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Urlaubsvertretung:Die eine Botschaft verkünden

Fahren Priester in Urlaub, sind sie froh, wenn sie vertreten werden. In diesem Jahr ist Francis Okeke einer von 28 Geistlichen, die in der Urlaubszeit im Bistum Trier aushelfen.
Francis Okeke im Pfarrgarten von St. Markus in Wittlich.
Datum:
2. Aug. 2025
Von:
Stefan Endres

Wittlich. Im Monat Juli war  Francis Okeke in der Pfarrei Im Wittlicher Tal St. Anna im Dienst und übernahm für zwei Wochen die Urlaubsvertretung für Dekan Matthias Veit und Kooperator Stephan Feldhausen. Zum ersten Mal ist der 42-Jährige aus Nigeria im Bistum Trier, aber es ist nicht sein erstes Mal in Deutschland. Denn Father Francis spricht bereits gut die Sprache des Landes, in das er immer wieder reist. Sogar mit bayrischem Idiom – denn bereits fünf Mal war er im Bistum Augsburg als Ferienvertretung im Einsatz. „Hier bin ich dahoam“, sagt Okeke über sein Gastland und muss selbst über das Sprachspiel lachen. 

Deutschland ist zweite Heimat geworden

Und er kennt nicht nur sprachliche Besonderheiten, sondern weiß mittlerweile auch, was ihm Deutschland bedeutet. „Es ist meine zweite Heimat“, sagt er voller Überzeugung – und ergänzt: „Mehr als Rom“. Obwohl er dort studiert hat und auch jetzt aus der Ewigen Stadt angereist ist, wo er derzeit an seiner Promotion arbeitet. „Die Gastfreundschaft in Deutschland ist sehr gut und ich bin bisher immer gut aufgenommen worden. Die Leute sind offen und freundlich“, sagt er über sein zweites Zuhause.

Okeke kommt aus dem nigerianischen Erzbistum Onitsha. Neben der Kirche des westafrikanischen Landes kennt er mittlerweile auch die römische, jene im ländlichen Bayern und die in den USA, wo er eine Zeitlang eine Gemeinde betreut hat. Er spricht neben seiner nigerianischen Muttersprache Igbo und der Amtssprache Englisch auch Italienisch, Deutsch und etwas Spanisch. Latein, Griechisch und Hebräisch braucht er als Studiensprachen an der Päpstlichen Universität Urbaniana. „Ich mag es, Fremdsprachen zu lernen“, verrät Father Francis. Das merkt man ihm an, wenn er in seiner Predigt gerne mal – wie in der Wittlicher St.-Markus-Kirche – ganz genau auf die Herkunft eines zentralen Wortes schaut, um eine Botschaft verständlich zu machen. Mit seiner Erfahrung aus verschiedenen Sprachen und den kulturellen Prägungen aus der Weltkirche beobachtet er auch Unterschiede zwischen seiner westafrikanischen Heimat-Kirche und der deutschen. „In Nigeria kommen zu jeder Sonntagsmesse viele Gläubige, und oft finden sieben Gottesdienste während des Sonntags statt, der erste um fünf Uhr morgens“, sagt der Priester. „In Deutschland ist dagegen das Gemeindeleben viel stärker geprägt von Aktionen und Unterstützung, und die christliche Tradition ist überall stärker vorhanden“, beobachtet Okeke.

Für den Dienst an der Verkündigung stehen bei ihm nicht nur seine pastoralen Reisen und seine priesterlichen Urlaubsvertretungen, sondern auch seine wissenschaftliche Tätigkeit. In seiner Doktorarbeit in dogmatischer Theologie gehe es um die Dreifaltigkeit, wie er erzählt. „Ich will versuchen, die Trinität in meiner Heimatkirche und für unsere Kultur besser zu erklären, damit die Menschen dort Gott mehr verstehen und mit ihm in eine persönliche Beziehung  kommen können“, sagt Father Francis. Denn die Menschen entfernten sich in seiner Heimat, die im Schnitt noch zur Hälfte christlich sei, zusehends von der Kirche und wendeten sich wieder mehr traditionellen Religionen zu. 

Nach der Promotion zurück nach Nigeria

Mit einem Dienst an der Glaubensverbreitung ist auch seine bisherige – und zukünftige – berufliche Tätigkeit verbunden, wie Okeke berichtet. Nach seiner Vikarszeit unterrichtete er zunächst an einem kleineren Priesterseminar in seiner Heimat, leitete dann nach dem Studium eine Primar- und Sekundarschule und war an-schließend für mehrere Jahre Dozent und stellvertretender Rektor an einem großen Priesterseminar im Bistum Onitsha. Dorthin will er auch nach der Promotion zurückkehren.

Zwischen Nigeria und Rom nimmt er sich die Zeit für die Urlaubsvertretungen in Deutschland, die er „als Ferien empfindet“, wie er sagt. Neben dem Dienst lese er gerne, höre Nachrichten – besonders über seine nigerianische Heimat – und gehe spazieren. Er erhalte außerdem viele Einladungen, die er gerne annehme – denn in Wittlich „will ich erst einmal die Leute kennenlernen“. Es ist ja sein erstes Mal in der Eifel. Bevor es dann wieder für vier Wochen ins bayrische „Dahoam“ geht.