In der Zeit vom 16. Juli bis zum 3. Oktober startet das Moselmusikfestival in eine neue Runde. Längs von Mosel und Saar stehen rund 50 Konzerte an über 30 unterschiedlichen Konzertorten auf dem Programm. Erstmals gibt es auch fünf Konzerte in Luxemburg.
Neue Spielstätten zu finden, hat sich der Intendant zur Daueraufgabe gemacht. Dass Sakralbauten dabei von besonderem Interesse sind, erläutert der Intendant: „Bei der Programmplanung achten wir immer auf eine möglichst große Symbiose zwischen Musikern, Ensembles, Programminhalten und Räumen. Da ein nicht unwesentlicher Teil der klassischen Musikliteratur geistlichen Ursprungs ist, finden sich entsprechend häufig Kirchenbauten als Veranstaltungsorte.“
Zudem ist die architektonische Vielgestaltigkeit der Kirchenbauten in unserer Region absolut einzigartig.
Tobias Scharfenberger
Es ist die Akustik, die Vokal- und Chormusik hier den nötigen Raum gibt. „Zudem ist die architektonische Vielgestaltigkeit der Kirchenbauten in unserer Region absolut einzigartig. Die Spanne reicht von frühchristlich bis hin zu sehr modern. Und wir haben UNESCO-Weltkulturerbestätten wie den Dom und Liebfrauen.“ Zudem kann das Moselmusikfestival auf Bauwerke des Hochbarock (St. Paulin, St. Michael Piesport) oder auf Kirchen, die stilbildend für die Architektur des 20. Jahrhunderts sind wie St. Michael in Trier-Mariahof (Schmitz/Hajek/Schwarzkopf) und Heiligkreuz (Gottfried Böhm) zurückgreifen. „Die Bauten sind ein kirchen- und hausgeschichtlicher Spiegel der Zeit und deshalb äußerst interessant für die jeweilige Musik einer Epoche.“
Vielzahl an Orgelkonzerten
In diesem Jahr sind 29 Kirchen und die ehemalige Reichsabteikirche Konzertorte. Und es erklärt die Vielzahl an Orgelkonzerten, die die Königin der Instrumente in den Mittelpunkt stellen. Ein Beispiel ist der erste Orgel-Halbmarathon in der Zeit vom 10.–12. August. Der wird auf der Strecke von Winningen bis Zell ausgetragen. Das Besondere: an den 21 verschiedenen Orgeln konzertiert Matthias Grünert. Der ist nicht irgendwer, sondern Kantor der Dresdner Frauenkirche. „Matthias Grünert hat seine Wunschinstrumente ausgesucht und für jedes Instrument ein passendes Repertoire zusammengestellt. Die Konzerte dauern jeweils zwischen 30 und 50 Minuten und finden bei freiem Eintritt statt, man kann spenden oder auch ein sogenanntes Unterstützungsticket kaufen.“
Ein weiteres Orgelkonzert erwartet die Besucher am 1. September mit dem Duo Aerofone in der ehemaligen Stiftskirche St. Marien in Trier-Pfalzel. Scharfenberger: „Dieses Instrument ist besonders geeignet für das Repertoire, das die Künstler gewählt haben. Zum musikalischen Genuss kommt bei unseren Konzerten das Bewusstsein für die Schönheiten und Besonderheiten, die unsere Region zu bieten hat. Und Pfalzel ist historisch ganz besonders. Zudem verdient der Orgelbauverein Pfalzel, der sich so sehr für die Errichtung der herrlichen Metzler-Orgel stark gemacht hat, dass das ehrenamtliche Engagement auch auf diese Weise gewürdigt wird.“
St. Gangolf ist für viele Trierer ein besonderer Ort des Gebetes, der Andacht und der Stille. Es ist die Markt- und Bürgerkirche. Zum zweiten Mal ist die Kirche nun auch Austragungsort eines Konzertes. „Die Kirche strahlt auf mich eine große Ruhe aus. Das spiegeln wir mit der Musikauswahl – Michiaki Ueno spielt mit seinem Instrument die Suiten für Violoncello Solo von Johann Sebastian Bach – wider.“ Scharfenberger ist sich sicher, dass die Komposition in dieser Kirche „ihre ganz Schönheit und meditative Kraft entfalten kann“. Die neue Bestuhlung will der Intendant nutzen, um mit der Anordnung der Konzertsituation zu spielen und damit noch einmal eine ganz andere Intensität für Publikum und Künstler zu schaffen.
Info
Mit einer Auslastung von knapp 90 Prozent und mehr als 11 500 Besuchern lag das „größte und älteste Musikfestival in Rheinland-Pfalz“ in 2022 wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie.
Das ganze Programm und Tickets für die Konzerte gibt es hier.