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Lebenswirklichkeiten:Eine andere Welt erleben

Entscheider aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft erhalten bei einem Programm des Bistums Trier Einblicke in Lebenswirklichkeiten von Menschen, mit denen sie Alltag seltener Kontakt haben.
Guppenbild der Teilnehmenden und Verantwortlichen des Konzepts Lebenswirklichkeiten
Datum:
18. Sept. 2025
Von:
Julia Fröder

„Dass Menschen sich begegnen, die sich sonst in ihrer Alltagsrealität nicht treffen“, mit diesen Worten hat der Vorsitzende des Caritasverbands für die Diözese Trier, Domkapitular Benedikt Welter, am 9. September das Konzept von „Lebenswirklichkeiten“ beschrieben. Zur Auftaktveranstaltung des Programms des Diözesan-Caritasverbands Trier und des Bistums Trier waren fast 80 Personen in das Landtagsrestaurant in Mainz gekommen. „Lebenswirklichkeiten“ ist ein Programm für mehr gesellschaftliche Teilhabe, das zum dritten Mal umgesetzt wird und Verantwortliche aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft zur Teilnahme einlädt. Schirmherr ist der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering. 

Die „Gäste“ werden im Oktober und November an einem „Exposure“-Tag ihre berufliche Rolle ablegen und Menschen in unterschiedlichen Begegnungsräumen kennenlernen. Sie werden dabei von einem erfahrenen Team begleitet. Es beteiligen sich 16 Einrichtungen und soziale Dienste in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und dem benachbarten Frankreich, wie die Möbelbörse in Kirchen, der Bürgerservice in Trier und die Erwerbslosen-Selbsthilfe Püttlingen. „Menschen, die in Behörden, Ministerien oder in der Kirche Verantwortung tragen, erleben eine andere Welt“, berichtet Welter. 

Respektvolle Begegnung ist Merkmal der Demokratie

Als Mainzer Landtagspräsident habe er gerne die Schirmherrschaft übernommen, sagte Hering. „Lebenswirklichkeiten“ ermögliche Räume, in denen sich Menschen respektvoll begegnen könnten, dies sei ein Wesensmerkmal der Demokratie. Daher sei das Programm eine grandiose Idee. 

Es kommt darauf an, die Leute zu überzeugen und sie zurückzugewinnen.

Prof. Dr. Wolfgang Merkel

Der Wissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Merkel griff diesen Aspekt in seinem Vortrag „Zerbrechlichkeit: Was unsere Demokratie jetzt braucht …“ auf. Dabei blickte er auf Faktoren, die die Resilienz der Demokratie bedrohen, aber auch stärken. Merkel nahm Politikerinnen und Politiker in die Pflicht: „Es kommt darauf an, die Leute zu überzeugen und sie zurückzugewinnen. Doch mein Eindruck ist, dass die demokratischen Parteien müde und ideenlos geworden sind.“ Er sei überzeugt: „Eine Demokratie rettet man nicht, indem man eine Partei verbietet.“ Doch auch die Zivilgesellschaft sei gefragt in einer Zeit, in der Vereine, Verbände und Kirchen an Bindungskraft und ihre zentrale Aufgabe als Brückenbauer verlören. Das Programm „Lebenswirklichkeiten“ setze hier an und könnte durch Begegnungsräume Schule der Demokratie sein. 

Fast 40 Personen haben sich für „Lebenswirklichkeiten 2025“ angemeldet. Neben dem rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Hering wird auch seine saarländische Kollegin, Heike Winzent, dabei sein. Ihre Teilnahme zugesagt haben aus Rheinland-Pfalz Ministerin Dörte Schall und Minister Sven Teuber, ferner die SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler, der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion Marcus Klein, die Fraktionsvorsitzende der Grünen Pia Schellhammer sowie Parlamentarier aus der Fraktion der FDP und aus der Gruppe der Freien Wähler die Abgeordnete Lisa-Marie Jeckel. 

Auch die Präsidentin der Deutschen Caritas ist dabei

Aus dem Saarland werden unter anderem der sozialpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Hermann Scharf, die Vizepräsidentin des Landtags, Dagmar Heib, und die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Martina Holzner, teilnehmen. Die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Trier, Dr. Elfriede Franz, die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, und Weihbischof em. Franz Josef Gebert werden ebenfalls einen Tag in einer anderen Lebenswirklichkeit verbringen.