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Geocaching und Geschichte:Geschichte erlebbar gemacht

Um Menschen die Geschichten des ehemaligen KZ-Außenlagers Treis-Bruttig und das Leben deportierter Juden im Moseldorf Bruttig-Fankel näherzubringen, haben sich zwei Profis für ein Projekt zusammengeschlossen: Geocaching-Codes führen in die Vergangenheit des Ortes.
Jens Dlugaiczyk (links) und Manfred Ostermann an der Cachebox nahe der ehemaligen Synagoge.
Datum:
29. Okt. 2024
Von:
Stefan Ernst

Bruttig-Fankel. Manfred Ostermann, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde und Vorsitzender der Gedenkstätte KZ Außenlager Bruttig/Treis e. V., beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte jüdischen Lebens in der Moselregion. Er ist gut vernetzt, hält viele Kontakte zu jüdischen Familien weltweit, deren Vorfahren vor den Nazis flüchteten oder von ihnen deportiert wurden.

Ostermann hat sich getroffen mit Jens Dlugaiczyk aus Cochem. Der Soldat im Ruhestand hat sich bereits bei Auslandseinsätzen dem Geocaching verschrieben und betreibt sein Hobby zeitintensiv und gewissenhaft. Rund 200 Caches hat er allein im Landkreis Cochem-Zell versteckt.

Beim Geocaching, der „Schnitzeljagd für Erwachsene“, werden an bestimmten Orten in der Natur oder in urbanen Bereichen kleine „Caches“ (Behälter) versteckt, die per GPS-Gerät (oder mit dem Smartphone) aufgefunden werden sollen. Der Finder hinterlässt einen Eintrag im Tagebuch und auf der weltweiten Geocacherhomepage sowie eventuell einen Gegenstand. Der wird vom folgenden Geocacher mitgenommen und zum nächsten Fundort gelegt.

Schon beim „Weg der Erinnerung“ haben Dlugaiczyk und Ostermann gut zusammengearbeitet. Ihr gemeinsames Ziel war es, das Schicksal jüdischer Familien mit Hilfe von QR-Codes an Stolpersteinen ganzjährig, digital und auch mehrsprachig und unkompliziert erfahrbar zu machen.

Jetzt setzten die beiden Organisatoren ein zweites Projekt um: Ein trauriger Teil der Ortsgeschichte ist das KZ-Außenlager Treis/Bruttig, das sich mitten auf einem Bahndamm befand und quer durch das Dorf verlief. Politische Häftlinge mussten in einem nahegelegenen Bahntunnel kriegswichtige Arbeiten verrichten. Viele Gebäude des ehemaligen Arbeitslagers sind inzwischen zu Wohnhäusern umgebaut. Lediglich die Zentralbaracke steht noch im Originalzustand da und wird von der Gemeinde als Lagerschuppen genutzt.

Rätsel lösen und zum nächsten Cache gelangen

Um wichtige Stationen und Informationen über das Lager zugänglich zu machen und dafür zu sorgen, dass diese für künftige Generationen erhalten bleiben, wurden hier ebenfalls QR-Codes angebracht, die auf die Homepage „Gegen das Vergessen, Deckname Zeisig“ führen. Um die einzelnen Stationen zu finden, hat Dlugaiczyk die GPS-Koordinaten zum nächsten Punkt jeweils mit einem Rätsel notiert. „Da kam der Soldat und Geocacher bei mir durch“, kommentiert der Urheber.

Beim Besuch der Caches an der Synagoge und am Tunnelportal schildert Ostermann seine Intention: „Mir ist wichtig, dass bei beiden Projekten moderne Medien verwendet werden können. Damit ermöglichen wir vielen Menschen den Zugang zur Geschichte der Juden in Bruttig und des KZ.“

Dass das durch das Dekanat Cochem-Zell unterstützte Projekt Interesse weckt, wird beim Ortstermin deutlich: Kaum ist der Cache installiert, hat sich ein Geocacher im Cachebuch eingetragen. Die Geschichte des Lagers und der deportierten Juden im Moselort wird also in Erinnerung bleiben.