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Gazastreifen:Schwerwiegender Vorfall

Der Beschuss einer katholischen Kirche im Gazastreifen, bei dem es drei Tote und viele Verletzte gab, hat hohe Wellen geschlagen. Der Papst setzt seine Telefondiplomatie für eine Feuerpause in Gaza fort.
Ein Bischof hält die Hand eines Mannes in einem Krankenbett
Datum:
23. Juli 2025
Von:
KNA

Nach dem Beschuss der einzigen katholischen Kirche im Gazastreifen durch israelisches Militär fordert der Vatikan eine Untersuchung des Vorfalls. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte dem italienischen Fernsehsender Rai 2, der Vatikan erwarte, dass die israelische Regierung die Ergebnisse der von ihr versprochenen Untersuchung zu dem Vorfall bekannt gebe. Nach vielen Worten sei es jetzt Zeit für Fakten. Das Interview wurde unter anderem von der Plattform Vatican News verbreitet. Parolin betonte, der Anruf des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu bei Papst Leo XIV. vom Vortag sei „angebracht“ gewesen und führte aus: „Man konnte schlechterdings nicht umhin, den Papst über das Geschehene zu informieren, denn es handelt sich um einen absolut schwerwiegenden Vorfall.“

Die Nummer zwei im Vatikan forderte, die israelische Regierung müsse nun „sagen, was wirklich passiert ist“. Sie müsse aufklären, ob der Beschuss der Kirche „tatsächlich ein Irrtum war – und das darf man legitimerweise bezweifeln – oder ob man direkt eine christliche Kirche treffen wollte in dem Wissen darum, dass die Christen ein Element der Mäßigung im Nahem Osten sind“.

Parolin: es ist ein „zerstören und aushungern“

Parolin betonte, dass im Gaza-Krieg schon viele Grenzen überschritten worden seien. Der Heilige Stuhl fordere weiterhin eine Angemessenheit (Proportionalität) des militärischen Handelns. Derzeit sehe man aber einen „grenzenlosen Krieg“; mit Blick auf die Bevölkerung von Gaza sprach der Kardinal von „zerstören und aushungern“. Zugleich betonte er, der Heilige Stuhl sei weiterhin bereit, auch in diesem Krieg die Rolle eines Vermittlers einzunehmen.

Ihr seid im Herzen des Papstes und in dem der ganzen Kirche! Danke für euer Glaubenszeugnis!

Papst Leo XIV.

Papst Leo XIV. verurteilte erstmals das Vorgehen der israelischen Streitkräfte im Gaza-Streifen in aller Schärfe. Beim Mittagsgebet in Castel Gandolfo sagte er am 20. Juli: „Ich empfinde tiefen Schmerz über den Angriff israelischer Streitkräfte auf die katholische Kirche in Gaza-Stadt.“ Der Beschuss folge „nach vielen, kontinuierlichen militärischen Angriffen gegen die Zivilbevölkerung und gegen religiöse Stätten in Gaza“. Unter dem Beifall von Tausenden Menschen auf dem Platz vor der päpstlichen Sommerresidenz forderte Leo XIV. ein sofortiges Ende der „Barbarei des Krieges“. Die internationale Gemeinschaft rief der Papst auf, das humanitäre Völkerrecht zu beachten, sich für den Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen und dafür zu sorgen, dass das völkerrechtliche Verbot von Kollektivbestrafungen eingehalten werde. Auch müsse dem unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt und der gewaltsamen Vertreibung der Bevölkerung Einhalt geboten werden. An die christliche Minderheit im Nahen Osten gewandt sagte er: „Ihr seid im Herzen des Papstes und in dem der ganzen Kirche! Danke für euer Glaubenszeugnis!“

Patriarchen besuchen Kirche und Verletzte

Die beiden Jerusalemer Patriarchen Pizzaballa (katholisch) und Theophilos (griechisch-orthodox) kamen zu einem Solidaritätsbesuch in den umkämpften Gazastreifen. Wie das Portal Vatican News am 19. Juli berichtete, besuchten die beiden Geistlichen unter anderem die katholische Pfarrei, wo drei Menschen nach israelischen Beschuss getötet wurden. Sie hätten dort mit den notleidenden Menschen gesprochen und die Schäden an der Kirche in Augenschein genommen. Auch die in der Nähe gelegene griechisch-orthodoxe St.-Porphyrios-Kirche besuchten die beiden Patriarchen dem Bericht zufolge, ebenso das christliche Krankenhaus Al-Ahli. Papst Leo XIV. setzt seine Telefondiplomatie fort. Er sprach am 21. Juli mit Palästinenser-Präsident Mahmut Abbas.