Vatikan:Erstmals wieder auf Petersplatz

Während manche Teilnehmer des großen Heilig-Jahr-Gottesdienstes noch ins persönliche Gebet vertieft waren, kam der Papst ohne vorherige Ankündigung im Rollstuhl vom Petersdom her auf die zentrale Altar-Insel. Sein persönlicher Pfleger Massimiliano Strappetti schob den immer noch sichtlich leidenden Pontifex vor den Altar. Dort hatte zuvor Erzbischof Rino Fisichella gemeinsam mit zwei Kardinälen die Eucharistie zelebriert. Fisichella setzte unbeirrt den letzten Teil der Liturgie fort und erteilte dann gemeinsam mit dem Papst den Segen.
Wie schon bei seinem letzten kurzen Auftritt auf dem Balkon der römischen Gemelli-Klinik hatte der 88-Jährige sichtlich Mühe, die Arme zu heben. Zur Unterstützung seiner Atmung trug er wieder Sauerstoffkanülen im Gesicht. Als er danach mit wenigen Worten die Menschen grüßte und ihnen „einen schönen Sonntag“ wünschte, klatschten sie begeistert Beifall.
Beinahe frenetisch war wenige Minuten zuvor der Applaus gewesen, als der Mann in Weiß plötzlich auf den Großbildschirmen auftauchte. Erst nach Sekunden der Verwirrung begriffen alle Anwesenden, dass es sich nicht um eine Video-Einspielung handelte. Der kranke Papst war tatsächlich bei ihnen.
Papst war auf einmal leibhaftig auf Petersplatz
Noch bei der Verlesung der Predigt des Pontifex hatte Fisichella eine halbe Stunde zuvor davon gesprochen, dass Franziskus „wenige Meter von uns entfernt“ die Feier am Fernsehen verfolgte. Doch nun war er leibhaftig da, und er begrüßte sogar – allen medizinischen Mahnungen zum Trotz – einige der Anwesenden persönlich.
Allerdings vermied er das früher übliche lange Bad in der Menge mit dem Schütteln Hunderter Hände. Pfleger Strappetti sorgte mit entschlossenem Schritt dafür, dass der Aufenthalt in der römischen Frühlingssonne nicht länger als unbedingt nötig dauerte.
Noch während der Papst in seine Wohnung im Gästehaus Santa Marta und damit in die Abgeschiedenheit seiner zweimonatigen Rekonvaleszenz zurückkehrte, verlasen Sprecherinnen die offiziellen Grüße und Segenswünsche des Papstes in mehreren Sprachen. Danach wurde der Text seiner Grußbotschaft zum Angelus-Gebet an die Medien verteilt.
Ebenfalls an die Medien ging etwa zeitgleich eine weitere, überraschende Information aus dem vatikanischen Presseamt. Demnach hat der Papst an dem Tag im Rollstuhl die Heilige Pforte durchquert – so wie dies Tausende kranke Pilger am Vortag im Rahmen der „Heilig-Jahr-Feier der Kranken“ getan hatten. Außerdem habe er gebeichtet. Mithin hat der Papst an dem Tag den von ihm selbst verkündeten „Heilig-Jahr-Ablass“ der zeitlichen Sündenstrafen erhalten.
Papst durchquert Heilige Pforte als Pilger
Das vatikanische Informationsportal Vatican News zeigte wenig später Bilder von dieser Durchquerung der Heiligen Pforte mit dem Papst als Pilger. An Heiligabend hatte er die Pforte bereits zur Eröffnung des katholischen Heiligen Jahres 2025 als erster durchquert – damals jedoch als Zelebrant, und nicht als Pilger.
Glaubt man einem italienischen Zeitungsbericht, wurde bei all dieser Transparenz doch auch wieder einiges nicht vom Vatikan mitgeteilt. So soll laut der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ am 5. April ein Versuch gescheitert sein, eine Grußbotschaft des Papstes im Gästehaus Santa Marta für den folgenden Tag aufzuzeichnen. Die Video- und Tontechniker seien unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt worden, so die Zeitung. Warum der Papst es sich im letzten Moment anders überlegt habe, sei nicht bekannt.