Autobahn- und Radwegekirche:Dreifach-Jubiläum in St. Paul

Wittlich. Der Kaufmann und Wirt Peter Weber hatte an dem Ort bis 1921 eine beliebte Sommerwirtschaft betrieben. Die Steyler Missionare wurden auf die Fläche aufmerksam und kauften das 54 Morgen große Gelände. 1925 fand der Spatenstich für das Missionshaus und die Schule statt. Das sowie 55 Jahre Kirchweihe und 15 Jahre Autobahnkirche wurden jetzt am Weltmissionssonntag gefeiert.
In dem Festgottesdienst, zu dem unter anderem auch die Steyler Patres Norbert Mushoff aus St. Wendel, Dr. Ralf Huning aus Bernkastel-Kues und Stephan Senge aus Himmerod gekommen waren, ging es um das Thema „Kirche unterwegs“, mit dem sich Provinzialrat Pater Dr. Fidelis Regi Waton aus St. Augustin in seiner Predigt beschäftigte. Er sagte, dass Unterbrechungen im Alltag oft eine Bereicherung seien, die Gelegenheit dazu gäben, aus dem Alltagstrott herauszukommen. Die Autobahn- und Radwegekirche sei ein geeigneter Ort, um zur Ruhe zu kommen und innezuhalten. Der Steyler Missionar rief dazu auf, den Glauben in die Welt zu tragen und die Botschaft Jesu zu leben, „auch im Umgang miteinander“. Es sei notwendig, sich von traditionellen Wegen zu lösen und neue Wege zu gehen, um neue Menschen anzusprechen – etwa mit einer Autobahnkirche. Das Gotteshaus war bei der Eucharistiefeier mit 180 Besuchern vollbesetzt.
Viele Gottesdienste und andere Veranstaltungen
Auch wenn kein Jubiläum zu feiern ist, wird die Kirche rege genutzt: Dieter Burgard, Vorsitzender des Fördervereins, erklärt: „Es gibt jeden Sonntag zwei Gottesdienste, dazu kommen ein Vortrag, ein Konzert, ein Taizé- und ein Menschenrechtsgebet pro Monat. Ausstellungen und Schulgottesdienste finden hier statt, und es wird auch geheiratet hier.“ Um das Missionshaus und die Kirche ist in den vergangenen Jahren ein Wohngebiet mit 500 Einwohnern entstanden. Der Verein „Miteinander in St. Paul“ macht Angebote für das gemeinschaftliche Leben.
Bürgermeister Joachim Rodenkirch betonte in einem Grußwort, dass St. Paul und das Erbe der Steyler Missionare fest eingebunden seien ins Leben der Kreisstadt.
Eine Ausstellung, die den Wandel in St. Paul deutlich machte, stieß auf reges Interesse. Die ersten Schüler konnten 1927 unterrichtet werden. Im Zweiten Weltkrieg diente das Missionshaus als Lazarett. Von 1946 bis 1969 war wieder Schulbetrieb, das Internat gab es bis 1980. Ein Exerzitien- und Tagungshaus war hier ebenfalls. 2007 wurde das Kloster aufgelöst, und zehn Jahre später verließen die letzten Steyler Patres St. Paul. Ein Förderverein übernahm und sorgt bis heute für ein lebendiges Glaubensleben.
Pater Huning hatte vor fünf Jahren als letzter der Steyler Missionare Abschied von St. Paul genommen. Er sagte, neben allem „Schulterklopfen“ sei ein Jubiläum auch ein Moment, in dem man alle Bereiche anschauen müsse. „In meiner Zeit hier habe ich auch Menschen getroffen, die keine guten Erinnerungen an St. Paul und das Internat hatten, weil ihnen körperliches und seelisches Leid angetan wurde. Wir wollen auch dort hinschauen und sagen: Wir sehen euch, wir hören euch und fragen uns, wie wir hier sensibler werden können.“
Bei einem anschließenden Umtrunk gab es die Gelegenheit bei den Lüxemer Frauen, die St. Paul seit vielen Jahren unterstützen, Kränze, Gestricktes und weiteres Selbstgemachtes einzukaufen.