Vertretungspriester:„Die deutsche Kirche ist stark“

Völklingen. Was macht ein Priester aus Indien, der normalerweise in Rom an seiner Promotion arbeitet, eigentlich in den Ferien? Für Upendra Digal ist die Antwort seit Jahren ganz einfach: Urlaubsvertretung in der Pfarrei St. Eligius und im Pastoralen Raum Völklingen. „Ich fühle mich hier schon zu Hause“, sagt der 38-Jährige. Immerhin ist er bereits zum vierten Mal zur Urlaubsvertretung in Völklingen.
Der junge Priester hält Gottesdienste in verschiedenen Kirchen und im Altenheim, spendet das Taufsakrament und unterstützt bei Beerdigungen. Es ist für alle eine – wie man so sagt – „Win-Win-Situation“, die rundum nur Vorteile hat. Denn die einen können ihren wohlverdienten Urlaub machen, und Digal kann sich so sein Studium mitfinanzieren und spart nebenbei die Kosten in Rom.
Kirche ganz anders als in der Heimat
Mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, sind für ihn aber die Erfahrungen, die er bei den Einsätzen im Saarland machen kann: die freundliche, hilfsbereite Aufnahme („alle unterstützen mich“) und der gegenseitige Erfahrungsaustausch, die Begegnungen. Denn die Kirche in Deutschland und im Bistum Trier präsentiert sich nun mal ganz anders als in seiner indischen Heimat.
Die deutsche Kirche ist stark.
Upendra Digal
Digals Heimatbistum ist die Erzdiözese Cuttack-Bhubaneswar an der Ostküste des riesigen Subkontinents – etwa 400 Kilometer südlich von Kalkutta. Im Bundesstaat Oshia, von dem Bhubaneswar die Hauptstadt ist, liegt der Anteil der Christen an der Bevölkerung nach aktuellen Zahlen unter einem Prozent.
Sein Blick von außen ermöglicht eine interessante Perspektive. Was Digal besonders auffällt: Hier im Raum Völklingen kommen nicht sehr viele Menschen zum Gottesdienst, und junge sehe man fast gar nicht. Aber er erklärt anerkennend: „Die Qualität ist sehr gut“ – womit er meint: Alle seien „aktiv, hilfsbereit und engagiert“. Und auch wenn Menschen die Kirche verlassen, findet er: „Die deutsche Kirche ist stark.“ In seiner Heimat „kommen alle zur Liturgie“ – aber danach gingen sie auch wieder auseinander.
Zwei Bischöfe kamen zum Überraschungsbesuch
Dieses Jahr war seine Zeit als Urlaubspriester von einem besonderen Höhepunkt gekrönt. Sein Chef, Erzbischof John Barwa, kam gemeinsam mit Telesphore Bilung, dem Bischof der Nachbardiözese, zu einem Überraschungsbesuch vorbei. Beide sind Steyler Missionare und waren zu Gesprächen nach St. Augustin gekommen, dem Hauptsitz des Ordens.
Digal wird nach seinem Studium mit dem Schwerpunkt Biblische Theologie wieder in seine Heimatdiözese zurückkehren, unter anderem bei der Nachwuchsausbildung mithelfen und Theologie am Regionalseminar unterrichten.
Aber erst einmal will er seine Doktorarbeit am St.-Petrus- College in Rom abschließen und danach noch einmal nach Völklingen zurückkommen – zum Abschied, bevor es wieder in die Heimat zu neuen Aufgaben geht.