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Wohlbefinden durch Humor

Es ist keine alltägliche Comedy-Vorstellung: Als Klaus Renzel kurz nach 15 Uhr den Römersaal bei den Vereinigten Hospitien in Trier betritt, wird er bereits von vielen Seniorinnen und Senioren erwartet. Und die führt Renzel mit Humor, Gesang und Pantomime in ihre Jugend zurück.
Ein Mann mit Gitarre singt mit einem anderen Mann vor Publikum
Datum:
22. Aug. 2025
Von:
Rolf Lorig

Auf diesen Moment hat sich Ruth Klan schon lange gefreut. Denn die psychosoziale Beraterin weiß, was sich in der nächsten Stunde ereignen wird. Schon viermal hat sie den Auftritt des Kölners miterlebt, der seine Karriere vor 30 Jahren als erster deutscher Krankenhaus-Clown begann. Ich solle insbesondere die Damen im Publikum beobachten und ihre Reaktion darauf, wie der Künstler sie während seiner Darbietungen anschmachten werde, sagt sie mir: „Er führt sie in ihre Jugendtage zurück, gibt ihnen das Gefühl, wieder ganz jung zu sein. Mit dem Ergebnis, dass insbesondere die Damen förmlich dahinschmelzen …“

Und dann betritt Klaus den Saal. Energievoll. Die Senioren applaudieren, ruhig und höflich. Na, das ginge doch besser, meint der sympathische Künstler und erzählt, wie bei einer Fernsehaufzeichnung der Applaus geprobt werde. Er gibt einige kurze Verhaltensregeln, verschwindet wieder in der Garderobe. Und ist im nächsten Moment erneut präsent. Natürlich fällt der Applaus jetzt deutlich lauter aus. Und das Programm kann beginnen.

Über Musik Herzen erreichen

Es ist eine altbekannte Tatsache, dass man über die Musik die Herzen erreicht. Klaus Renzel weiß das, greift tief in die Klamottenkiste. Erst ein paar Gags, für die er erste Lacher erntet. Dann kommen die „Capri-Fischer“, Klaus fordert zum Mitsingen auf. Was sich vor allem die Seniorinnen nicht zweimal sagen lassen. Und als er „Donna Klara“ anstimmt, hat er in dem 81-jährigen Franz Rommelfanger sogar einen Mitsänger am Mikrofon.

Für alte Menschen zu spielen bringt mir viel, viel Freude und Lebensmut.

Klaus Renzel

Menschen im Programm als Mit-Akteure einbinden, das beherrscht Renzel aus dem Effeff. Mit seiner äußerst sensiblen und feinfühligen Art erobert er ein Herz nach dem anderen. Und dass eines dieser Herzen Franz Rommelfanger gehört, wird sich noch als ein besonderer Glücksfall erweisen. Denn der rüstige Senior hat sichtbaren Spaß am Mitmachen, ist immer dann zur Stelle, wenn Renzel Unterstützung aus dem Publikum einfordert. So auch bei der kurzen Rock’n’Roll-Einlage. Einer aus dem Publikum möge die „Frittengabel“ machen, so die Bitte. Was genau das ist, weiß Franz noch nicht. Aber Klaus klärt gerne auf: Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt, die anderen Finger an den Handballen – fertig ist das Zeichen des Heavy-Metal-Festivals von Wacken. Für Franz kein Problem, das Publikum ist begeistert.

Hinter dem Auftritt von Klaus Renzel in vier Trierer Seniorenzentren – darunter sind in Trier etwa noch das Mutter-Rosa-Altenzentrum und das Seniorenheim der Barmherzigen Brüder – steht nun schon seit 15 Jahren der Verein Kultur Raum Trier, der Menschen mit eingeschränkter Mobilität an zeitgenössischer Kultur teilhaben lassen will, erklärt Vereinsvorsitzende Kerstin Rubas.

Kleine zusätzliche Bescherung für Senioren

Ermöglicht wird dieses Vorhaben dank der finanziellen Unterstützung der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz und der Kulturstiftung der Sparkasse Trier, weshalb der Eintritt zur Show auch kostenlos ist. „Wohlbefinden durch Humor – das Mittel der Wahl gegen Kummer, ausgelöst durch Lachen, ist besonders wichtig. Eine kabarettistische und komödiantische Einlage stellt eine kleine zusätzliche bereichernde Bescherung dar“, sagt Rubas.

Auch Klaus Renzel selbst profitiert von diesen Veranstaltungen: „Für alte Menschen zu spielen bringt mir viel, viel Freude und Lebensmut. Und es holt mich nach dem tagtäglichen normalen Show-Programm immer wieder auf die Erde zurück.“