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Foodsharing:Zum Wegwerfen viel zu lecker

Im Jugendraum der Pfarrei Alftal in Kinderbeuern gibt es an jedem letzten Freitag im Monat die „Küche für alle“: eine Kooperation mit der Initiative „Foodsharing Bernkastel-Wittlich“. Über 40 Personen kommen zum gemeinsamen Essen – etliche davon packen auch mit an.
Silke Weis (vorne rechts) koordiniert die „Küche für alle“. Rechts Pastoralreferent Armin Surkus-Anzenhofer.
Datum:
14. Aug. 2023
Von:
Christina Bents

Kinderbeuern. Es riecht nach gedünsteten Zwiebeln und Champions, wenn man den Jugendraum betritt. Einige Meter weiter in der Küche steht die gelernte Köchin Silke Weis und kümmert sich um das Menü, das sie mit ihren Helfern auf den Tisch bekommen will. Gar nicht so einfach, denn ihr steht nur ein Herd mit vier Platten zur Verfügung und ein Backofen, um die Gerichte für über vierzig Personen zuzubereiten.

Eine weitere Besonderheit bei der gemeinsamen Mahlzeit ist die Herkunft der Lebensmittel. Sie hätten eigentlich vernichtet werden sollen. Um das zu verhindern, sind die rund 350 Ehrenamtlichen von „Foodsharing“ jeden Tag im Kreisgebiet unterwegs, um sie einzusammeln und kostenlos zu verteilen. Sechs Läden machen mit. In der Praxis fährt jeder Lebensmittelretter einmal pro Monat ein Geschäft an und nimmt mit, was man ihm gibt. Anschließend fotografiert er es, stellt die Fotos ins Internet und gibt bekannt, wann und wo man die Nahrungsmittel kostenlos abholen kann.

 „Wir nehmen nur mit, was die ,Tafel‘ nicht braucht. Sie hat immer Vorrang. Zudem dürfen wir kein Geld für die Sachen annehmen“, erklärt Elke Rosch von „Foodsharing“.

Das Menü richtet sich nach den verfügbaren Zutaten

Wenn Weis am letzten Freitag im Monat losfährt, weiß sie nie, welche Lebensmittel ihr zur Verfügung stehen werden. „Manchmal sind Nudeln dabei, wenn’s gut läuft auch Eier und Milch – dann kann ich einen Auflauf machen.“

Dieses Mal gibt es „Möhren untereinander“, das sind Möhren und Kartoffeln gemeinsam gestampft, dazu ausgelassene Zwiebeln, Weißkohl und Mangold. Für heute stehen zudem Flammkuchen, Blätterteigschnecken, zwei grüne Blattsalate, Gurkensalat, gebratene Champions und Apfelpfannkuchen auf dem Plan.

Wir freuen uns, wenn sich die Leute hier treffen. Alles, was Leben ins Dorf bringt, ist willkommen.

Bürgermeister Rainer Schwind 

Während in der Küche noch gearbeitet wird, füllt sich der Jugendraum mit Menschen aller Altersstufen: Schüler, ältere Herrschaften und auch die mittlere Generation, die gerade Pause macht oder bereits Feierabend hat. Helfer stellen weitere Tische auf, denn es sind mehr Leute als erwartet. Am Tisch kommt man schnell ins Gespräch übers Essen, Rezepte oder den Jugendraum. Bürgermeister Rainer Schwind sagt: „Wir freuen uns, wenn sich die Leute hier treffen. Alles, was Leben ins Dorf bringt, ist willkommen.“

Pastoralreferent und Mitinitiator Armin Surkus-Anzenhofer erklärt: „Die jungen Leute stoßen uns darauf, dass wir sorgsamer mit wichtigen Ressourcen wie Lebensmitteln umgehen sollen. Das wollen wir hier umsetzen.“ Besucherin Irma Theis ist wichtig, dass man wieder mehr Respekt vor den Lebensmitteln hat und auch das noch isst, was ein paar Macken hat. „Wir waren es früher nicht gewöhnt, dass etwas weggeworfen wurde – und heute achtet man wieder mehr darauf. Das finde ich gut.“

Was nicht zum Kochen benutzt wurde, kann man sich für Zuhause mitnehmen – und was dann noch da ist, bekommen die Hühner oder Kaninchen, denn „weggeworfen wird nix“.

Info

Neben der monatlichen „Küche für alle“ im Jugendraum ist für September auch ein Abendessen mit geretteten Lebensmitteln in Reil geplant. Näheres bei Annette Fehrholz, Telefon (0 65 32) 9 55 93 79, E-Mail wittlich@foodsharing.network.