Sparkurs:Die Spielräume werden enger

Nach der am 4. Juli bekanntgewordenen Kirchensteuer-Statistik der Deutschen Bischofskonferenz haben die 27 katholischen Bistümer 2024 wieder ein leichtes Plus eingefahren. 6,62 Milliarden Euro wurden in die Kassen der Kirche gespült – gut 113 Millionen Euro mehr als im Vorjahr und fast so viel wie in den Rekordjahren 2022 und 2021, als 6,84 Milliarden Euro und 6,73 Milliarden Euro verbucht wurden.
Doch im April hatte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft bilanziert, dass die Kirchen immer weniger Geld zur Verfügung hätten. „Inflationsbereinigt sinken die Einnahmen seit Jahren – ein Trend, der sich angesichts der demografischen Entwicklung fortsetzen wird.“ Von dem leichten Anstieg werde nicht viel übrig bleiben, mahnten die Wirtschaftsexperten aufgrund einer eigenen Berechnung, die von einem Plus von 100 Millionen Euro ausging. „Inflationsbereinigt haben die Kirchen in diesem Jahr rund 150 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Im Vergleich zu 2019 sind die realen Einnahmen um fast 20 Prozent zurückgegangen.“
Auch mittelfristig keine steigenden Einnahmen
Auch mittelfristig sei nicht mit spürbar steigenden Einnahmen zu rechnen, so das Institut, das auf seiner Internetseite eine einleuchtende Grafik veröffentlichte. Der Abstand zwischen den Nominal-Einnahmen und preisbereinigten Einnahmen wird dabei bis 2029 immer größer. Gegen Ende des Jahrzehnts, so die Prognose, könnte bei einer anziehenden Wirtschaft immerhin das nominale Niveau des Jahres 2022 von gut 13 Milliarden Euro für beide Kirchen wieder erreicht werden. 2024 waren es rund 12,6 Milliarden.
Die Notwendigkeit, die Kosten dauerhaft zu senken, ist weiterhin gegeben.
Judith Rupp, Pressesprecherin Bistum Trier
Schon jetzt sehen sich viele Bistümer unter Spardruck. „Die Notwendigkeit, die Kosten dauerhaft zu senken, ist weiterhin gegeben“, sagte Judith Rupp, Pressesprecherin des Bistums Trier, auf Anfrage des „Paulinus“. Sie verwies auf die Aussagen bei der Pressekonferenz zum Haushaltsplan 2025.
Die Spielräume werden kleiner. Eine Debatte über kirchliche Prioritäten scheint unausweichlich. Der Limburger Bischof Georg Bätzing sieht die Kirche angesichts schwindender personeller und finanzieller Mittel vor erheblichen Richtungsdebatten.
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen in der Kirche und eines „erwartbaren Rückgangs des Kirchensteueraufkommens“ planen die Bischöfe Einsparungen in Millionenhöhe. Am 7. Juli kündigte die Deutsche Bischofskonferenz „harte Einschnitte“ bei zahlreichen Institutionen und Einrichtungen an, die über den Haushalt des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) bundesweit einen Zuschuss erhalten. Aus der von der Bischofskonferenz veröffentlichten Mitteilung geht nicht hervor, wer auf welche Weise von den Kürzungen betroffen sein wird.
Kräfte der Kirche schwinden
VDD-Geschäftsführerin Beate Gilles betont darin, man werde sich auch „aus der Unterstützung von Handlungsfeldern zurückziehen müssen, die durchaus wichtig und auch vom Evangelium her geboten sind, zu deren Unterstützung uns aber schlicht und ergreifend die Kräfte fehlen“. Dies sei dann weniger eine Aussage über die Bedeutung des jeweiligen Handlungsfeldes als vielmehr „eine Aussage über die schwindenden Kräfte der Kirche insgesamt“.
Der VDD koordiniert etliche bundesweite Aufgaben, die die 27 Bistümer gemeinschaftlich wahrnehmen. Hilfswerke und Verbände erhalten vom VDD ebenso Geld wie die Auslandsseelsorge, kirchliche Medienunternehmen und das Sekretariat der Bischofskonferenz.