Theaterstück:Mit 4-G-Formel zum Frieden

Simmern. Rund um die Beziehung zwischen den beiden Schülerinnen Hülya und Lulu dreht sich das Ein-Personen-Stück von Sonni Maier. Die Zuschauer erleben, wie zwischen den beiden ein handfester Konflikt entsteht, von einer friedlichen Lösung weit entfernt. Gerade für die jüngeren Zuschauer werden der notwendige Perspektivwechsel und das Verständnis für den Anderen bewusst durch die Schauspielerin, die zwischen mehreren Rollen wechselt.
Aus dem Alltag in die Weltpolitik
So sehen sie eine Unterstufentutorin, die die neuen Schüler in „der Göhte“ scheinbar unterstützen, beschützen und ihnen alles zeigen will. In Wahrheit fordert sie dafür Taschengeld und Pausenbrote ein: „Bin vegan, alle Marmeladen außer Pflaume.“
Mit der Frage „Was war ihre Propaganda?“ tritt Sonni Maier in den Dialog mit dem Publikum. Aus der Alltagssituation an der Schule gelingt die Übertragung in die Weltpolitik, wo es das „Wir kämpfen für eine gute Sache“ gibt.
Dabei gelingt eine Verbindung zwischen Schauspiel, Interaktion und medialen Einspielern aus TV-Nachrichten und Recherchen. Dazu gehören auch Songs, mal gecovert, mal eigene Kompositionen. Aus dem Hit „Ein bisschen Frieden“ von Nicole wird beispielsweise „Wer verdient das meiste Geld“.
Mit Faktenchecks und Hintergrundinformationen können sich die Zuschauer weitere Perspektiven anschauen: So ist zu erfahren, dass sich der Aktienkurs des Rüstungskonzerns Rheinmetall seit dem Ukrainekrieg verzehnfacht hat. Rheinmetall liefert nicht nur Waffen an die Ukraine, sondern profitiert von der gestiegenen Nachfrage anderer Nato-Staaten, die sich von Russland bedroht fühlen und deshalb mehr in die Verteidigung investieren.
Der Konflikt zwischen Lulu und Hülya führt beide zu einem durch Klassen- und Schulleitung auferlegten Deeskalationstraining. In die Bearbeitung des Fragebogens vor dem ersten Trainingstermin nehmen sie die Zuschauer mit. So lernen diese die 4-G-Formel kennen: gute Gründe, Gefühle, gemeinsame Lösung, geh los.
Welten treffen aufeinander
In rasantem Tempo gelingt durch Klamottenwechsel, Sprache, Mimik, Gestik und Körperhaltung der Wechsel zwischen den Beteiligten. Die unterschiedliche Sprache der Erwachsenen und der Jugendlichen wird spürbar. Welten treffen aufeinander: „Ihr Opfer! Wollt ihr mich verarschen?“, ist eine Reaktion auf das Votum des Publikums, dass sie jeweils „losgehen“ sollen.
Die beiden überzeichneten „Klischee-Jugendlichen“ treffen den Jugend-Ton und berühren die Erwachsenen. Gemeinsam gelingt es, dass die beiden Frieden schließen. Ein fetziger Song zum Abschluss lädt zum Feiern, Klatschen und Mitsingen ein. Im Kleinen ist er gelungen: der Frieden.
Sonni Maier ist es wichtig, so ein anspruchsvolles Thema nicht einfach stehen zu lassen. Und so folgt ein gemeinsamer Abschluss mit der Möglichkeit zu Feedback, Fragen und dem Austausch von Meinungen, Ideen, Gedanken.
Die Welt ein bisschen besser machen
Martin Müller, Vorsitzender des Fördervereins, freut sich, dass dieses Angebot in „Crossport to heaven“ umgesetzt wurde. Für Schülerin Lena Born war das Theater eine Bereicherung, da der Bezug der Propaganda zum eigenen Leben hergestellt wurde.
Die Veranstaltung richtete sich an die Jugendlichen, die sich auf die Firmung vorbereiten, und interessierte Menschen in der Region. Motivation von Schauspielerin und Pädagogin Sonni Maier ist es seit 2008, mit ihren Theaterstücken „die Welt ein bisschen besser zu machen“.