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Die Religionsfreiheit gehört zu den Menschenrechten

Der dritte Bericht zur Religionsfreiheit hat einen besonderen Blick auf das Christentum und die Christenverfolgung, die sich lange in einer Tabuzone befunden habe.
Der dritte Bericht zur Religionsfreiheit hat einen besonderen Blick auf das Christentum und die Christenverfolgung, die sich lange in einer Tabuzone befunden habe.
Datum:
3. Aug. 2023
Von:
KNA

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Nicht den Extremen überlassen: Der ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit der Kirchen weltweit möchte auch die Christenverfolgung aus der Tabuzone holen. Eine Aufgabe gegen beide Seiten des politischen Spektrums.
 
Die Katholische und die Evangelische Kirche in Deutschland haben ihren dritten Bericht zur Religionsfreiheit weltweit vorgelegt. Er bilanziere den derzeitigen Stand der Religionsfreiheit mit besonderem Blick auf das Christentum, hieß es bei der Vorstellung. Zugleich wiesen sowohl die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) wie auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf die menschenrechtliche Dimension der Religionsfreiheit hin.
Christenverfolgung lange in der Tabuzone
Der katholische Weltkirchebischof Bertram Meier bedauerte, dass gerade das Thema Christenverfolgung sich lange in einer Tabuzone befunden habe und „Extremgruppen“ überlassen worden sei. Der Augsburger Bischof rief dazu auf, auch Christenverfolgung als Aspekt der Religionsfreiheit stärker in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Zugleich wies er darauf hin, dass der Bericht nicht in Form von Alarmismus auf Missstände bei der Religionsfreiheit hinweisen solle: „Polemik bringt in diesem Thema vielleicht Schlagzeilen, aber inhaltlich führt es nicht weiter.“
Es ist nicht damit getan, ein Pflichtprogramm zu machen und einen Tag ein Eventfeuerwerk abzubrennen.

Bertram Meier

Laut der EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber soll mit dem Bericht am Beispiel der Religionsfreiheit eine allgemeine Menschenrechtsbildung vorangebracht werden. Die Verteidigung der weltweiten Religionsfreiheit sei ein Dauerauftrag für die Kirchen, fügte Meier hinzu. „Es ist nicht damit getan, ein Pflichtprogramm zu machen und einen Tag ein Eventfeuerwerk abzubrennen.“
Der 182-seitige Bericht mit dem Titel „Eine christliche Perspektive auf ein universelles Menschenrecht“ führe exemplarisch den Zustand der Religionsfreiheit in verschiedenen Ländern auf. Neben Beispielländern wie etwa China, Indien, Israel, Irak und Türkei wurde auch Deutschland ausgewählt.
Hier werde Religionsfreiheit oft missverstanden und ihr Charakter als Grundrecht von unterschiedlicher Seite infrage gestellt, erklärte Mitautor Heiner Bielefeldt. „Während ultrakonservative oder rechtspopulistische Akteure dazu neigen, die Religionsfreiheit klientelistisch in Beschlag zu nehmen, besteht in religionsfernen säkularistischen Milieus gelegentlich die Neigung, ihren Sinn und ihre Aktualität überhaupt in Zweifel zu stellen.“
Darüber hinaus führe der Bericht Spannungsfelder in der Gesellschaft auf, in denen sich die Religionsfreiheit bewähren müsse, etwa Migration, aber auch im Genderdiskurs. Insbesondere gegen letzteres werde die Religionsfreiheit oftmals als Bollwerk herangezogen. „Wieso jemand in seiner Religionsfreiheit dadurch irgendwie beeinträchtigt werden sollte, dass Lesben und Schwule ihre Beziehungen in der Gesellschaft angst- und diskriminierungsfrei leben können, bleibt dabei in der Regel völlig unerfindlich“, heißt es dazu im Bericht.

Keine Zahl der weltweit verfolgten Christen

Der nun veröffentlichte dritte Bericht folgt auf die von 2013 und 2017. Wie auch in den Vorberichten nennt er keine Zahl zu weltweit verfolgten oder bedrängten Christen, da sowohl die quantitative Anzahl als auch die Definition der Begriffe methodisch anfechtbar seien, hieß es. Damit verfolge der ökumenische Bericht einen anderen Ansatz als entsprechende Einlassungen der Organisationen Kirche in Not oder Open Doors, die ebenfalls regelmäßig Berichte zur weltweiten Religionsfreiheit mit dem Schwerpunkt Christenverfolgung veröffentlichen. 
 
Das katholische Hilfswerk missio Aachen forderte vor dem Hintergrund eine engere Zusammenarbeit zwischen der Bundesregierung und den Kirchen. Missio-Präsident Dirk Bingener warf der Ampel-Koalition eine zunehmende religionspolitische Zurückhaltung in Fragen der Außenpolitik und Entwicklungszusammenarbeit vor. „Die Stimmen unserer Partnerinnen und Partner aus dem globalen Süden werden weniger gehört.“ Der Bericht verdeutliche, dass die beiden großen Kirchen in Deutschland und ihre Hilfswerke einen universalen Ansatz verträten, der jeden Menschen ungeachtet seiner Herkunft und Religion im Blick habe.