Wohngemeinschaft:Selbstbestimmt und gut versorgt
Irrel. Sechs dieser Wohngemeinschaften betreibt der Caritasverband Westeifel bereits – zwei in Gerolstein und jeweils eine in Bitburg, Speicher, Bleialf und Arzfeld. Zwei weitere sind für die Stadt Daun in Planung.
Christoph Biegel, der für den Verband die ambulant betreuten Wohngemeinschaften (WG) für pflegebedürftige Senioren betreut, hat bei einer Veranstaltung im Caritashaus der Begegnung die in der Region noch recht junge Wohnform erläutert. Als „sehr bedarfsorientiertes Angebot, das gut angenommen wird“, sei es zwischen der häuslichen Pflege einerseits und der vollstationären Pflege in Altenheimen andererseits einzuordnen. Die Wohn- und Versorgungsform solle ein weitestgehend individuelles und selbstbestimmtes Leben im Alter mit Teilhabe und Mitgestaltung ermöglichen und zugleich eine sichere Versorgung gewährleisten.
Bei Bedarf ist 24 Stunden am Tag Hilfe verfügbar
Die Bewohnerinnen und Bewohner seien selbst Mieter eines der meist zwölf Appartements mit Balkon oder Terrasse innerhalb der WG und hätten als solche normale Mitbestimmungsrechte in der Mietergemeinschaft. Das Besondere sei die Alltagsunterstützung durch qualifizierte 24-Stunden-Präsenzkräfte, die die Mieter in allen Angelegenheiten des Alltags und der Haushaltsführung – darunter Kochen, Waschen und Putzen – unterstützten oder diese übernähmen. Hierfür werde ein „Betreuungs- und Koordinationsvertrag“ abgeschlossen. Neben diesem und dem Mietvertrag gäbe es bei Bedarf als Drittes einen Pflegevertrag mit einem ambulanten Pflegedienst, der ins Haus komme.
Eine WG mit mehreren Leuten, das würde mir schon gefallen.
Ursula Olk
Möglich und gewünscht sei außerdem – falls vorhanden – eine Unterstützung durch Angehörige sowie die Einbindung ins Wohnumfeld. Die Bewohnerinnen und Bewohner könnten sich nach ihren Möglichkeiten an Aufgaben, zum Beispiel beim Kochen, beteiligen und an selbst ausgewählten gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen. „Ein wichtiges Argument ist das Leben in der eigenen Heimat, denn die WGs werden möglichst dort platziert, wo die Menschen sich noch zuhause fühlen“, erläutert der Pflegemanager Biegel mit Blick auf die dezentralen Standorte.
Wer den Schritt früh wagt, kann mehr mitbestimmen
Biegel empfiehlt Interessierten, möglichst früh den Schritt zu wagen. „Nur dann kann man selbst bestimmen und die Eventualitäten planen. Dann hat man am meisten davon und kann Angebote wahrnehmen. Und die Frage, wo man bei vermehrtem Pflegebedarf hin soll, stellt sich dann nicht mehr.“ Zudem spare man sich die Suche nach Pflegekräften, die künftig in geringerer Zahl verfügbar seien.
Die Kosten setzten sich bei den Caritas-Senioren-WGs zusammen aus der Miete und einer Betreuungspauschale für die Präsenzkräfte einschließlich Haushaltsführung und Verpflegung, zusammen etwa 2500 Euro im Schnitt. Hinzu kämen individuelle Leistungen durch den Pflegedienst. Die Finanzierung erfolge aus Mitteln der Pflege- und Krankenversicherung, aus Eigenmitteln und im Bedarfsfall aus ergänzenden Leistungen der Sozialhilfe.
„Eine WG mit mehreren Leuten, das würde mir schon gefallen“, gibt Ursula Olk aus Ernzen zu, die sich die Einrichtung in Bitburg anschauen will. „Aber sich vom Wohnumfeld zu trennen, das fällt mir schon sehr schwer“, erklärt die alleinlebende 87-Jährige, warum ein solcher Schritt bei allen Vorzügen eine schwere Entscheidung für sie darstelle.