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Heizen:Warmer Sitz und kühler Kopf

Als erste Pfarrkirche im Bistum Trier ist St. Apollonia in Bodenbach (Pastoraler Raum Daun) mit einem „körpernahen Heizsystem“ ausgestattet worden. Pfarrer Klaus Kohnz und Architekt Stefan Bauer erklären, wie das funktioniert.
Die Handwerker von der Firma Schneider beim Einbau der Heizelemente.
Datum:
13. Nov. 2024
Von:
Brigitte Bettscheider

Bodenbach. Drei junge Männer von der Kelberger Firma Elektrotechnik Schneider hatten im September zunächst damit begonnen, den Holzfußboden im Gotteshaus zu öffnen und unter den Kirchenbänken insgesamt 78 Heizpaneele zu verschrauben und zu verkabeln: Juniorchef Damian Schneider, Geselle Jona Schmitz und Azubi Bennet Schneider. „So einen Auftrag hatte unsere Firma bisher noch nicht“, sagt Schneider. Die Verlegung der Kabel in den Hohlräumen unter dem Holzboden sei „knifflig, aber machbar“ gewesen, erklärt Schmitz. Und Lehrling Schneider findet es gut, „dass ich als Azubi schon an so einem besonderen Auftrag beteiligt bin“. 

Effizienterer Ersatz für die alte Ölheizung 

Vor vier Jahren sei das Thema neue Heizung für die in ihrer heutigen Form seit 1951 bestehenden Pfarrkirche St. Apollonia erstmals diskutiert worden, erinnert sich Pfarrer Klaus Kohnz. Die Ölheizung war am Ende, und laut Richtlinie des Bistums Trier durfte keine mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizung neu installiert werden. Die Entscheidung für ein körpernahes Heizsystem fiel mit Zustimmung des Bistums und nach einhelliger Meinung des Verwaltungsrats vor Ort im September 2023. Für die Elektroarbeiten und die Gewerke Holz- und Natursteinarbeiten wurden 88 000 Euro veranschlagt. Die Finanzierung erfolgt zu 60 Prozent aus Bistumsmitteln und zu 40 Prozent aus Mitteln der Pfarrei Bodenbach.  

Im Gegensatz zu einer Raumluftheizung wird nicht der gesamte Raum beheizt, sondern nur der Bereich, wo sich die Menschen aufhalten.

Stefan Bauer, IBS-Ingenieure

Zwar gebe es in Oberbettingen bei Hillesheim, in Wolken bei Kobern-Gondorf und in Peterswald-Löffelscheid bei Zell an der Mosel bereits Kapellen und Filialkirchen, die mit einem körpernahen Heizsystem ausgestattet seien. „Doch in einer Pfarrkirche wird dieses System hier erstmals als Pilotprojekt des Bistums realisiert“, betont der Pfarrer.  

Erwärmt wird nur die unmittelbare Umgebung 

„Übrigens auch ein Pilotprojekt für den Architekten“, ergänzt Kohnz mit Blick auf Stefan Bauer von den IBS-Ingenieuren (Alflen). Dieser erläutert das Prinzip so: „Im Gegensatz zu einer Raumluftheizung wird nicht der gesamte Raum beheizt, sondern nur der Bereich, wo sich die Menschen aufhalten.“ Dazu dienen die oben erwähnten Heizpaneele mit einer integrierten Infrarot-Carbon-Flächenheizung, die unter den Kirchenbänken fest installiert werden. Für den Organisten gibt es eine Solitärlösung in Form eines Infrarot-Heizstrahlers. Ein bis zwei Stunden vor Beginn des Gottesdienstes wird das Heizsystem eingeschaltet. Die 38 Bodenbacher Kirchenbänke werden in Gruppen zusammengefasst; die separat eingeschaltet werden können. 

Die Vorteile eines körpernahen Heizsystems gegenüber einer Raumluftheizung kommentiert Pfarrer Kohnz – bekannt für seine witzigen Sprüche – übrigens so: „Die Gottesdienstbesucher sitzen warm, behalten aber bei der Predigt einen kühlen Kopf.“ Der Winter kann also kommen