Orgelhalbmarathon:Musikalisch und sportlich unterwegs im Moseltal

Trier. Von Föhren bis Leiwen, von Pölich bis Schweich und von Kordel nach Trier-Pfalzel führten die Etappen. Diese forderten die Kondition der 50 bis über 100 Teilnehmenden pro Konzert durchaus heraus. Pro Tag gab es sieben mindestens halbstündige Konzerte in ebenso vielen Kirchen. Einige der Orgeln spielte Matthias Grünert, Kantor der Dresdener Frauenkirche, auch bei diesem Halbmarathon zum ersten Mal. Die musikalische „Klammer“ war Johann Sebastian Bach, dessen Werke am Anfang und Ende erklangen.
Es ist faszinierend: Diese Orgeln sind unterschiedlich wie Menschen. Jede hat ihre eigene Sprache und ein eigenes Leben.
Michael Tenschert
Wie in den beiden Vorjahren lag die Organisation in den Händen des ehemaligen Intendanten des Mosel-Musikfestivals, Hermann Lewen. Er stellte den mit Auto und Fahrrad Teilnehmenden ein gut ausgearbeitetes Programmheft mit jeweils passender Orgel- und Wegebeschreibung zur Verfügung. Und er „betreute“ die insgesamt über 1600 Konzertgäste zusammen mit Sabine Zingen unterwegs wie auch jeweils vor Ort.
Der Reiz der Veranstaltung lag für die Besucherinnen und Besucher in der hochkarätig dargebotenen Orgelmusik auf völlig unterschiedlichen Orgeln und dem Erlebnis der verschiedenen Kirchenräume. „Es ist faszinierend: Diese Orgeln sind unterschiedlich wie Menschen. Jede hat ihre eigene Sprache und ein eigenes Leben“, schwärmte Michael Tenschert zum Abschluss der drei Tage. Mehrere Instrumente hätten ihn sehr überrascht, sagte der ehemalige Kunstlehrer, der „nur zuhause“ auf seiner Kirchen-Pfeifenorgel spielt. Die Orgel in Bekond etwa habe ihren „klaren, kräftigen, aber doch angenehm harmonischen Klang“ präsentiert. Und auch die britische Orgel in der Pfarrkirche St. Amandus in Kordel sei „eine Entdeckung“.
„Wegen der bin ich überhaupt gekommen“, meldet sich Jan Hendrik van de Kamp schmunzelnd zu Wort. Der Organist an der schottischen Kirche und der Prinzenkirche in Rotterdam bezeichnet sich selber als „Orgelreisenden“. Im Internet habe er von dem Orgelhalbmarathon gelesen und sei „sehr begeistert von dem gesamten Programm, besonders aber von dem Instrument in Kordel“.
Zufrieden und geschafft
Die kleinste Orgel erlebten die Gäste in der evangelischen Johannes-Kapelle unterhalb des Weingutes Maximin Grünhaus in Mertesdorf. Die größten Instrumente erklangen jeweils an den Tagesabschlussetappen in Leiwen, Schweich und Pfalzel. Für die nicht wenigen Enthusiasten war die historisch sich verändernde Orgelbauphilosophie der renommierten Orgelbauer vom 19. Jahrhundert bis in die aktuelle Zeit in Form, Ausstattung und Klang aufschlussreich. Und alle genossen den jeweils geselligen Tagesausklang bei einem Glas Wein und dem Austausch über das Erlebte.
Rundum zufrieden, „aber auch einigermaßen geschafft“ war Organisator Lewen nach dem letzten Konzert. „Morgen lege ich statt Orgelmusik erstmal eine CD von AC/DC auf“, erzählte er lachend. Um dann aber mit dem so gar nicht erschöpften Künstler gleich neue Pläne zu schmieden.
600 gefahrene Kilometer mit 63 Orgelkonzerten, bei denen kein Stück doppelt gespielt wurde. Das ist laut Lewen die reine Zahlenbilanz der drei Orgelhalbmarathons. „Es war dreimal ein herausragendes Erlebnis. Wir finden sicher Ideen für eine neue Reihe“, verriet Matthias Grünert. Wünschenswert ist es, dass die Orgellandschaft der Region auch in Zukunft vermittelt werden kann.