Amtseinführung:Für Einheit und Frieden werben

Blumen, Jubel und Prominenz: Am 18. Mai ist Leo XIV. feierlich in sein Papstamt eingeführt worden. Zehntausende Menschen jubelten dem ersten US-amerikanischen Papst zu, als er mit dem offenen Papamobil über den Petersplatz und die Via della Conciliazione Richtung Engelsburg fuhr. Bei dem anschließenden Gottesdienst wurde der 69-Jährige mit den päpstlichen Insignien ausgestattet: Pallium und Fischerring.
In einer Prozession wurden die Zeichen päpstlicher Vollmacht vom Grab des Apostels Petrus unter der Kuppel des Petersdoms auf den mit Blumen geschmückten Platz vor der Basilika getragen. Anschließend wurden sie dem sichtlich gerührten neuen Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken angelegt.
Ich wurde ohne jeglichen Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch.
Papst Leo XIV.
Das Pallium ist eine Stola aus Schafswolle mit schwarzen Kreuzen, die an die Wundmale Jesu erinnern sollen, und symbolisiert das Hirtenamt des Papstes. Der Fischerring erinnert an den Apostel Petrus. Er war laut der biblischen Erzählung Fischer und erhielt von Jesus den Auftrag, „Menschen zu fischen“ – sie für den christlichen Glauben zu begeistern.
„Ich wurde ohne jeglichen Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind“, sagte Leo XIV. in seiner Predigt, die mehrfach von Applaus unterbrochen wurde.
So lieben, wie Jesus es getan hat
Das Papstamt sei gekennzeichnet durch „aufopfernde Liebe“, wie Jesus es einst Petrus aufgetragen hatte. Die Kirche von Rom habe den Vorsitz in der Liebe, und ihre wahre Autorität ist die Liebe Christi. „Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat.“
Der neue Papst sprach von „zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt“. Leo XIV. rief dazu auf, Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit zu fördern. „Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm! Nehmt sein Wort an, das erleuchtet und tröstet! Hört auf sein Angebot der Liebe, damit ihr zu seiner einen Familie werdet: In dem einen Christus sind wir eins.“ An alle Menschen, ganz gleich welchen Glaubens oder noch auf der Suche, appellierte er, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, um eine neue friedliche Welt aufzubauen.
„Lasst uns im Licht und mit der Kraft des Heiligen Geistes an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird“, schloss Leo XIV.
Mehr als 150 diplomatische Delegationen aus aller Welt waren zu dem festlichen Anlass nach Rom gereist. Deutschland vertrat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), begleitet von Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD), Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger sowie Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth.
Für die katholische Kirche in Deutschland nahmen der Vize-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Michael Gerber von Fulda, sowie weitere Bischöfe teil. Die Kardinäle Reinhard Marx (München) und Rainer Maria Woelki (Köln) standen als Mitglieder des Kardinalskollegiums in der Nähe des Altars. Anwesend waren auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sowie der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten.
Viele Konfessionen und Religionen sind vertreten
In der ersten Reihe durften diesmal, neben Italien, die USA und Peru sitzen – von beiden Ländern besitzt der in Chicago geborene Papst die Staatsangehörigkeit. Vizepräsident JD Vance und Außenminister Marco Rubio vertraten die Vereinigten Staaten. Präsidentin Dina Boluarte war aus Peru angereist – dem Land, in dem das neue Kirchenoberhaupt über viele Jahre Bischof war. Neben Vertretern anderer christlicher Konfessionen waren auch Repräsentanten von Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus, Zoroastrismus und Jainismus anwesend.