenhöfe, Fassaden und Dächer begrünt sowie Begegnungsstätten in der Natur etabliert werden, um städtischen Hitzeinseln vorzubeugen.
Bei einer gemeinsam mit der Universität Trier durchgeführten Online-Umfrage, deren Ergebnisse jetzt in den Vereinigten Hospitien vorgestellt wurden, empfanden 86 Prozent der Befragten den Sommer 2022 als heiß oder sehr heiß. Wie die Humangeographin Dr. Paula Hild von der Uni Trier berichtete, erklärten 70 Prozent der knapp 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sie vor allem aufgeheizte Plätze und Straßen mieden. Mehr als die Hälfte beklagten hitzebedingte Gesundheitsprobleme, vor allem Kreislaufbeschwerden, Erschöpfung und Kopfschmerzen.
Neben Klimaschutz ist auch eine Anpassung nötig
Zur Abhilfe wünschten sich viele für die Bischofsstadt an der Mosel, die zu den heißesten Städten der Republik gehört, etwa frische Luft durch begrünte Flächen, Dächer und Fassaden, schattenspendende mobile Bäume sowie Wasserelemente. Da der Klimawandel nicht mehr umzudrehen sei, müsse Klimapolitik sowohl aus Klimaschutz als auch aus Klimaanpassung bestehen, betonte Professor Dr. Hans-Jürgen Bucher, Vorsitzender der LA21.
Erste Ansätze zeigt die Filiale der Sparkasse in der Theodor-Heuß-Allee. Dort werden bei der Sanierung sowohl Dach als auch Fassade begrünt, zudem kommen Photovoltaikmodule aufs Dach. „Unsere Motivation waren die Wärme- und Kältedämmung“, erklärte der Projektleiter Thomas Schmidt. Die 300 Quadratmeter große grüne Wand schlucke aber auch die Geräusche der Straße. Höhere Kosten durch intensivere Wartung nehme die Bank in Kauf: „Die Begrünung trägt zur Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei und ist zugleich eine gute Außenwerbung.“
Dachbegrünung werde beim Neubau gewerblicher Gebäude heute oft nachgefragt, berichtete Dachdeckermeister Matthias Kremer aus Euren. „Ein grünes Dach hält Wasser zurück“ und löse so die Entwässerungsproblematik.
Im privaten Bereich sei eine Begrünung bei der Sanierung von Dächern auf Garagen und Anbauten sinnvoll. „Der Dachaufbau muss nicht verklebt werden, sondern liegt lose aufeinander und wird von den Pflanzenmatten beschwert.“ Effizient sei immer ein Gründach mit Solar, auch weil die Module viel Hitze abgäben.
Gründächer mit Solar auch für Kitas oder Pfarrsäle
„Begrünen, was geht!“, empfiehlt Fachmann Kremer auch der Kirche. Gründächer mit Solar könne er sich etwa auf Gebäuden wie Kindertagesstätten oder Pfarrhäusern und -sälen vorstellen.
Fassadenbegrünung sei zwar interessant, in der Praxis aber aktuell schwieriger, besonders im Denkmalschutz, räumte Hild im Hinblick auf Gotteshäuser und andere historische Gebäude ein. Sie könne sich aber vorstellen, dass grüne Fassaden und Dächer, aber auch Innenräume von Kitabauten bei den Eltern gut ankämen: „Da gibt es viel Potential.“ Allerdings fehlten Begleit- und Langzeitstudien, sagte die Geographin und verwies auf die Hochschule, die ein derartiges Monitoring übernehmen könnte.
Mehr Grün für die Bürger geht aber auch kostengünstig: „Ich fände es beispielsweise schön, wenn man die Kuriengärten für die Bevölkerung öffnen könnte“, schlug LA21-Geschäftsführerin Sophie Lungershausen vor.
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