Szenischen Annäherung:Mit Trier und Nizäa verbunden

„Ich glaube …“ lautet das Motto der ökumenischen Nacht der offenen Kirchen am 20. September in Trier. Auf eine Spurensuche zu den Anfängen des Christentums in der einstigen Hauptstadt des weströmischen Reichs begibt sich das Angebot im Dom, das zu den 20 Programm-Punkten der Nacht in Trierer Kirchen gehört. „Ich glaube …“ knüpft an das Jubiläum des Konzils von Nizäa vor 1700 Jahren an, mit dem Kaiser Konstantin als Initiator, die Kaiserinmutter Helena sowie Athanasius von Alexandrien verbunden sind – letzterer als Streiter für den rechten Glauben. Und die drei „Persönlichkeiten mit Nizäa- und Trier-Connection“, wie sie das Programm nennt, sind nicht nur eng mit den Ereignissen der damaligen Zeit verbunden, sondern auch mit dem Dom, der in seinen Fundamenten auf dem Palast Helenas ruht.
Ich habe mich gefreut, als ich die Anfrage bekommen habe.
Schauspieler benjamin Kelm
Es lag nahe, sich an dieser Stelle den drei prägenden christlichen Gestalten zu nähern, wie Organisator Thomas Berenz vom Bistum aus den Vorbereitungen berichtet. Man lasse sie dazu auftreten als „Menschen aus der Vergangenheit, die auch heute etwas zu sagen haben zu der Frage ‚Wer ist dieser Christus?‘“, erläutert der Leiter der Erwachsenenbildung. Dazu hat der Trierer Bistumspriester und Autor Stephan Wahl, der in Jerusalem lebt, drei Texte geschrieben, in denen Konstantin, Helena und Athanasius zu ihrem Publikum in der Gegenwart sprechen. Aufführen wird sie der freie Schauspieler Benjamin Kelm, der um 20 Uhr, 21 Uhr und 22 Uhr jeweils eine der drei Personen zum Leben erweckt.
Transfer in die heutige Zeit versuchen
Da ist zunächst der Kaiser, der erzählt, wie er zum Glauben fand, warum er das Konzil einberief und worum es bei der Streitfrage um das Wesen Jesu Christi eigentlich ging: „War Christus Gott? War er Mensch? Beides?“ Konstantin blickt aber auch auf eine heute zerrissene Kirche, der er rät, „keine Angst vor dem Wandel“ zu haben. Helena, die den Glauben ihres Sohnes beeinflusste, sinniert über die Geschichte des Ortes, an dem sie steht, die älteste Bischofskirche Deutschlands („Hier war mein Boden“). Sie erzählt von ihrem Sohn und seiner Familie, vom „geistgewirkten“ Konzilsergebnis, das im gemeinsamen Glaubensbekenntnis mündete, und von ihrer Pilgerfahrt ins Heilige Land, aus dem sie den Heiligen Rock mitbrachte. Und schließlich ist da Athanasius, der „Feuerkopf“, wie Wahl den Unbeugsamen nennt, der während seiner Verbannungen auch in Trier weilte. Auch er stellt Fragen an unsere Zeit und den Glauben heute. Er lasse die historischen Figuren so lebendig werden, wie er es sehe, erzählt Benjamin Kelm. „Das Schöne an den Texten ist, dass die Figuren über sie den Transfer in die heutige Zeit versuchen und Fragen in den Raum stellen, so dass jeder sich selbst darüber Gedanken machen kann“, sagt der 38-Jährige.
Mit Sprache, Mimik und Gestik zum Leben erwecken
„Ich habe mich gefreut, als ich die Anfrage bekommen habe“, sagt Kelm. „Es ist eine Ehre, im Dom spielen zu dürfen.“ Die jeweils 15- bis 20-minütigen Monologe führt er an drei verschiedenen Stellen im besonders ausgeleuchteten Dom auf und verändert dabei sein Äußeres, das aus Alltagskleidung besteht, nur leicht – aber abgestimmt auf die Charaktere, die er mit Sprache, Mimik und Gestik zum Leben erweckt. Während des Abends wird unter anderem der Kreuzgang als ein stiller Bereich geöffnet sein, an dem Domgeistliche für Gespräche zur Verfügung stehen. Abschluss ist um 23 Uhr mit einer kurzen nächtlichen Segensfeier.