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Ergänzung der Rettungkette:Ersthelfer-Apps können Leben retten

Überleben dank App: Wenn Ersthelfer im Notfall per Smartphone alarmiert werden, sind sie deutlich schneller vor Ort als der Rettungsdienst. Doch das klappt bislang nur in manchen Regionen Deutschlands.
Im Notfall kommt es auf jede Minute an, deswegen kann die Ausbildung zur Ersten Hilfe bei Unfällen oder Notfällen jederzeit Leben retten. Was getan werden muss, lernt man im Praxis-Training: Reanimation.
Datum:
25. Okt. 2024
Von:
Michael Althaus

Es kann jederzeit passieren: am Arbeitsplatz, in der Bahn, im Restaurant. Ein Mensch liegt leblos auf dem Boden, atmet nicht mehr, kein Puls zu fühlen. Beim Herzstillstand zählt jede Sekunde. Nach nur vier Minuten ohne qualifizierte Hilfe können bleibende Schäden entstehen.

Ersthelfer-Apps wollen den Zeitraum verkürzen, der bis zu rettenden Maßnahmen vergeht. Sie sorgen dafür, dass freiwillige Ersthelfer, die sich in der Nähe eines Unfallorts befinden, geortet und alarmiert werden. Idealerweise sind sie nach wenigen Minuten vor Ort und leisten Erste Hilfe, zum Beispiel mit einer Herzdruckmassage, bis die Rettungskräfte eintreffen. Damit sind die First Responder (so die englische Bezeichnung für Ersthelfer) eine wichtige Ergänzung in der Rettungskette.

App erhöht deutlich die Überlebenschancen

Aktuell sind rund 400 Freiwillige registriert, die in den vergangenen zwei Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben. Außerdem werden die wichtigsten Schritte einer Herzdruckmassage erklärt, damit diese auch von Ungeübten sofort durchgeführt werden können. „Wenn ein Ersthelfer oder eine Ersthelferin schnell zur Stelle ist, eine Herzdruckmassage durchführen kann und dann noch ein Defibrillator zum Einsatz kommt, erhöht das die Überlebenschancen um eine Vielfaches“, sagt Petra Witt vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Hamburg.

In Deutschland sind verschiedene Ersthelfer-Apps verbreitet, wie Corhelper, First AED, Mobile Retter, Katretter, Region der Lebensretter und Saving Life. In manchen Kreisen und kreisfreien Städten sind sie mit den Rettungsleitstellen verbunden. Sobald dann jemand bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand die 112 wählt, alarmiert die Leitstelle nicht nur den Rettungsdienst, sondern auch die per App georteten Ersthelfer.

Noch viele Regionen ohne App

Experten empfehlen, dass das überall so sein sollte. Eine Recherche des Südwestrundfunks zeigt jedoch: Nicht einmal die Hälfte aller Rettungsdienstbereiche hat eine First-Responder-App. Während in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Saarland und Brandenburg flächendeckend First-Responder-Apps genutzt werden, gibt es in Thüringen keinen einzigen Rettungsdienstbereich, der eine App zur Alarmierung von Ersthelfenden nutzt. Zuständig sind je nach Bundesland die Kommunen oder die Innenministerien.

Nach Ansicht des Notfallmediziners Jan-Thorsten Gräsner vertun die Regionen ohne App eine große Chance zur Rettung von Menschenleben. Er wünsche sich eine flächendeckende Einführung in jedem Bundesland, sagt der Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Bundesweiter Flickenteppich

Ein weiteres Problem sei, dass die verschiedenen Apps nicht untereinander kommunizieren könnten. Wer etwa bei Mobile Retter in Cuxhaven angemeldet ist, kann keinen Ersthelfer alarmieren, der bei Corhelper in Oldenburg registriert ist. „Es gibt zu viele Partikularinteressen durch die hohe Anzahl an Anbietern und inhomogene Voraussetzungen für App-Helfer“, sagt Gräsner.

Der ASB will dem entgegenwirken, indem er regionale Angebote zu einer einheitlichen App „ASB schockt“ zusammenführt. Zudem sei eine Zusammenarbeit mit der App „Katretter“ angestrebt, die weite Teile Berlins und Brandenburgs abdeckt, heißt es vom ASB-Bundesverband. In zwei Regionen würden zudem Verhandlungen mit Leitstellen geführt.