Cusanus-Nacht:Einzigartiger kultureller Schatz

Bernkastel-Kues. Um die Kapelle und den illuminierten Kreuzgang herum bot sich den Besucherinnen und Besuchern des St.-Nikolaus-Hospitals ein vielfältiges und buntes Programm. Die vierte Cusanus-Nacht lud unter dem Motto „Cusanus verbindet“ dazu ein, Nikolaus von Kues (1401–1463) neu zu entdecken.
Er stand als „visionärer Brückenbauer im Blick, der mit seiner Stiftung den Weg für einen modernen, sozialen Dialog ebnete“. Vorträge, Führungen, Musik und kreative sowie kulinarische Angebote vermittelten Zugänge zu dem großen Theologen, Philosophen und Universalgelehrten.
Für mich ist Cusanus so etwas wie der Mann auf der Brücke.
Rektor Leo Hofmann
Man wolle mit der Veranstaltung „das Leben und Wirken des Kardinals Nikolaus von Kues neu bewusst machen und sein Erbe als einen einzigartigen kulturellen Schatz unserer Region würdigen und präsentieren“, sagte Rektor Leo Hofmann in seiner Begrüßung. „Für mich ist Cusanus so etwas wie der Mann auf der Brücke“, beschrieb er den Denker, der Mittelalter und Neuzeit verbunden habe. Er würdigte seine wegweisenden Gedanken etwa vom „Zusammenfall der Gegensätze“ und zur „Einheit in der Vielheit“ sowie sein Eintreten als päpstlicher Legat für die Einheit der Kirche.
Im gemeinsamen Impulsvortrag stellten Dr. Viki Ranff, Aline Fries und Alexandra Geissler vom Cusanus-Institut zwei beispielhafte Hospitalstiftungen des 15. Jahrhunderts vor: das St.-Nikolaus-Hospital und das Hôtel-Dieu im burgundischen Beaune. Zu den Stifter-Motiven gehörten laut den Forscherinnen jeweils neben Dankbarkeit die Barmherzigkeit, die Sorge um das eigene Seelenheil und das Stifter-Gedenken. Das aus der Cusanus-Stiftung aus dem Jahr 1458 entstandene Armenhospital wird seit der Gründung ohne Unterbrechung als Senioren-Einrichtung betrieben.
Zahlreiche Programmpunkte
Autor Stefan Kritten erläuterte anhand der barocken Gemälde im Kreuzgang die sieben Werke der Barmherzigkeit. In Anlehnung an die mittelalterliche Armenspeisung wurden danach Erbsen- und Rieslingsuppe als „Cusanustafel“ gereicht.
Im Moselhaus-Wohnbereich bestand Gelegenheit, die neu entwickelten Spiele „Cusanus-Memory“ und „Cusanus-Bingo“ zu entdecken und sich in einer „Mal- und Schreibwerkstatt“ auszuprobieren. Ein Konzert mit dem „Novalis Bläserquintett“, eine erweiterte Ausstellung im gotischen Saal, eine Weinprobe sowie Themenführungen ergänzten das Programm.
Während die Bernkastelerin Ulla Kerpen die Cusanus-Nacht zum ersten Mal besucht und an einer Bibliotheksführung interessiert ist, kommen Anita und Josef Franz aus Zeltingen jede Woche, um an einem Gottesdienst teilzunehmen. „Wir fühlen uns wohl hier und haben eine tiefe Verbundenheit zu dem Ort“, erzählt das Ehepaar, das im vergangenen Jahr in der Kapelle auch seine Goldhochzeit feierte. „Wir schauen uns alles noch mal so an, als wären wir das erste Mal hier“, sagen sie in der Bibliothek, die mit ihren Handschriften die „geistige Schatzkammer“ des Hospitals darstellt. Vor dem geistlichen Abschluss des Abends sind die beiden Zeltinger auch als Helfende im Einsatz bei der geführten Weinprobe in der Vinothek.
Zu den zahlreichen Mitwirkenden gehört auch das Bernkasteler Nikolaus-von-Kues-Gymnasium. Zwölftklässlerin Andzhelika Zinovieva wird für ihr Titelbild für den aktuellen Flyer ausgezeichnet.