Heiliges Land:Der größte Wunsch der christlichen Arbeitsmigranten in Israel ist Religionsfreiheit
Bistum. Traditionell nehmen die Damen und Herren des Ritterordens vom Heiligen Grabe zu Jerusalem am 1. Mai im Trierer Dom am Gedenken an die Dom-Weihe im Jahr 1121 teil. In diesem Jahr zog der gewählte Abt der deutschsprachigen Dormitio-Abtei (Zionsberg in Jerusalem), Dr. Nikodemus Schnabel, mit Bischof Dr. Stephan Ackermann, den Ordensschwestern und -brüdern sowie den Domgeistlichen ein. Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst hielt Schnabel vor rund 30 Mitgliedern und Gästen des Ritterordens einen Vortrag über die aktuelle Situation im Heiligen Land.
Zunächst sprach er seine Verbindung zu Luxemburg und Trier an: Im Rahmen seiner Promotion habe er am Deutschen Liturgischen Institut geforscht. „Trier war für mich immer arbeitsintensiv und trotz der guten Weine weniger vergnügungsbetont“, sagte Schnabel, der am 28. Mai offiziell in Jerusalem zum Abt geweiht wird. Die Anzahl der Christen im Heiligen Land bewege sich um die Ein-Prozent-Marke. Vorherrschende Religionen sind Judentum und Islam.
Der größte Wunsch der christlichen Arbeitsmigranten in Israel ist Religionsfreiheit
Nikodemus Schnabel
Im Konflikt Israels und der Hamas im Gaza-Gebiet seien auf beiden Seiten immer wieder Christen als Opfer zu beklagen. Aus Sicht der Christen im Heiligen Land sei der Ritterorden (OESSH) „der einzige noch verbliebene Kümmerer“. Ihre klagende Kernfrage laute: „Warum geht in Deutschland niemand für uns Christen auf die Straße? Warum sind wir in unserer schwierigen Situation nicht im Blick der Öffentlichkeit?“
Schnabel stellt die Komplexität der Nationalitäten, Sprachen, Riten und Religionen vor. Allein 15 christliche Konfessionen seien vor Ort, davon 13 alteingesessene Konfessionen. Die kontinentale Nahost-Synode bringe sieben verschiedene Kirchen unter ein Dach. Die Kirchen in Israel, Palästina, Jordanien und Zypern seien dabei grenzüberschreitend und transnational aktiv, zudem wachse die Anzahl der Katholiken in der Golfregion durch den Zuzug von Arbeitsmigranten aus Indien, Sri Lanka und den Philippinen rasant an: „Das Stadion in Qatar wurde von Katholiken gebaut“, erläuterte der Abt den Zuhörerinnen und Zuhörern.
Die Menschen in den Blick nehmen
Als Patriarchalvikar leitet Schnabel von Tel Aviv aus die Seelsorge für Migranten und Asylsuchende, für 100.000 Gläubige in 60 Gemeinden, überwiegend Philipinos und Inder. 95 Prozent davon seien Frauen, die vor allem in Haushalt und in der Pflege tätig seien. Werden sie schwanger und bringen sie ihr Kind zur Welt, würden sie nach israelischem Recht sofort als illegal gelten, stellte der Geistliche dar. Zur Unterstützung dieser Frauen und Kinder betreibt Schnabel mit seinem Team elf Kinderkrippen für bis zu Dreijährige, zwei Horte und ein Kinderheim. Diesen Kindern ein Leben in Würde zu verschaffen, empfindet der Benediktiner für sich persönlich als bereichernd.
„Der größte Wunsch der christlichen Arbeitsmigranten in Israel ist Religionsfreiheit. Es ist ihnen verboten, ein Kreuz aufzuhängen, die Bibel zu lesen oder den Namen Jesu auszusprechen“, schilderte Schnabel die aktuelle Situation und Gesetzeslage. Zum Abschluss seiner Ausführungen bat er eindringlich, „diese Menschen und ihre Nöte in den Blick zu nehmen“.
Korrektur: Im ursprünglichen Artikel hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Die Überschrift sowie das Zitat müssen korrekt lauten: Der größte Wunsch der chtistlichen Arbeitsmigranten in Israel ist Religionsfreiheit. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.