Foto: KNA
Eine Frau begrüßt das Kirchenoberhaupt bei einem interreligiösen Treffen in einem Sportpalast in Mosambiks Hauptstadt Maputo.
Frieden, Dialog und Vielfalt
Von: Burkhard Jürgens | 15. September 2019
Beim fünftägigen Besuch in Mosambik, Madagaskar und Mauritius hat Papst Franziskus manches nur angerissen – deutlich ist er dennoch geworden.
In Mosambik bestärkte Franziskus die verfeindeten Parteien Frelimo und Renamo, im erneuten Anlauf ihre Anliegen künftig demokratisch statt blutig zu verfechten. Ihr fünf Wochen zuvor geschlossenes Abkommen würdigte er als einen „Meilenstein“. Der historische Friedensvertrag von 1992, mit kirchlicher Unterstützung ausgehandelt, sollte einen langen Bürgerkrieg beenden, hatte sich aber wiederholt als brüchig erwiesen.
Junge Menschen aller Glaubensrichtungen rief er bei einem Treffen auf, „eine neue Seite der Geschichte zu schreiben, voll Hoffnung, Frieden und Versöhnung“.
Unverblümt sprach er in der Schlussmesse das Paradox an, dass Mosambik über große Reichtümer verfügt, aber von bitterer Armut geprägt ist. „Es ist traurig, wenn es Geschwister des gleichen Landes sind, die sich zu Korruption verleiten lassen.“
Papst kritisiert exzessive Entwaldung
Maßnahmen für bessere Einkommensverteilung forderte er und mehr Chancen auf Arbeit und Mitgestaltung. Die Bischöfe hielt er zu einem prophetischeren Auftreten gegenüber dem Staat an. Der „Biss des Evangeliums“ dürfe nicht durch „fragwürdige Übereinkünfte“ mit dem Staat verloren gehen. Ein großes Thema ist der Schwund der einzigartigen Artenvielfalt.
Deutlich kritisierte Franziskus die „exzessive Entwaldung, die nur dem Vorteil einiger weniger dient“. Sie bedrohe die Zukunft des Landes wie auch die Biodiversität an sich.
Die letzte Station des Papstes galt Mauritius, Urlaubs- und Steuerparadies und einer der am besten entwickelten Staaten Afrikas. Die Gesellschaft der Insel hat sich, wenn auch durch dunkle Zeiten hindurch, aus Zuwanderern geformt. Doch die erfolgreich zusammengeschweißte Vielfalt aus Ethnien und Religionen zeigt Risse, seit die Wirtschaftsentwicklung nicht mehr so glücklich verläuft. Für Franziskus ist Mauritius ein Beispiel, wie Kulturen und Religionen sich gegenseitig bereichern und einen „Weg des Zusammenlebens“ finden könnten.
Geistlicher Ton statt moraltheologische Debatte
Franziskus vermied jede moraltheologische Debatte und schlug einen geistlichen Ton an. Aids-Patienten verglich er mit Menschen, die am Straßenrand liegengeblieben sind und denen man über eine medizinische Behandlung hinaus ihre Würde zurückgeben müsse. Solche Zurückhaltung stieß bei einheimischen Theologen auf Beifall. Fragen der Sexualität sind in Afrika zu sehr mit einem Tabu behaftet, als dass man so offen wie in Europa darüber reden könnte.
Ähnlich ließ der Papst die Frage der Familienplanung aus. Franziskus weiß, dass ein Appell zu verantworteter Elternschaft und Augenmaß in Moralfragen die schwelende Debatte mit ultrakonservativen Katholiken angeheizt hätte. Zudem entging er so der Verdächtigung durch afrikanische Gastgeber, sich zum Helfer des Westens zu machen, der aus Eigeninteressen das Bevölkerungswachstum in Afrika dämpfen will.
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