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„Du darfst lachen und weinen!“

Foto: KNA
Viele trauernde Kinder wollen nicht über ihren Kummer sprechen. Manche können eher malend ausdrücken, was sie bewegt.

„Du darfst lachen und weinen!“

Von: Theresia Wagner | 14. Oktober 2012
Wenn Kinder den Tod eines vertrauten, lieben Menschen verkraften müssen, dann brauchen sie
einfühlsame Erwachsene an ihrer Seite – doch was bedeutet das? Mit dieser Frage und weiteren Aspekten des Themas „Kinder und Trauer“ beschäftigt sich die „Paulinus“-Lebensberatung.

Viele Erwachsene würden ihre Kinder gerne vor der Erfahrung von Trauer und Leid behüten. Das ist nicht möglich, das sieht unser Lebensweg nicht vor. Auch Kinder begegnen dem Thema Sterben und Trauer: Da stirbt Oma nach langer Krankheit. Der Lieblingsonkel verunglückt beim Autounfall. Die Klassenkameradin stirbt an Leukämie.

In all diesen Situationen muss das Kind den Verlust eines ihm nahe stehenden, lieben Menschen verkraften.

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein gesundes Kind den Tod eines für ihn wichtigen Menschen aus eigener Kraft überwinden kann. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Kinder das ganz alleine können. Nein, im Gegenteil: Trauernde Kinder brauchen einfühlsame Erwachsene an ihrer Seite. Erwachsene, die ihnen sagen und vor allem zeigen „Es ist in Ordnung, wie Du Dich gerade fühlst! Du darfst lachen und auch traurig sein.“ und „Ich bin bei Dir!“. Damit sind die fundamentalen Voraussetzungen für eine gute Verarbeitung der Trauer geschaffen.

Kinder erleben und zeigen Trauer anders als Erwachsene. Sie reagieren je nach Alter und Situation sehr unterschiedlich auf den Tod eines ihnen nahe stehenden Menschen. Faktoren, die die Art wie Kinder trauern beeinflussen, sind zum Beispiel das Alter des Kindes, die Beziehung zum Verstorbenen, die Umstände des Todes und auch die Reaktionen für das Kind wichtiger Bezugspersonen.

Wenn die Tränen nicht fließen wollen

Nicht immer ist es für die Eltern und die Erwachsenen in der Umgebung des Kindes leicht zu verstehen, wie das Kind mit seiner Trauer umgeht. Viele Eltern meinen: „Das Kind weint nicht, das bedeutet bestimmt, dass es nicht traurig ist“ und wundern sich über die scheinbar so gefühlskalte Reaktion des Kindes.

Erwachsene sind auch häufig dadurch irritiert, dass die Kinder sehr schnell zwischen fröhlichem, ausgelassenen Spiel und Ernst und Traurigkeit hin und her wechseln. Aber die Kinder leben viel direkter und intensiver, sind eigentlich viel mehr im „Hier und Jetzt“ als wir Erwachsene. Das heißt: Wenn das Kind spielt, dann spielt es und sonst nichts, wenn es traurig ist, ist es traurig und sonst nichts. Und diese Erlebniszustände können eben sehr schnellen Wechseln unterliegen.

Verschiedene Entwicklungsstufen

Jeder Mensch hat seinen individuellen Weg durch die Trauer. Und Kinder erleben Tod und Trauer auch noch unterschiedlich je nach Alter und Entwicklungsstand.

Kinder bis zu zwei bis drei Jahren reagieren oft wütend und trotzig. Sie leiden vorwiegend unter der Trennung und haben noch keine Vorstellung von „tot sein“. Wichtig in dieser Altersstufe: Die Kinder brauchen ihre vertrauten Bezugspersonen beziehungsweise ihre vertraute Umgebung.

Kindergartenkinder sind häufig verunsichert durch den Tod einer nahen Bezugsperson. In diesem Alter stellen sich die Kinder den Tod als etwas Vorübergehendes vor. Erwachsene sollten also auf die unter Umständen häufiger gestellte Frage „Wann kommt denn Mama endlich wieder?“ vorbereitet sein.

Grundschulkinder empfinden den Verlust des Verstorbenen schon deutlich und trauern ähnlich wie Erwachsene – allerdings kann die Reaktion verzögert auftreten.

Jugendliche erwecken oft den befremdlichen Eindruck, dass sie der Tod gar nicht berührt. Für sie ist es sehr wichtig, dass sie selbst entscheiden können, wem sie ihre Gefühle zeigen.

Keine „Vorträge“ halten

Im Kontakt mit trauernden Kindern gilt der Grundsatz: Nur die Fragen beantworten, die das Kind stellt – keine „Vorträge“ halten, aber (ganz wesentlich!) immer ein offenes Ohr für die Kinderfragen haben und sich mit den Fragen befassen. Es ist nicht entscheidend, immer alles beantworten zu können oder alles zu wissen. Entscheidend ist, dass die Kinder spüren, sie erhalten bei den Erwachsenen ein offenes Ohr und eine ehrliche Antwort.

Natürlich müssen Kinder nicht über alle medizinischen Details eines Todes Bescheid wissen oder den genauen Unfallhergang kennen. Erwachsene dürfen auch sagen: „Das weiß ich nicht.“ Oder „Darüber will ich Dir jetzt nichts Weiteres sagen.“ Entscheidend ist, dass die Erwachsenen ehrlich bleiben und die Fragen der Kinder zulassen – auch und besonders dann, wenn sie die Fragen zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten können oder wollen. Selbstredend brauchen die Kinder ihre Antworten in verständlicher, ihrem Alter und Entwicklungsstand angemessener Sprache.

Nicht immer sind die Verhaltensweisen, die das Kind zeigt, eindeutig als Merkmale von Trauer zu identifizieren. Manche Kinder zeigen einen zeitweiligen Rückschritt in bereits überwunden geglaubte Entwicklungsstufen wie zum Beispiel Einnässen, starkes Anklammern oder Daumenlutschen. Andere Eltern wundern sich darüber, dass ihr Kind plötzlich Konzentrationsprobleme in der Schule hat.

Manche Kinder werden zeitweise sehr ruhig und ziehen sich häufig alleine zurück. Andere können es kaum ertragen, wenn es ruhig und still ist: Sie brauchen immer Aktion, Leben und Menschen um sich herum. Viele Kinder neigen auch zu Schlafproblemen, zeigen körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen oder wenig Appetit. Hier sind feinfühlige Erwachsene im Umfeld der Kinder gefragt, die diese Symptome wahrnehmen und darauf eingehen, ohne sie jedoch überzubewerten oder zu hoch zu bewerten.

Zeichen von Stabilität und Kontinuität setzen

Besonders wenn ein enges Familienmitglied stirbt, ist es für das Kind hilfreich, wenn seine gewohnte Umgebung und seine gewohnten Aktivitäten und Rituale (von Schule bis Schwimmverein und Schlafenszeit) möglichst erhalten bleiben. Dadurch erfährt es in dieser zutiefst verunsichernden Zeit ein Zeichen von Stabilität und Kontinuität.

Professionelle Unterstützung brauchen Kinder vor allem dann, wenn der Tod des nahestehenden Menschen unter besonders schwierigen Umständen geschah: bei Gewalt, Verbrechen oder bei einem tragischen Unfall. Aber auch, wenn die Kinder in einem kurzen Zeitraum mehrere Erfahrungen vom Tod nahe stehender Menschen zu verarbeiten haben.

Trauer an sich, die Verarbeitung des Verlustes eines geliebten Menschen muss hingegen auch für Kinder keine traumatischen Folgen haben. Aber Trauer muss gelebt werden, muss Raum im Leben der hinterbliebenen Erwachsenen und Kinder haben.

  • Tipps
    Wie können Erwachsene Kinder in Trauer unterstützen?

    Als vertraute Person für das Kind da sein.

    Für die Fragen des Kindes da sein, zuhören – und mit dem Kind gemeinsam aushalten, dass manchmal keine Antwort möglich ist.

    Die alltäglichen körperlichen und emotionalen Bedürfnisse des Kindes berücksichtigen und soweit wie möglich erfüllen.

    Dem Kind zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn es lacht und sich freut und auch, wenn es traurig ist.

    Auf mögliche Veränderungen im Verhalten des Kindes achten und falls notwendig, professionelle Hilfe für das Kind und mit dem Kind in Anspruch nehmen.


  • Lebensberatung im Bistum Trier
    Insgesamt gibt es – von Ahrweiler bis Wittlich – 20 Lebensberatungsstellen des Bistums Trier, an die sich jede und jeder Ratsuchende wenden kann.

    Der zuständige Arbeitsbereich im Generalvikariat wird geleitet von Dr. Andreas Zimmer. Kontaktadresse: Lebensberatung im Bistum Trier, Bischöfliches Generalvikariat, Hinter dem Dom 6, 54290 Trier, Telefon (06 51) 71 05-2 79, E-Mail beratung@bgv-trier.de, Internet www.lebensberatung.info.

    Über 70 weitere Artikel sind in der "Paulinus"-Rubrik „Lebensberatung im Paulinus“ zu finden.



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  • Weitere Videos
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