Papst Franziskus:Würdigung und Trauer

Papst Franziskus ist tot. Er starb am Ostermontag um 7.35 Uhr im Alter von 88 Jahren an einem Schlaganfall und an irreversiblem Herzversagen. Das teilte der Vatikan am Abend des Ostermontag mit. Noch am Ostersonntag hatte er sich – von den Folgen seiner schweren Lungenentzündung gezeichnet – auf dem Petersplatz gezeigt und der Welt mit brüchiger Stimme den Ostersegen erteilt. Erst vor kurzem war er nach gut fünf Wochen Klinikaufenthalt in den Vatikan zurückgekehrt.
Am Montagmittag läuteten die Kirchenglocken am Petersplatz in Rom, wo sich zahlreiche Gläubige versammelt hatten, und auch in vielen deutschen Gotteshäusern. In seiner Heimat Argentinien wurde eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen.
Aus aller Welt kamen Würdigungen und Beileidsbekundungen. Hervorgehoben wurden dabei seine zugewandte Art, seine innerkirchlichen Reformanstrengungen und sein Einsatz für Arme und Flüchtlinge sowie für die Bewahrung der Schöpfung.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, mit Franziskus verliere die Welt „ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung und einen glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit“, der vielen Halt und Orientierung gegeben habe. Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lobte den Verstorbenen als „Fürsprecher der Schwachen und Versöhner“. Auch CDU-Chef und Wahlsieger Friedrich Merz hob den „unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung“ hervor.
Lob für den „Papst der Herzen“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete Franziskus als „mutigen Erneuerer“, dessen Reformanstöße unumkehrbar seien. Die Kardinäle von Köln und München, Rainer Maria Woelki und Reinhard Marx, würdigten den unermüdlichen Anwalt der an den Rand Gedrängten, der immer die Sorge um die Armen und Schwachen in den Mittelpunkt gestellt habe. Die katholischen Laien im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) lobten den „Papst der Herzen“ und dessen Amtszeit als „Zeit der Öffnung der Kirche“.
Katholik und US-Vizepräsident JD Vance, der Franziskus noch am Sonntagmorgen getroffen hatte, erklärte, sein tiefes Mitgefühl gelte „den Millionen Christen weltweit, die ihn geliebt haben. Ich habe mich gefreut, ihn gestern zu sehen, obwohl er offensichtlich sehr krank war“.
In einer vom Kreml veröffentlichten Botschaft betonte der russische Präsident Wladimir Putin, er werde den Verstorbenen in guter Erinnerung behalten als „konsequenten Verfechter der hohen Werte des Humanismus und der Gerechtigkeit“.
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hob das unermüdliche Engagement des Kirchenoberhaupts für Frieden, Gerechtigkeit und Gemeinwohl hervor. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, sein Vermächtnis führe hin zu einer „gerechteren, friedvolleren und mitleidsvolleren Welt“.
Immer wieder zum Frieden aufgerufen
UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte, er trauere um einen „Boten der Hoffnung, Demut und Menschlichkeit“. Er würdigte Franziskus als „herausragende Stimme für Frieden, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit“ und hob den besonderen Einsatz für den Klimaschutz hervor.
Franziskus stammte aus Argentinien und hieß mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio. Er war der erste Lateinamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Der Argentinier wurde am 13. März 2013 zum Papst gewählt und führte die katholische Kirche zwölf Jahre lang.
In dieser Zeit stieß er umfassende Reformen in der Kirche an und warb für eine flexiblere Anwendung der katholischen Sexualmoral. Für seinen Einsatz für Flüchtlinge, Arme und Andersgläubige sowie für den Klimaschutz genoss Franziskus auch außerhalb der Kirche großes Ansehen.
Seine Amtszeit war aber auch überschattet von der andauernden Krise um sexuellen Missbrauch sowie einer Polarisierung zwischen Reformern und Konservativen. Immer wieder rief Franziskus zum Frieden auf – zuletzt am 20. April in seiner Osterbotschaft an die Welt.
Mit dem Tod des Papstes beginnt die sogenannte Sedisvakanz (Zeit des „leeren Stuhls“) bis zur Wahl eines Nachfolgers. Das Kardinalskollegium stellt so lange die notwendigen Abläufe sicher, ohne aber weitreichende Entscheidungen treffen zu dürfen.
In einem festgelegten Ritus wurde am Montagabend in der Kapelle seines Wohnsitzes im Gästehaus Santa Marta noch einmal offiziell der Tod des Papstes festgestellt. Danach wurde er in einen einfachen Sarg gelegt und am 23. April in den Petersdom überführt. In einer Prozession begleiten hochrangige Kirchenmänner den Sarg von der Kapelle im vatikanischen Gästehaus Santa Marta in die Basilika. Dort können ihm die Gläubigen die letzte Ehre erweisen.
Beisetzungsdatum steht bereits fest
Am 26. April wird Papst Franziskus beerdigt. Die Trauerfeierlichkeiten finden um 10 Uhr auf dem Petersplatz statt. Das gab das päpstliche Zeremonienamt am 22. April bekannt.
Der Begräbnisliturgie wird Kardinaldekan Giovanni Battista Re vorstehen. Anschließend wird Franziskus – anders als die meisten seiner Vorgänger, die im Petersdom ihre letzte Ruhestätte gefunden haben – in seiner römischen Lieblingskirche Santa Maria Maggiore beigesetzt, zu der er schon immer eine besondere Verbindung hatte.
Frühestens am 15., spätestens am 20. Tag nach dem Tod müssen die Kardinäle zur Papstwahl, dem Konklave, zusammentreten. Wahlberechtigt sind derzeit 135 der 252 Kardinäle der Weltkirche, nämlich alle unter 80. Rund 80 Prozent von ihnen wurden von Franziskus selbst ernannt, darunter viele aus den von ihm gerne zitierten „Rändern“ der Welt.
Von den 135 Wahlberechtigten aus etwa 70 Ländern kommen 53 aus Europa, davon 16 aus Italien. Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 18, Nordamerika 16 und Ozeanien vier.
Von den sechs deutschen Kardinälen dürfen drei mitwählen – neben Reinhard Marx (71) und Rainer Maria Woelki (68) noch Gerhard Ludwig Müller (77). Walter Brandmüller (96), Walter Kasper (92) und Friedrich Wetter (97) sind nicht mehr wahlberechtigt.