Reisekalender:Hoffnung auf Besuch

Zwölf Jahre lang warteten katholische Gläubige in Argentinien vergeblich auf Besuch von ihrem Landsmann Papst Franziskus. Wenige Wochen nach dessen Tod kündigt sich sein Nachfolger an. Papst Leo XIV. will nach Regierungsangaben aus Buenos Aires das Heimatland seines Vorgängers Argentinien besuchen. Der Papst habe seine Reiseabsicht dem argentinischen Präsidenten Javier Milei aus Anlass einer Audienz bestätigt, teilte ein Sprecher Mileis auf dem Online-Dienst X mit. Ein Datum wurde nicht genannt. Die amtliche Mitteilung des Heiligen Stuhls zu dem Treffen im Vatikan ging auf das Thema eines möglichen Besuchs nicht ein.
Leos Vorgänger Franziskus, der aus Buenos Aires stammte, war seit seiner Papstwahl im Jahr 2013 nie mehr in sein Heimatland zurückgekehrt. Das Thema hat eine gewisse Brisanz, denn Milei und seinen Landsmann Franziskus trennten ideologische Differenzen in Sachen Armutsbekämpfung. Der radikal marktliberale Regierungschef setzt auf eine deregulierte Wirtschaft, um Menschen durch nachhaltiges Wachstum aus der Armut zu holen. Franziskus hingegen galt als entschiedener Kapitalismuskritiker, der stets mehr Solidarität mit den Rändern der Gesellschaft forderte.
Kardinal heizt Spekulationen an
Leos Amtsvorgänger schaffte es wegen seines schlechten Gesundheitszustands nicht mehr, die lange ersehnte Reise in sein Heimatland zu unternehmen. Nun könnte der Nachfolger – als Zeichen der Würdigung – den Besuch nachholen und so in gewisser Weise das Erbe des Argentiniers antreten.
Wenn Gott ihm Gesundheit und Kraft schenkt, deutet alles darauf hin, dass er nach Uruguay kommen wird.
Kardinal Daniel Sturla
Am deutlichsten brachte diese Hoffnung zuletzt der uruguayische Kardinal Daniel Sturla zum Ausdruck: „Wenn Gott ihm Gesundheit und Kraft schenkt, deutet alles darauf hin, dass er nach Uruguay kommen wird. Er ist sich sehr bewusst, dass Argentinien und Uruguay auf der Agenda von Papst Franziskus standen, ohne dass er sie erfüllen konnte.“ Leo XIV. habe sich ganz klar dazu geäußert, so Sturla in einem Interview mit Radio Carve in Montevideo. Er sei zwar nicht derjenige, der die Agenda des Papstes zusammenstelle, aber „ich glaube, dass bei seinem ersten Besuch in Lateinamerika Argentinien, Uruguay und möglicherweise Peru auf seinem Reiseplan stehen werden“.
Als ein peruanischer Sender den neuen Papst jüngst direkt auf eine mögliche Reise in dessen ehemalige Diözese Chiclayo ansprach, antwortete Leo XIV. vielsagend: „Hoffentlich.“ Damit gab er entsprechenden Spekulationen selbst neue Nahrung.
Reisen an die Ränder der Gesellschaft
Auch Papst Franziskus hatte seine erste Auslandsreise nach Südamerika geführt – zum Weltjugendtag 2013 nach Rio de Janeiro. Es folgte ein Besuch Jordaniens, Israels und Palästinas. In Brasilien rief er die katholische Jugend zu mutigem Engagement auf, es folgte ein Aufruf zum Frieden im Nahen Osten. Sein Heimatland Argentinien besuchte Franziskus nach Amtsantritt nicht mehr. Er wolle zunächst jene Länder besuchen, in denen noch nie ein Papst gewesen sei – und er wolle die Ränder der Gesellschaft erreichen, lautete seine Erklärung. Zudem erschwerten innenpolitische Turbulenzen und Wahlen in Argentinien die Suche nach einem geeigneten Termin. Am Ende verhinderte die angeschlagene Gesundheit des Pontifex den lange erwarteten Heimatbesuch.