Faire Kita:„Fair ist in aller Munde“
Saarbrücken. Platten voller appetitlich drapierter Brownies, Käsekuchen, Muffins, Marmor- und Zitronenkuchen warten auf der langen Tafel darauf, dass zugegriffen wird. Die letzten Gäste kommen zur Tür herein und bringen außer Tellern und Tassen noch mehr Nachschub. Mit viel Liebe gebacken, verbindet all die Leckereien eine weitere entscheidende Gemeinsamkeit: mindestens eine der Zutaten stammt aus regionalem beziehungsweise fairem Handel. Willkommen beim „Fairen Café“!
„Fair ist in aller Munde“, stellt Tanja Albert, Gesamtleiterin der Katholischen KiTa gGmbH Saarland für die Gesamteinrichtung (GE) Saarbrücken I, zu der elf Kitas gehören, bei ihrer Begrüßung im Gemeindesaal der katholischen Kirche Heilig Kreuz auf der Folsterhöhe fest. Eingeladen hatten sie und ihre Kollegin Anett Fischer-Tschunko im Rahmen ihres Projektes „Faire Kita“. Als willkommener Anlass diente die „Faire Woche 2023“. In Kooperation mit der Fairtrade-Initiative- Saarland hatte man das Projekt im Februar gestartet. Ziel ist es, dass alle elf Kitas der Gesamteinrichtung bis zum 31. Dezember 2024 als „Faire Kitas“ zertifiziert werden.
Relativ entspannt dabei zuschauen können die Kolleginnen der Christkönig Kindertagesstätte in der Präsident-Baltz-Straße. Seit 2019 trägt sie als bisher einzige Kita der GE bereits den Titel, aktuell steht die Rezertifizierung an.
Respektvollen Umgang mit Vielfalt lernen
Aber was genau ist eine Faire Kita? Ein Ort, an dem Globales Lernen und Fairer Handel zum Alltag der Kinder gehören. Die Vielfalt der Welt wird durch das Thema Fairer Handel mit allen Sinnen erfahrbar. Es bietet neben dem Schwerpunkt Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit sehr viel Potential für einen Einstieg in die Themenwelt Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Durch die Verwendung fairer Produkte in den Einrichtungen übernehmen Kitaleitungen, Erzieherinnen und Erzieher, Träger und Eltern Verantwortung für einen fairen und nachhaltigen Konsum. Kinder lernen in einer Fairen Kita Zusammenhänge kennen, die ihr Weltverstehen und ihr Gerechtigkeitsempfinden schärfen. Sie lernen, mit Vielfalt respektvoll umzugehen und werden vorbereitet für ein Leben in der globalisierten Welt.
In „Fairen Kitas“ müssen fair gehandelte Produkte im Alltag verwendet werden. „Viele denken vielleicht, das stellt die größte Hürde dar“, sagte Albert, „aber das stimmt nicht. Bananen gehen immer.“
Die Kinder verstehen schon, dass es anderswo Gleichaltrige gibt, die kein so schönes Leben wie wir hier haben.
Iris Kröninger
Mit der Fairtrade Initiative Saarland verfügt man praktischerweise über einen erfahrenen, kompetenten Partner. Als Träger des Projekts „FaireKITA Saarland“ ist sie für Bewerbungen, Auszeichnungen und Wiederauszeichnungen zuständig.
Was auf dem Papier oft sehr theoretisch daher kommt, ist in der Praxis mit viel Spaß und wunderbaren Erfahrungen verbunden. Das jedenfalls sind die Rückmeldungen, die Tanja Albert und Anett Fischer-Tschunko für ihre Workshops erhielten. Dabei ging es um kreative Anregungen für Aktivitäten in den Kitas, wofür jeweils eine Bildungskiste gepackt wurde. Zum Einstieg wählte das Duo das Thema Kakaoanbau und Herstellung von Schokolade.
Schwerpunkt Nummer zwei behandelte Baumwolle – eine Steilvorlage für kreative Arbeiten mit Stoff, Nummer drei rückte mit Mangos und Bananen tropische Früchte in den Fokus.
Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen
In ihrer katholischen Kindertageseinrichtung St. Lukas in Bliesransbach kamen die Vorschläge bisher bestens an, berichtet Iris Kröninger. Das Schokoladen-Thema beschäftigte die Kinder an drei Treffen, Highlights waren die Verkostung von Schokolade mit anschließender Abstimmung, welche am besten schmeckt, sowie die Herstellung von Brotaufstrich aus Puderzucker, Kakaopulver und Kakaobutter. Getoppt wurde das nur noch durch die Produktion eigener Schokolade.
Daneben gab es natürlich auch ernste Aspekte. „Wir haben darüber gesprochen, was fair und was unfair ist. Die Kinder verstehen schon, dass es anderswo Gleichaltrige gibt, die kein so schönes Leben wie wir hier haben, die viel arbeiten müssen und nicht zur Schule gehen können.“ Alles in allem hält Iris Kröninger das Projekt und die angestrebte „Faire Kita“-Zertifizierung für eine „gute Sache“. Es hilft, Bewusstsein zu schaffen und Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.