Wenn mein Kind nicht in die Schule gehen will ...
Für viele Kinder bedeutet der tägliche Gang zur Schule nicht nur Stress, sondern auch Angst. Wie viele darunter leiden, ist kaum erfasst. Der Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte schätzt allerdings, dass jedes fünfte Kind unter einer ausgeprägten Form von Schulangst leidet, was sich mittlerweile auch in den Anmeldungen der Lebensberatung Ahrweiler niederschlägt. Doch wie erkennen wir das, und was kann man dagegen tun?
Schulangst kann vielfältige Gründe haben. Häufig wird zwischen zwei Ursachen unterschieden:
- Leistungsangst/Versagensängste, also die Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Hier stehen oft Eltern im Mittelpunkt, die gute Leistungen von ihren Kindern erwarten.
- Soziale Angst, die sich auf Unsicherheiten im sozialen Kontakt zum Beispiel mit Mitschülern oder Lehrern bezieht. Oft geht es dabei um Probleme mit Mitschülern. So können vor allem Gruppenzwänge, bei denen das Kind nicht mitmachen will oder kann, eine große Belastung darstellen.
Schulangst – wie äußert sie sich?
Auf den ersten Blick äußert sich Schulangst klassisch wie jede Angst. Das kann zunächst unspezifisch mit Kopf- oder Bauchschmerzen anfangen. Weitere typische körperliche Anzeichen sind Übelkeit, Schweißausbrüche, Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Häufige Verhaltensanzeichen sind sozialer Rückzug, Tagträumen und Trödeln. Teilweise schlägt sich die Schulangst in Aggression und Gereiztheit nieder.
Bei „Leistungsangst“ als Ursache zeigen Kinder eine ausgeprägte Prüfungsangst: Bereits lange vor einer anstehenden Prüfung sind sie aufgeregt, machen sich große Sorgen und neigen zu extrem pessimistischen Annahmen. Kinder, die von „sozialer Angst“ betroffen sind, haben große Sorge, sich zu blamieren oder in peinliche Situationen zu geraten. Sie haben permanent Angst, im Mittelpunkt zu stehen, sind extrem schüchtern. Vor allem im Unterricht sind sie auffallend ruhig, sprechen nur, wenn sie dazu aufgefordert werden, und dann oft sehr leise, undeutlich oder leicht stotternd. Sie meiden außerschulische soziale Aktivitäten und gehen lieber „einsamen“ Hobbys nach, in denen es zu keinen sozialen Interaktionen kommt.
Schulangst sollte nicht mit Schulphobie verwechselt werden. Auslöser ist hier in der Regel nicht die Schule. Die Ursachen für eine Schulphobie liegen vielmehr im familiären Umfeld und sind zum Beispiel in einer zu engen Bindung zwischen Eltern und Kind zu suchen. Kinder haben beispielsweise Angst, vom Elternhaus getrennt zu sein, weil sie fürchten, in dieser Zeit könnte etwas Schlimmes passieren.
Schulangst – was kann man tun?
- In einem ersten Schritt sollten stets die körperlichen Symptome medizinisch abgeklärt werden. Liegt kein eindeutiger Befund vor, muss man klären, ob es sich um eine psychologisch bedingte Schulangst oder -phobie handelt. Schulangst ist eine Angststörung, die im schulischen und familiären Kontext entsteht und demnach auch dort bearbeitet werden muss. Um Ängste mit schulischem Bezug wirksam abzubauen, ist gezieltes vertrauensvolles Zusammenarbeiten aller Beteiligten (Kinder, Eltern, Lehrer, Therapeuten ...) nötig.
- Eltern sollten die Probleme des Kindes ernst nehmen und das Problem nicht bagatellisieren. Dafür sind vor allem Geduld und Verständnis gefragt, das Kind darf sich mit seinem Problem nicht einsam und alleine fühlen. Am wichtigsten ist es, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen. Eltern sollten ihrem Kind zeigen, dass sie ihm zutrauen, eine Lösung zu finden. Um das persönliche Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken und Schüchternheit abzubauen, sollten Erfolgserlebnisse geschaffen werden.
- Aus der Not heraus, ihrem Kind zu helfen, schreiben Eltern aus Mitleid oft Entschuldigungen. Dieses Schulvermeidungsverhalten macht die Angst vor der Schule jedoch nur noch schlimmer, eine Rückkehr in den geregelten Schulalltag wird so zunehmend erschwert. Jegliche Form von Beruhigungsmitteln sollte selbstverständlich ein absolutes „No Go“ sein!
- Eine Leistungs- und Intelligenzdiagnostik kann dazu beitragen, frühzeitig eine schulische Unter- als auch Überforderung auszuschließen. Natürlich ist es wichtig, dass die Eltern auch ihre eigenen Anforderungen überdenken: Klaffen die Erwartungen der Eltern und die tatsächlich erbrachten Leistungen zu weit auseinander, geraten ihre Kinder rasch in einen bedrohlichen Konflikt. Sie müssen dann annehmen, ihre Eltern sind von ihnen als Person enttäuscht, wenn sie keine guten Noten nach Hause bringen. Verunsicherte Kinder allerdings sind wiederum weniger leistungsfähig und aufnahmebereit. Ein Teufelskreis!
- Bei hartnäckiger Schulangst mit Lernblockaden und Prüfungsängsten – ohne dass tatsächlich eine Überforderung vorliegt – kann Psychotherapie, Erziehungsberatung oder ein Soziales-Kompetenz-Training helfen. Solch ein Training, wie es die Lebensberatungsstelle Ahrweiler seit 2017 erfolgreich unter dem Titel „Ich kann auch anders“ anbietet, kann das Selbstbewusstsein stärken, soziale Kompetenzen fördern und die Frustrationstoleranz erhöhen.
Angst ist selten grundlos
Angst gehört untrennbar zu unserem Leben und ist in der Regel selten grundlos. Diese Gründe wollen gesehen und ernst genommen werden. Gelingt es uns, sich mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen, schaffen wir es wahrscheinlich sogar, sie zu bewältigen. So kann Mut entstehen, und aus der Situation besiegter Angst gehen wir erleichtert, befreit und glücklich hervor. Und um ehrlich zu sein, ein bisschen Nervosität vor Prüfungen, auch Lampenfieber genannt, ist normal und gehört doch irgendwie auch dazu.