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Klausen:Zeichen der Zeit richtig deuten

„Auf diese Steine sollen wir bauen – Bausteine für eine Kirche mit Zukunft“. Unter diesen Titel hat der Rektor der Wallfahrtskirche Klausen, Pater Albert Seul OP, sein viertes, mutig geschriebenes Buch gestellt, das im Paulinus-Verlag erschienen ist.
Der Rektor der Wallfahrtskirche Klausen, Pater Albert Seul, hat ein mutiges Buch zur Kirche der Zukunft geschrieben.
Datum:
18. Apr. 2025
Von:
Rolf Lorig
Pater Albert Seul OP, Auf diese Steine sollen wir bauen, Paulinus Verlag, 100 Seiten, ISBN: 978-3- 7902-1779-7, Preis: 14,90 Euro.

Dominikaner sind bekannt für ihre intellektuelle Strenge und ihren Einsatz für die Wahrheit. Der Orden hat eine lange Tradition in der Theologie und Philosophie. Da bildet auch der weit über Klausen hinaus beliebte Pater Albert Seul keine Ausnahme. Doch wenn es etwas gibt, mit dem man die in Köln geborene rheinische Frohnatur auf die Barrikaden jagen kann, dann ist das ein „Weiter so!“ in Bezug auf die Katholische Kirche. Der Blick auf den Ist-Zustand zeige, dass Innovationen und neue Wege gefragt seien, wenn man nicht auf den Weg in die Bedeutungslosigkeit geraten wolle, sagt er im Gespräch mit der „Paulinus“-Redaktion.

Für ihn hat die deutsche Katholische Kirche eine eigentümliche Konstruktion: „Nach vorne hin gibt sie sich sehr liberal, unterstützt den liberalen Staat in all seinen Äußerungen. Nach innen aber ist sie eine autoritäre, zentralistische, absolutistische Kraft, die überhaupt nicht demokratisch ist.“ Harsche Worte, die manche Gläubige, die sich in Räten oder Synoden engagiert haben, bestätigen würden.

Harsche Worte der Kritik

Schon mehrfach habe die Kirche „den Schuss nicht gehört“. Wie damals, im Oktober 1517, als der Augustiner-Mönch Martin Luther in Wittenberg die Reform einleitete. Und ebenfalls nicht im 19. Jahrhundert, als 1869/1870 das erste Vatikanische Konzil die päpstliche Unfehlbarkeit in Glaubensfragen verkündete.

Auch mit der Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965), das von Papst Johannes XXIII. einberufen und nach seinem Tod von Papst Paul VI. fortgeführt und abgeschlossen wurde, hadert der streitbare Mönch.

Damals hat man die Zeichen der Zeit richtig gedeutet, die erforderlichen Maßnahmen aber nur halbherzig umgesetzt.

Pater Albert Seul OP

Eine der zentralen Veränderungen war die zunehmende Betonung der Rolle der Laien in der Kirche. Als weitere Themen wurden unter anderem die Dezentralisierung der Kirche, die Rolle der Frauen und die Notwendigkeit von Reformen diskutiert. „Damals hat man die Zeichen der Zeit richtig gedeutet, die erforderlichen Maßnahmen aber nur halbherzig umgesetzt.“

Die Rolle des Papstes sieht der Dominikaner durchaus positiv und eindeutig: „Das Pontifikat ist ein unverzichtbarer Baustein für die Katholische Kirche. Allerdings sollte es sich zu allen Zeiten immer wieder hinterfragen, prüfen, wandeln und an Jesus Christus ausrichten.“ Was ihn aber stört, ist die Rolle der Kurie in Rom, die „überholt“ und von „vorgestern“ sei: „Kardinäle und Kurienprälaten aller Arten, die sich im selbstreferentiellen Intrigenspiel oder in eitlen Posen gefallen und die darin die Erfüllung ihrer wichtigen Aufgaben sehen, gehören für mich der Vergangenheit an.“

Die Blockadehaltung dieser „selbstverliebten und rückwärtsgewandten“ Personen erreiche für ihn oftmals die Grenze des Unerträglichen und erschwere „dem Papst ein zeitgemäßes Leiten der Kirche“.

Nicht auf dem System beharren

Die jetzige „wirklichkeitsverweigernde Haltung“ des Vatikans mit seinem Beharren auf das gegenwärtige System und seiner Begründung als „gottgewollt“ oder „gemäß dem Evangelium“ führt nach Ansicht von Pater Albert in die vollkommene Bedeutungslosigkeit. Eine Kirche mit Zukunft brauche für ihre verschiedenen Ämter Menschen jedes Geschlechts, egal ob verheiratet oder unverheiratet.

Die Bereitschaft, mutig Hindernisse zu überwinden und einen Weg zu beschreiten, „der Zukunftscharakter besitzt“, sei ein wichtiger Baustein, aus dem eine Kirche der Zukunft gebaut werden könne. „Die Gleichberechtigung von Frau und Mann als unwiderlegbare Errungenschaft des freiheitlichen Westens muss endlich auch in der Kirche Einzug halten.“ Zudem müsse die Kirche auf der Grundlage des Evangeliums das eigene Profil schärfen und darüber hinaus als Vermittlerin auftreten.