Artenschutz:Sinn für die Artenvielfalt wecken

Bistum. Den Auftrag zum Artenschutz leitet Referentin Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung der Katholischen Erwachsenenbildung in ihrer Einführung aus den Ökologischen Leitlinien des Bistums ab. Diese fordern, auf kircheneigenen Grundstücken „Lebensmöglichkeiten für gefährdete Pflanzen und Tiere“ zu bieten, Versiegelung zu vermeiden und den Baumbestand zu erhalten. Leitlinien sind jedoch nur so etwas wie Leitplanken, zeigen aber keine konkreten Umsetzungsmöglichkeiten auf. Dazu sollte die für ehrenamtlich Engagierte kostenfreie Fortbildung in Föhren (Kreis Trier-Saarburg) einen Baustein liefern. Dem Bistum fehle ansonsten eine beratende und möglicherweise sogar Förderungen vermittelnde Stelle, etwa die eines Umweltreferenten oder Biodiversitätsbeauftragten, erklärt Schartz.
„Unkraut“ ist ökologisch wertvoll und nutzbar
Für viele Menschen ist das, was in ihren Gärten ohne ihr Zutun wächst, „Unkraut, das beseitigt werden muss“. Diese Pflanzen aber seien ökologisch besonders wertvoll, etwa als Nektarpflanzen für bedrohte Wildbienen oder als Raupenfutterpflanzen für bestimmte Schmetterlinge. Das Wissen darum, wie heimische Wildpflanzen heißen und wozu sie gut sind, welche sogar als Vitaminbooster für Salat nutzbar sind, sei der erste Schritt zum Artenschutz.
Unter den heimischen Wildpflanzen finden sich zudem viele, die nicht nur ökologisch wertvoll sind, sondern auch sehr robust. Sie kommen ohne Bewässerung und Dünger aus und sind dabei noch sehr attraktiv mit wunderschönen Blüten. Auch „das ästhetische Empfinden, das uns gezeigt und vorgelebt wird, spielt eine große Rolle“, erläutert Referentin Annette Fehrholz, die mit Schartz durch den Tag führt.
Fehrholz arbeitet als Naturgartencoach und Planerin für naturnahe Garten- und Grünflächen. In Föhren hat sie Flächen angelegt, die die Gruppe besichtigt. „Wir sind geeicht auf gerade, glatt und ordentlich sowie effektheischende Blüten. Wenn wir uns darauf einlassen, können wir die Schönheit von natürlichen Verläufen und Formen wieder erkennen.“
Das ästhetische Empfinden, das uns gezeigt und vorgelebt wird, spielt eine große Rolle.
Referentin Annette Fehrholz
In der Mittagspause kommt die Gruppe ins Gespräch. Iris Fuhrmann und Anni Keiffenheim, Vorstandsmitglieder im Verein „Kehrig summt“, haben Projekte gestemmt, um ihr Dorf attraktiv und naturnah zu gestalten. Dazu gehört das Engagement des Vereins für die Kampagne „Tausende Gärten – tausende Arten“. Die hat zum Ziel, die naturnahe Gartenbewegung zum Trend werden zu lassen. Elfriede Deutschen spricht die Lavendelfelder in der Verbandsgemeinde Konz an, die sehr pflegeintensiv seien. Sie selbst verpachtet Weinberge und ist Erlebnisbegleiterin.
Naturnahe Pflanzungen brauchen ordnende Hand
Die Besichtigung der Grünflächen zeigt, dass auch naturnahe Pflanzungen nicht ohne die ordnende Hand von Gärtnern auskommen. „Pflanzungen mit Wildstauden sind nicht selbstregulierend. Sie sparen zwar Ressourcen und schaffen wertvolle Lebensräume, sind aber arbeitsaufwändig“, informiert Referentin Fehrholz. Es handele sich ja um einen künstlich angelegten Lebensraum, der sich nicht im „natürlichen Gleichgewicht“ befindet. „Wenn wir nicht eingreifen, übernehmen durchsetzungsstarke Pflanzen das ‚Regiment‘ im Beet.“
Die Expertin zeigt in Föhren Beete, die für die Veranstaltung vorab nicht gejätet wurden, um die Konkurrenz der „ungeplanten“ Wildpflanzen zu demonstrieren. Wildstaudenbeete müssen ebenso wie Rabatten mit Stiefmütterchen gepflegt werden, eben nur anders. Es gebe gute Ansätze, wie zum Beispiel Patenschaften. Ebenso wichtig sei es aber, die Profigärtner und Landschaftsbauer zu informieren und für die Nutzung von Wildpflanzen zu gewinnen.
Auf dem Weg durch Föhren entdecken die Teilnehmenden unter Fehrholz’ Führung an verschiedenen Stellen Natur und Pflanzenarten: Eine Nachtkerze, der man in den Abendstunden zusehen kann, wie sie ihre Blüten öffnet, ist zu sehen. Auch Nutzpflanzen wie Trauben oder Johannisbeeren stehen in den öffentlichen Beeten. Und Walderdbeeren beispielsweise eignen sich gut als Bodendecker.