Außerschulische Bildungsangebote:Rucksack abstellen, Seele stärken

Studien wie „Copsy“ zeigen: Lockdowns haben Ängste und depressive Symptome verstärkt. Gleichzeitig fielen soziale Lernfelder weg – Freundschaften, Konfliktlösung, Gruppenerleben. Martina Drabner von der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholisches Jugendreisen betont: „Bei gemeinsamen Reiseerlebnissen erweitern Jugendliche ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen und stärken ihre Selbstwirksamkeit.“
„Katholische Anbieter legen Wert darauf, einen Mehrwert für die Seele zu bieten.“
Martina Drabner
Reisen schaffen Erfahrungsräume jenseits von Leistungsdruck. Samuel Koelewijn, Supervisor und Trainer bei „transfer“ e. V., begleitet seit zwei Jahrzehnten pädagogische Fachkräfte in der Jugendarbeit. Er beschreibt Reisen als Orte der Persönlichkeitsentwicklung: „Jugendliche lernen, sich zu behaupten, Verantwortung zu übernehmen und ihre Reise aktiv mitzugestalten.“
Gerade nach der Pandemie sei das Bedürfnis nach echten Begegnungen und Selbstbestimmung besonders groß. Viele Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren hätten Schwierigkeiten, sich in komplexen sozialen Situationen zurechtzufinden. Koelewijn empfiehlt: „Räume mit Bewegung, Austausch und Stille schaffen – dann finden junge Menschen zu sich selbst. Pädagogen müssen Gruppenprozesse lesen und gestalten können – wie ein DJ die Tanzfläche.“
Auch Michelle Marquart, Jugendbildungsreferentin im Marstall Clemenswerth und Jugendkloster Ahmsen, setzt auf resilienzfördernde Formate. In Kursen mit Schulklassen und Jugendgruppen ab Klasse 9 spricht sie über Stress, übt Atemtechniken und führt Resilienztagebücher. „Die Jugendlichen lernen, was ihnen guttut – und dass sie selbst etwas dafür tun können.“
Nach Corona seien viele schneller überfordert, aber offen für persönliche Entwicklung – wenn man sie ernst nimmt. Besonders eindrücklich sind inklusive Ferienfreizeiten mit jungen Ehrenamtlern. „Sie erleben Selbstwirksamkeit, reflektieren Grenzen und Stärken. Viele berichten, dass sie das erste Mal wirklich sie selbst sein dürfen.“
Konfessionelle Jugendreisen bieten zusätzliche Dimensionen: Sinnfragen, spirituelle Impulse und Gemeinschaft stärken das innere Gleichgewicht. Drabner: „Katholische Anbieter legen Wert darauf, einen Mehrwert für die Seele zu bieten.“
Gelungene Reisen wirken über den Moment hinaus. Wer sich als Teil einer Gruppe erlebt, angenommen wird und aktiv mitgestaltet, stärkt Selbstwert und Verantwortungsbewusstsein. Ehemalige Teilnehmende, die später als Ehrenamtler zurückkehren, zeigen, wie nachhaltig solche Erfahrungen prägen. In einer Gesellschaft mit wachsendem Druck auf junge Menschen braucht es solche Räume. Kinder- und Jugendreisen schaffen Orte, an denen junge Menschen nicht nur entspannen, sondern auch wachsen – mental, sozial und emotional.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.bag-katholisches-jugendreisen.de und unter Telefon (02 11) 46 93-1 61.