„Kirua-Kinderhospital-Hilfe“ :Das Abenteuer nach dem Abenteuer

Trierweiler. Alles begann im Jahr 2013 mit dem kleinen sportlichen Abenteuer, zum 60. Geburtstag den höchsten Berg Afrikas zu erklimmen. Nach der anstrengenden Besteigung versprach Kimmlingen dem hilfreichen Bergführer, dessen Sohn den Besuch einer Privatschule zu ermöglichen. Zuhause in Trierweiler löste er sein Versprechen ein – und finanzierte zuerst eine Schulpatenschaft über den Linnicher Verein „Kinderhilfe Moshi“, der sich im Nordosten Tansanias für Bildung einsetzt.
Damit war der Ehrgeiz des ausgebildeten Ingenieurs geweckt, und er begann, regelmäßig Spenden zu sammeln – zunächst für eine Schule in der Stadt Moshi, dann für den Bau eines Krankenhauses auf dem Land in Kirua in der Region Kilimandscharo. Und als die Klinik dort im Jahr 2019 eröffnet wurde, stieg Kimmlingen erst so richtig ein: Er gründete mit Gleichgesinnten den Verein „Kirua-Kinderhospital-Hilfe“, um das Krankenhaus auszubauen und dauerhaft zu unterstützen.
Wenn ich nach Kirua komme, bin ich in einer anderen Welt. Da bin ich nur ‚Mister Edi‘ – und alle winken und freuen sich.
Eduard Kimmlingen
Inzwischen gibt es dort eine Geburts- und eine Impfstation, eine Zahnarzt- sowie eine Augenarztpraxis, eine Physio- und eine Röntgenabteilung – alle einschließlich der wichtigsten medizinischen Geräte. Für das Personal sind zwei separate Gebäude mit 15 Appartements entstanden. Im Januar steht für Kimmlingen und einige Begleiter die bereits 15. Reise in den Bezirk Kirua an. „Wenn wir bis dahin genug Geld haben, finanzieren wir den Bau von zwei weiteren Projekten, einer gynäkologischen Abteilung und einer Intensivstation“, berichtet der rührige 72-Jährige. Zusätzlich soll ein Container mit Betten, Geräten für die Physiotherapie und 5700 Brillen des Vereins „Brillen ohne Grenzen“ entladen werden.
Fast 300.000 Euro gesammelt und investiert
Fast 300.000 Euro hat der ehrenamtlich geführte Verein aus Trierweiler bereits gesammelt und investiert. Eingenommen wird das Geld durch die Beiträge der derzeit 60 Mitglieder, viele kleine und größere private Spenden, Benefizveranstaltungen sowie Aktionen in Schulen. Bei einem Spendenlauf des Trierer Max-Planck-Gymnasiums (MPG) kamen kürzlich 6.000 Euro zusammen. „Alleine damit kann man rund 60 Kaiserschnitte durchführen“, freut sich Kimmlingen darüber, wie viele kleine Spenden Großes bewirken können. Dabei liegen ihm die Geburtsstation mit ihren mehr als hundert Geburten im Jahr sowie die Gynäkologie besonders am Herzen.
Über das ursprünglich geplante reine Hospital für Kinder, auf das der Vereinsname verweist, sei man schnell hinausgewachsen. Über hundert Betten, rund 35 Mitarbeitende und etwa 5000 Patientinnen und Patienten pro Jahr spiegelten die Bedeutung des Hospitals an der Grenze des Kilimandscharo-Nationalparks wider.
„Es ist unheimlich erfüllend“, sagt Kimmlingen über den Einsatz der Spenderinnen und Spender – und die Möglichkeiten, die durch sie geschaffen würden. „Wenn ich nach Kirua komme, bin ich in einer anderen Welt. Da bin ich nur ‚Mister Edi‘ – und alle winken und freuen sich. Man sieht regelrecht die Dankbarkeit – und kann sehen, was man erreicht hat. Es macht auch einfach Spaß, sich zu kümmern – angefangen von der kleinsten Schraube, die irgendwo fehlt, bis hin zum Hausbau“, sagt der Trierweilerer, der viele Jahre lang bei der Telekom und danach bis zu seinem Ruhestand im Informatikbereich bei der Europäischen Union in Luxemburg gearbeitet hat.
Das Hospital soll sich irgendwann selbst tragen
„Das Ziel ist, dass sich das private Hospital irgendwann alleine finanziert“, schaut Kimmlingen in die Zukunft. Bis dahin müssten aber alle Baumaßnahmen, für die man vor Ort von einem vertrauenswürdigen jungen Architekten unterstützt werde, abgeschlossen sein. Eng sei auch die Zusammenarbeit mit dem Träger des katholischen St. Monica Hospitals, der „Kirua Children Care Foundation“ unter der Leitung des Priesters Dr. Amadeus Macha.
Der Sohn des Bergführers, dem Kimmlingen seine Privatschule finanziert hat, mache gerade sein Abitur, erzählt der Vereinsvorsitzende. „Er will Arzt werden. Und wer weiß – vielleicht kommt er danach ja an ‚unser‘ Hospital!“