Himmerod:Auch sonst verschlossene Areale
Über 50 Frauen und Männer nahmen an dem Rundgang Ende August unter der Leitung von Rektor Professor Dr. Reinhold Bohlen teil. Er führte durch die Alte Mühle mit Museum, die ehemalige Abteikirche, den Kreuzgang, das Konventgebäude und die Freiflächen rund um das im Jahr 2017 aufgelöste Kloster.
Den Anfang machten vier Steine aus den ersten Klöstern der Zisterzienser, darunter das Gründungskloster in Citeaux. Aber erst mit dem Kloster von Clairvaux, vergegenwärtigt im zweiten der eingemauerten Steine im Museum der Alten Mühle, begann die Erfolgsgeschichte des Reformordens, der sich in ganz Europa ausbreitete.
Alleine der charismatisch wirkende Bernhard von Clairvaux gründete 68 Klöster, darunter in den Jahren 1134/35 jenes in Himmerod als das erste auf deutschem Boden. „Von da an wurden die Zisterzienser die prägende Kraft der von ihnen geschaffenen Klosterkulturlandschaft“, sagte Bohlen. Er veranschaulichte an einem Modell die erste steinerne, romanische Klosteranlage Himmerods mit ihrer großen Pfeilerbasilika nach dem zisterziensischen Idealplan. In einem an den Kreuzgang angrenzenden Lagerkeller zeigte Bohlen das einzige bis heute sichtbare Zeugnis jener Zeit – ein original Pfeilerbündel des romanischen Kreuzgangs aus dem 12. Jahrhundert.
Alte Mühle gehört zu 14 Stationen des Rundgangs
Zu den 14 Stationen des Rundgangs gehörten neben der Alten Mühle aus dem 17. Jahrhundert allen voran die ehemalige Abteikirche mit „einer der schönsten Barockfassaden rheinischer Kirchen“, wie Bohlen erklärte. Fassade und Kirche wurden bereits nach nur 50 Jahren mit der Säkularisation ab 1803 zerstört. Nach 120 Jahren als „romantische Ruine“ begann Anfang der 1920er-Jahre mit der Neubesiedlung auch der Wiederaufbau. Die rekonstruierte Barockkirche wurde 1960 wieder geweiht.
Von da an wurden die Zisterzienser die prägende Kraft der von ihnen geschaffenen Klosterkulturlandschaft.
Reinhold Bohlen
Bohlen erläuterte im Inneren unter anderem die wenigen bis heute erhaltenen Grabsteine in der Kirche, die Verehrungsgeschichte des seligen David (1110–1179), der zu den Gründern gehörte, sowie die Klais-Orgel, die Organisten aus der ganzen Welt anlockt. Über den spätgotischen Kreuzgang mit seinem Paradiesgarten ging es in einige der nunmehr leergeräumten Konventräume, darunter das Refektorium, das nach der Wiederbesiedlung als Notkirche diente.
Berühmtheit erlangte das „Zimmer Nummer 7“, in dem 1950 eine Denkschrift zur Gründung der Bundeswehr entstand. Die Führung endete in einem „Naturdenkmal“, dem 250 Jahre alten „Palmenwäldchen“ mit seinen unzähligen Buchsbäumen. „Sehr interessant“ fanden viele der Teilnehmenden den Rundgang, der einige sonst nicht zugängliche Klosterareale öffnete.
Brigitte Tenschert-Friedhof war mit ihrem Mann aus Aachen angereist, um den Ort zu erkunden, den sie aus ihrer Kindheit und den Besuchen bei ihrem Großvater in Eisenschmitt kannte. Andere kamen aus der Umgebung oder waren als Gäste in der Region. „Himmerod neu entdecken“ konnten Interessierte auch in einem Vortrag des Luxemburgers Dr. Jean-Claude Muller über „Die Himmeroder Sammlung von Taken- und Ofenplatten“ sowie in der Abendveranstaltung „Weltvergessen. Die Himmeroder Ruinenbilder des Malers Fritz von Wille“ am 2. September.